Faire Woche 2019: "Da ist noch Luft nach oben"
Sonntag, 08.09.2019
Fußbälle, Rosen, Geschenkartikel, Kosmetik - die Produktpalette des fairen Handels umfasst längst mehr als nur Kaffee und Bananen. Kein Wunder, denn fair gehandelte Produkte sind bei Deutschlands Verbrauchern beliebt und weiter auf dem Vormarsch.
Nach Angaben des Statistik-Portals "Statista" verzeichnet der Handel mit Fairtrade-Produkten in Deutschland schon seit zwei Jahrzehnten einen regelrechten Boom mit zum Teil zweistelligen Zuwachsraten. So ist der Umsatz mit Fair-Trade-Produkten allein in Deutschland zwischen 1993 und 2018 von 29 Millionen Euro auf 1,6 Milliarden Euro gestiegen. Von dem Trend profitiert auch das von den Kirchen vor 40 Jahren mitbegründete Fair-Handelsunternehmen GEPA mit Sitz in Wuppertal. Eigenen Angaben zufolge ist die GEPA ("Gesellschaft zur Förderung der Partnerschaft mit der Dritten Welt") europaweit das größte Unternehmen, das direkt mit Kleinproduzenten zusammenarbeitet und dabei großen Wert auf die Einhaltung internationaler Standards des fairen Handels legt. Hierzu zählt u.a. die Überprüfung der Lieferkette.
Der faire Handel zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass mit den Bauern und Handwerksbetrieben in Entwicklungsländern langfristige Lieferverträge abgeschlossen werden (z.B. für Kaffee- und Kakaobohnen, aber auch für Blumen, Reis, Weine, handgenähte Fußbälle u.v.m.), so dass der Erlös für die Produzenten nicht den kurzfristigen Schwankungen der Weltmarktpreise unterliegt. Auch ist die Bezahlung generell höher, es wird auf umweltschonende Produktionsmethoden geachtet und die Produzenten werden strukturell unterstützt – z.B. bei der Anschaffung von Maschinen. So werden aus billigen Zulieferern gleichberechtigte Handelspartner, die sich Dank fairer Preise eine dauerhafte Existenzgrundlage aufbauen können. Zu erkennen sind fair gehandelte Produkte, die es mittlerweile auch in Supermärkten zu kaufen gibt, u.a. an dem TransFair-Siegel (www.transfair.org ) .
Um die Verbraucher über die Idee und Funktionsweise des fairen Handels sowie über die inzwischen sehr breite Palette an fair gehandelten Produkten zu informieren, veranstalten Fair-Trade-Organisationen vom 13. bis zum 27. September 2019 zum 18. Mal eine bundesweite "Faire Woche". In ganz Deutschland beteiligen sich auch diesmal wieder Schulen, Kantinen, Supermärkte, Eine-Welt-Läden und auch Kirchengemeinden mit Aktionstagen und Informationsveranstaltungen an der "Fairen Woche".
Mit dabei ist zum Beispiel auch der Weltladen in Aachen. Freya Willicks ist dort ehrenamtliche Pressesprecherin: "Wir planen im Weltladen Aachen verschiedene Rabattaktionen, das heißt, es wird jeden Tag der Fairen Woche Rabatte auf unterschiedliche Produkte geben, sodass die Kunden die unterschiedlichen Produkte aus unserem Repertoire kennenlernen können." Das Interesse der Verbraucher an fairen Produkten ist groß. Der Umsatz hat sich innerhalb der letzten fünf Jahre mehr als verdoppelt.
Besonders fair gehandelte Lebensmittel sind gefragt: Ihr Anteil am Gesamtumsatz mit fairen Produkten liegt bei 81%. Das klingt auf den ersten Blick viel – aber der Eindruck täuscht, sagt Freya Willicks: "Gemessen am Gesamtumsatz macht der faire Handel trotzdem immer noch wenig aus. Das liegt bei maximal 1% des Gesamtumsatzes, was Deutsche für Lebensmittel (…) oder für Produkte generell ausgeben, und da ist dann natürlich noch ganz klar Luft nach oben."
Deshalb sind Aktionen wie die bundesweite Faire Woche so wichtig, meint Freya Willicks. Ihr geht es nicht in erster Linie darum, den Umsatz im Aachener Weltladen anzukurbeln: "Wir wollen natürlich mehr Kunden gewinnen, ganz klar, (…) aber am Ende des Tages geht es uns immer darum, den Gedanken des fairen Handels an die Leute zu bringen, in die Welt zu tragen. Und wir sind da eigentlich der Ansicht, dass jede weitere Tasse fairer Kaffee, die getrunken wird, gut ist.
Ausführliche Infos und einen umfangreichen Veranstaltungskalender finden Sie im Internet unter www.faire-woche.de Weitere Infos und Berichte aus der Arbeit der der Eine-Welt-Läden und Gruppen in NRW gibt es unter www.eine-welt-netz-nrw.de