Ev. Kirchen in NRW: Fracking ist keine Lösung
Sonntag, 06.04.2014
Angesichts der Krim-Krise fordern Vertreter aus Politik und Wirtschaft: Deutschland sollte sich unabhängiger machen vom russischen Gas. Ihr Vorschlag: in NRW eine Fracking-Pilotanlage bauen. Die evangelischen Landeskirchen in NRW sind dagegen.
Gut 2 Billionen Kubikmeter - soviel Erdgas soll angeblich deutschlandweit im Boden schlummern, eingeschlossen in bestimmten Gesteinsschichten. Mit Pressluft und einem Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien lässt sich dieses eingeschlossene Erdgas aber freisetzen und fördern. Fracking heißt diese Methode, die z.B. in den USA schon längst im Einsatz ist. Auch in Deutschland könnte sie grundsätzlich zum Zuge kommen, nachdem sich Bundeswirtschaftsministerium und Bundesumweltministerium Ende Februar 2013 entsprechend geeinigt hatten. In ihrem gemeinsamen Text heißt es dazu u.a.: "Unterschiedliche unabhängige Gutachten kommen im Kern zu dem Ergebnis, dass das Verfahren unter der Voraussetzung eingesetzt werden kann, dass der Schutz des Trinkwassers gewährleistet ist und keine nachteiligen Umweltbeeinträchtigungen eintreten."
Der Beauftragte für Umwelt, Klima und Energie der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR), Richard Brand, hält dem entgegen: "Fracking würde nach dem Bergrecht genehmigt werden, und im Bergrecht ist eine Umweltverträglichkeitsprüfung nicht obligatorisch vorgesehen, sondern erst ab einer bestimmten Größenordnung bei Gasförderung. Deswegen sagen die kirchlichen Umweltbeauftragten, dass es ein Moratorium geben soll, dass diese Fragen vorher alle geklärt werden müssen, um überhaupt eine ethische und auch fachlich vertretbare Entscheidung zum Fracking zu treffen."
Als Antwort auf die durch Wirtschaft und Politik wiederbelebte Debatte um das Fracking, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Umweltfachleute aus den drei evangelischen Landeskirchen in NRW vom 27. März 2014: "Alle in den letzten Jahren vorgelegten wissenschaftlichen Gutachten weisen ausdrücklich auf gravierende Wissenslücken zu den Auswirkungen der Fracking-Technologie hin (…) Besonders die Auswirkungen der eingesetzten Chemiecocktails sind weitgehend unerforscht."
Nach Angaben des Umweltreferenten der rheinischen Landeskirche, Richard Brand, würden beim Fracking bis zu 600 verschiedene Chemikalien verwendet, etliche davon seien bereits als giftig oder krebserregend identifiziert worden. Dementsprechend könne man nicht ausschließen, "dass das Grundwasser durch diese Chemikalien belastet wird." Selbst Erdbeben könnten durch das Fracking ausgelöst werden, so Brand. Wie es in der Stellungnahme der Kirchen weiter heißt, hätten "die intensiven Bergbauaktivitäten in NRW (…) den geologischen Untergrund bereits gestört, so dass Erdgasförderungen mit Hilfe von Fracking einer besonders sorgfältigen Prüfung bedürften." Gemeinsam warnen die Kirchen davor, die Krim-Krise zum Anlass zu nehmen, "um das bestehende Moratorium in NRW in Frage zu stellen und den Einstieg in das Fracking zu legitimieren."
Wie zuvor schon bei anderen Technologien, lassen sich die Kirchen nach Angaben von Richard Brand auch bei der Frage des Fracking von einem Vorsichtsprinzip leiten: "Für die Kirchen ist es halt wichtig, dass intensiv über die Risikofolgen von Technologien nachgedacht wird. Können wir diese Technologie verantworten angesichts der Langzeitfolgen für spätere Generationen, aber auch angesichts der Beeinflussung der Umwelt? (… ) Und Fracking ist halt ein Beispiel dafür, wo die Kirchen sagen: Unter den jetzigen Bedingungen halten wird diese Technologie nicht für verantwortbar." Die Landessynoden von rheinischer und westfälischer Kirche haben sich deshalb bereits in früheren Beschlüssen klar gegen das Fracking ausgesprochen.