Feste feiern: Start in die Adventszeit

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 01.12.2024

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Schön kuschelig wird es jetzt im Advent: Die erste Kerze brennt, der Tee oder Glühwein dampft. Und es gibt gleich zu Beginn einiges an speziellen Tagen, auf die sich nicht nur die Kinder freuen. Hier ein Überblick für die nächste Woche …

INFO: Mit dem ersten Adventssonntag beginnt für Christen die Vorbereitungszeit auf das Weihnachtsfest. Mit dem ersten Advent beginnt das neue Kirchenjahr. Die Bezeichnung für diese Zeit stammt vom lateinischen Wort „adventus“, für die „Ankunft des Herrn“ („adventus domini“) in der weihnachtlichen Geburt des Gottessohnes und Menschwerdung Jesu. Zugleich ist sie auch Ausdruck der Erwartung der zweiten Wiederkunft Christi am Ende aller Zeiten. Streng genommen ist sie somit immer noch auch eine „geschlossene Fastenzeit“, in der Buße für das eigene schuldhafte Verhalten im alten Kirchenjahr getan werden sollte. In der katholischen Tradition, bei Anglikanern und in lutherischen Gemeinden gilt „violett“ als liturgische Farbe.

Da die Adventszeit in die dunkle Jahreszeit fällt, spielt die Mystik des Kerzenlichtes eine besondere Rolle. Die katholische Kirche kennt die so genannten „Rorate“-Messen im Schein von Kerzenlicht, die einen besonderen emotionalen Zugang zur Adventszeit gewähren. Mit der Adventszeit im Zusammenhang steht auch die Weihnachtsaktion der deutschen Katholiken für Lateinamerika „ADVENIAT“, abgeleitet von der Vaterunser-Bitte „Dein Reich komme“. Die Adventszeit ist eine besonders geprägte Zeit mit vielgestaltigem Brauchtum in Musik, häuslicher und auch öffentlicher Dekoration, bei Speisen und Getränken, in Erzählungen und Gedichten.

Adventskalender: Er ist wohl „evangelischen Ursprungs“ und stammt aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Die 24 Tage ab dem 1. Dezember wurden in täglichen Bildern abgezählt und sollten vor allem bei Kindern die Freude auf das Weihnachtsfest steigern.

Adventskranz: Nicht nur für Christen ist der Adventskranz die wohl bekannteste und symbolträchtigste „Dekoration“ der Adventszeit. Der Überlieferung nach wurde er 1839 vom lutherischen Theologen und Pädagogen Johann Heinrich Wichern (1808-1881) im „Rauhen Haus“, einem Kinderhaus bei Hamburg, eingeführt. Als aus Tannengrün geflochtene Adventskranz verbreitete er sich sehr schnell und wurde seit den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts gemeinsamer Brauch von evangelischen wie katholischen Christen. Die vier Kerzen markieren die vier Sonntage der Adventszeit. Jeweils am ersten Adventssonntag wird die erste Kerze und dann in Abfolge der Sonntage eine zweite, dritte und vierte Kerze angezündet.

