Evangelische Kirche sucht Pfarrer-Nachwuchs
Sonntag, 18.02.2024
Trotz Mitgliederschwund und Sparprozessen – wer heute ein evangelisches Theologiestudium beginnt, hat gute Aussichten auf eine feste Pfarrstelle. Denn viele Geistliche werden in den kommenden Jahren in den Ruhestand verabschiedet.
In den kommenden zehn bis 15 Jahren werden die besonders geburtenstarken Jahrgänge der 1960er Jahre aus dem Berufsleben ausscheiden. Auch Tausende Geistliche aus der Generation der "Baby-Boomer" werden sich dann in den Ruhestand verabschieden. Allein die evangelische Kirche könnte so bis 2035 etwa die Hälfte ihres derzeit aktuellen Pfarrpersonals verlieren. Wegen des zeitgleichen Mitgliederschwundes der Kirchen werden sicher nicht alle Pfarrstellen auch wieder besetzt. So will etwa die Evangelische Kirche im Rheinland die Zahl ihrer Pfarrer/innen bis zum Jahr 2040 auf dann noch 700 halbieren. Doch der Bedarf an Nachwuchskräften ist da.
Gleichzeitig geht die Zahl derer, die evangelische Theologie studieren, kontinuierlich zurück. Laut dem Statistischen Bundesamt waren im Wintersemester 2021/2022 bundesweit 9.764 Studierende an deutschen Universitäten eingeschrieben, die als erstes Studienfach evangelische Theologie angegeben haben. Vor fünf Jahren, im Wintersemester 2017/2018, waren es noch 12.536 Studierende. Das entspricht ein Rückgang von rund 23 Prozent.
Weil diese Entwicklung auch in anderen evangelischen Landeskirchen absehbar ist, können Theologiestudenten/innen inzwischen in jedem Bundesland studieren und sich überall bewerben - unabhängig von landeskirchlichen Grenzen. Im Zuge des so genannten "Bologna-Prozesses" wurde 2009 auch das evangelische Theologiestudium neu geordnet. So tritt nach Angaben der EKD "neben die beiden Phasen des Grund- und Hauptstudiums (…) eine Integrationsphase, in der das Examen vorbereitet und absolviert wird. Die Regelstudienzeit bleibt bei 10 Semestern plus ggf. zwei Sprachsemestern." Ausführliche Informationen zum Theologiestudium bietet die Internetseite https://www.theologie-studieren.de/
In der katholischen Kirche, die nur männliche Bewerber zum Priesteramt zulässt, geht die Zahl der Priesterweihen seit Anfang der 1970er Jahre zurück. Der Evangelische Pressedienst (epd) schreibt zur Situation in Deutschland: „1962 waren es noch 557 junge Männer, die geweiht wurden, 1975 nur noch 191. Nach einem zwischenzeitlichen Hoch Ende der 1980er Jahre zählte die katholische Deutsche Bischofskonferenz [DBK] 2015 nur noch 58 Priesterweihen. Die Zahl der Priesterweihen lag nach Angaben der DBK 2022 bei 45, davon 33 Welt- und zwölf Ordenspriester.“
Die Evangelische Kirche von Westfalen hat ein Info-Portal ins Netz gestellt, auf dem neben Informationen zum Pfarrberuf auch noch weitere Berufe in der Kirche wie z.B. Religionslehrer oder Gemeindepädagoge vorgestellt werden. Mehr unter https://www.machkirche.de/berufe/ . Wer nach der Schule zunächst eine Zeit der Orientierung sucht, bevor er eine Ausbildung oder ein Studium beginnt, der kann in einer Einrichtung der Evangelischen Kirche von Westfalen auch ein freiwilliges Kompassjahr absolvieren.
In Deutschland kann man an 20 Universitäten und zwei kirchlichen Hochschulen evangelische Theologie studieren. Voraussetzung ist in der Regel die Allgemeine Hochschulreife (Abitur). Die Regelstudienzeit beträgt 10 Semester. Für das Studium benötigest werden Kenntnisse in den Sprachen Latein, Hebräisch und Griechisch benötigt. Hierfür werden bis zu 2 Semestern auf die Regelstudienzeit angerechnet. Die Sprachkurse stehen sinnvollerweise am Beginn des Studiums. Nach bestandener Prüfung haben die Studierenden ein Hebraicum, Latinum und Graecum (Abiturergänzungsprüfung). Anders als andere Studiengänge ist das Theologiestudium nicht in Bachelor und Masterabschluss unterteilt. Am Ende steht der Abschluss: Magister Theologiae. Mehr unter https://www.theologie-studieren.de/themen/vor_dem_studium/theologiestudium