Ev. Männerarbeit bringt Väter & Kinder zusammen
Sonntag, 29.05.2016
Die evangelischen Kirche ist weiblich: 76% aller Beschäftigten der verfassten Kirche sind Frauen. Auch bei den Ehrenamtlichen liegt ihr Anteil bei knapp 70%. Dagegen tauchen Männer im Gottesdienst und Gemeindeleben vergleichsweise selten auf.
Der Frage, warum das so ist, sind Martin Engelbrecht und Martin Rosowski in ihrer Studie "Was Männern Sinn gibt" aus dem Jahr 2006 nachgegangen. Eines ihrer Ergebnisse lautete: "Unabhängig davon, wie die Männer Kirche bereits erlebt haben, sie trauen den christlichen Kirchen nicht zu, jene Gegenwelt herzustellen, die für die Balance ihres Lebens so wichtig ist." Und eine weitere Erkenntnis der Studie war: "Die Kritik richtet sich gegen eine Glaubenslehre, die nach der Erfahrung der Männer nicht geeignet ist, um mit der Welt, in der sie leben, fertig zu werden, geschweige denn, um sie zu verändern." (Weitere Infos zum Thema lesen Sie hier)
Männer haben demnach offenbar ganz andere Fragen und Bedürfnisse, als die, die in den "normalen" Kirchengemeinden landauf landab thematisiert werden. Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche in Deutschland ist deshalb bis heute bestrebt, immer wieder neue Angebote zu entwickeln und Freiräume zu schaffen, die den tatsächlichen Interessen der Männer entgegenkommen. Im Gründungsjahr 1946 brauchten die vom 2. Weltkrieg körperlich und seelisch gezeichneten Männer vor allem noch Unterstützung und Seelsorge.
Später, so Martin Rosowski vom "Evangelischen Zentrum Frauen und Männer", habe sich die Männerarbeit dann zunächst auf die Berufswelt des Mannes konzentriert, ehe Anfang der 1970er Jahre auch Themen wie "Gesellschaft" und "Familie" aufgegriffen worden seien. Heute bestimmen Fragen wie "Was ist echte Männlichkeit?", "Was ist mein Beitrag in der Familie?" oder "Wie kann ich Beruf und Familie gut miteinander vereinbaren?" die Angebote der evangelischen Männerarbeit.
Besonders beliebt und entsprechend erfolgreich sind Angebote, bei denen Väter eine intensive gemeinsame Zeit mit ihren Kindern verbringen können – zum Beispiel beim mehrtägigen "Vater-Kind-Festival", dass seit 2003 jedes Jahr von den beiden evangelischen Kirchenkreisen Unna und Hamm veranstaltet wird. Die Männerarbeit der Evangelischen Kirche im Rheinland (EKiR) sucht dagegen über Kindergärten und Kindertagesstätten den Kontakt zu den Vätern und lädt sie ein, gemeinsam eine "Vätergruppe auf Zeit" zu bilden.
Herzstück dieses Angebotes ist ein Wochenendausflug, der unter einem gemeinsam vorbereiteten Motto wie "Piraten" oder "Wald" steht. Passend dazu können die Väter zusammen mit ihren Kindern spielen, basteln, sich verkleiden und Aktionen erleben. Abseits vom normalen Familienalltag lernen sich Väter und Kinder dabei ganz neu kennen, sagt Dietmar Fleischer von der Männerarbeit der EKiR. Oft höre er nach solch einem Wochenende von Vätern den Satz "Das hätten wir so nie gemacht, wenn die Mama dabei gewesen wäre." Und selbst die profitiere von diesen Vater-Kind-Aktionen, meint Fleischer, "weil die Mama ein freies Wochenende hat und das hören wir auch, dass die sich dann mit anderen Müttern verabreden, dass die gemeinsam irgendwas unternehmen, abends weggehen und einfach mal für sich sind." Einen Einblick in die Angebotspalette der Männerarbeit gibt ein Flyer, den Sie hier herunterladen können.
Dass diese Entlastung durchaus willkommen ist, zeigt auch eine aktuelle Erhebung des Statistischen Bundesamtes. Demnach kümmern sich Mütter pro Tag durchschnittlich 105 Minuten um ihre Kinder – Väter schaffen nicht mal die Hälfte: bei ihnen sind es gerade mal 51 Minuten.