Ev. Kirche erinnert heute an verfolgte Christen
Sonntag, 05.03.2023
Nach Angaben des Hilfswerkes "Open Doors e.V." werden weltweit Millionen Christen wegen ihres Glaubens verfolgt oder bedrängt – Tendenz steigend. Mitte Januar 2023 hat der Verein seinen aktuellen "Weltverfolgungsindex" veröffentlicht.
Demnach wird die 50 Länder umfassende Liste der schlimmsten Verfolgerstaaten laut "Open Doors" erneut angeführt von Nordkorea, das diesen traurigen ersten Platz bereits seit über 20 Jahren inne hat. Christen gälten dort als Staatsfeinde, so Open Doors-Sprecher Markus Rode: Bis zu bis 70.000 Christen würden in Nordkorea in Arbeitslagern zu Tode gefoltert.
Platz 2 belegt Somalia, gefolgt von Jemen, Eritra und Libyen. Unter den "TOP 50" finden sich mit Ägypten (Platz 35), Tunesien (Platz 36) und der Türkei (Platz 41) auch langjährige Urlaubsländer deutscher Touristen. Dieser sogenannte "Weltverfolgungsindex" wird nach Angaben von Open Doors von einem Expertengremium in Zusammenarbeit mit christlichen Mitarbeitern vor Ort erstellt und einmal jährlich veröffentlicht. In den 50 Ländern des Weltverfolgungsindex leben etwa 744 Millionen Christen. Rund 312 Millionen von ihnen sind laut Open Doors „einem sehr hohen bis extremen Maß an Verfolgung und Diskriminierung ausgesetzt.“
Gründe dafür, dass Christen massiv bedrängt und bedroht werden, sind zum einen der wachsende radikale Islamismus, ethnisch-religiöse Feindschaften sowie der zunehmende religiös motivierte Nationalismus wie z.B. in Indien, sagt Markus Rode von Open Doors: „Hindu-Nationalisten versuchen das Ziel umzusetzen: »Jeder Inder muss ein Hindu sein«. Und somit sind alle, die keine Hindus sind, Feinde der Regierung.“
Auch der Kommunismus erhöht den Verfolgungsdruck auf Christen, wie das Beispiel China zeigt. Das Land liegt im aktuellen "Weltverfolgungsindex" mittlerweile auf Platz 16. Im Bericht von Open Doors heißt es dazu: „In früheren Berichtszeiträumen wurden vor allem große Kirchen, die politisch aktiv waren oder ausländische Gäste einluden, überwacht und geschlossen; jetzt kann dies jede Kirche treffen, ob unabhängig oder staatlich anerkannt. Anstatt jedoch eine Kirche oder ein Kirchengebäude in aller Öffentlichkeit zu schließen, verweigerten die Behörden einfach die Wiedereröffnung, nachdem die Beschränkungen aufgrund der Covid-19-Pandemie in einigen Regionen aufgehoben worden waren. Bereits seit 2018, also schon vor der Pandemie, sind manche Kirchen und Versammlungsräume einfach verschwunden.“
Seit 2010 gibt es für den gesamten Raum der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) alljährlich einen Aufruf zur Fürbitte für bedrängte und verfolgte Christen. Er soll aufmerksam machen auf das Leid, das Menschen durch die Verweigerung der Religionsfreiheit oder durch regelrechte Religionsverfolgung zugefügt wird. Vereinzelt gab es schon in der Vergangenheit Initiativkreise und evangelische Landeskirchen, die einen Tag der verfolgten Christen eingerichtet haben. Seit 2010 wird der "Tag der bedrängten und verfolgten Christen" immer am zweiten Sonntag der vorösterlichen Passionszeit (Sonntag Reminiszere) begangen. Der Sonntag Reminiszere fällt in diesem Jahr auf den 5. März.
Schwerpunkt der EKD-Fürbitte ist in diesem Jahr Äthiopien. Dazu heißt es auf der Internetseite: „Äthiopien ist eines der Länder mit der ältesten christlichen Tradition. Zahlreiche UNESCO-Weltkulturerbestätten zeugen von einer langen Geschichte und reicher Kultur. Doch Äthiopien ist auch ein von Naturkatastrophen, Hunger und Kriegen gezeichnetes Land. Und ein Land, in dem Christen immer wieder gegen ihre Glaubensgeschwister kämpfen und dabei auch nicht davor zurückschrecken, bedeutende religiöse Stätten zu zerstören.“ Dass hier also Christen unterschiedlicher Konfessionen gegeneinander kämpfen, bestätigt auch das Hilfswerk „Open Doors“, das Äthiopien auf Platz 39 in ihrem „Weltverfolgungsindex“ führt.