4. Dezember - Heilige Barbara: Am 4. Dezember feiert die katholische Kirche das Fest der heiligen Barbara. Barbara, geboren in Nikomedia, dem heutigen Izmit oder in Heliopolis, dem heutigen Baalbek, starb nach der Überlieferung um 306 in Nikomedia als Märtyrerin unter Galerius Valerius Maximinus, genannt Daja. Bekannt ist sie vor allem als Bergbauheilige. Dies hängt mit einer der vielen Legenden zusammen: So soll sie von ihrem heidnischen Vater in einen Turm eingeschlossen worden sein, weil er eine Heirat verhindern wollte. Sie ließ sich heimlich taufen, soll auf der Flucht vor ihrem Vater durch eine Bergspalte entkommen sein und Unterschlupf bei einem Hirten gefunden haben, der sie schließlich verriet. Im Rheinland galt Barbara lange als Begleiterin des Nikolaus und bescherte die Kinder. Zum Namensfest der heiligen Barbara am 4. Dezember werden Zweige als „Barbarazweige” von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt. Sie sollen am Weihnachtsfest blühen und damit symbolisch für Jesus, den „Spross aus der Wurzel Jesse” stehen. Die zum Schutz vor jähem Tod und für eine gute Todesstunde angerufene Heilige zählt zu den 14 Nothelfern und wird dargestellt mit einem Turm mit drei Fenstern, Kelch und Hostie, Kanonenrohr oder Fackel. Sie gilt als Patronin der Bergleute, Architekten, Maurer, Steinhauer, Zimmerleute, Dachdecker, Elektriker, Glöckner, Glockengießer, Feuerwehrleute, Totengräber, Artilleristen und Waffenschmiede; der Mädchen, Gefangenen und Sterbenden. Im Bochumer Bergbaumuseum findet sich eine der umfangreichsten Sammlungen der Heiligen Barbara. Mehr unter: http://www.bergbaumuseum.de.

4. Dezember - Adolph Kolping: Am 27. Oktober 1991 sprach Papst Johannes Paul II. den als „Gesellenvater“ bezeichneten Priester, Sozialreformer, Publizist und Seelsorger Adolph Kolping selig. Am 4. Dezember steht er auf dem Heiligenkalender – Kolping-Mitglieder weltweit feiern seinen Gedenktag. Der am 8. Dezember 1813 in Kerpen geborene Sohn einer Tagelöhnerfamilie zog als gelernter Schuhmacher selbst zehn Jahre lang als „fahrender Geselle“ von Ort zu Ort. Mit 23 Jahren besuchte Kolping erneut die Schule, machte sein Abitur in Köln und studierte Theologie in München und Bonn. 1845 in Köln zum Priester geweiht, war er zunächst vier Jahre lang als Kaplan in Wuppertal-Elberfeld und engagierte sich im ersten katholischen Gesellenverein. 1849 nach Köln versetzt, verbreitete er diese Idee, um damit jungen Handwerksgesellen Halt und Heimat zu geben. Bis zu seinem Tod am 4. Dezember 1865 widmete er sich ganz dem Aufbau der Kolpingbewegung. Sein Grab befindet sich in der Kölner Minoritenkirche, sein Geburtsort mit der Ausstellung im Kolpingmuseum präsentiert sich offiziell als „Kolpingstadt Kerpen“. Das Kolpingwerk Deutschland ist ein Sozialverband mit bundesweit mehr als 230.000 Mitgliedern in 2.350 Kolpingsfamilien, allein in NRW sind rund 100.000 Mitglieder in 800 Kolpingsfamilien organisiert. Weltweit zählt das Kolpingwerk mit Sitz in Köln mit seinen rund 500.000 Mitgliedern und etwa 5.800 Kolpingsfamilien in 62 Ländern zu den großen Sozialwerken der Katholischen Kirche. Die Homepage des Kolpingwerks: www.kolping.de.

6. Dezember - Heiliger Nikolaus: Kaum ein anderer ist so populär, so bekannt und so beliebt: der Heilige Nikolaus. In der katholischen Kirche wird er häufig als „Nothelfer“ angerufen, die orthodoxen Christen bezeichnen ihn als „Wundertäter“. Geboren um 280/286, wurde er mit etwa 19 Jahren zum Priester geweiht und wenig später zum Bischof von Myra in der Region Lykien an der heute türkischen Mittelmeerküste ernannt - heute heißt der kleine Ort Demre und liegt etwa 100 Kilometer südwestlich der türkischen Großstadt Antalya. Zur Zeit der Christenverfolgung unter Galerius geriet Nikolaus um 310 in Gefangenschaft, wurde gefoltert und trat gezeichnet von Misshandlungen auf dem Konzil von Nizäa 325 auf, wo er für die Wesensgleichheit der drei göttlichen Personen eintrat. Weit verbreitete Legenden stellen ihn als Helfer in Hungersnöten und besonderen Freund der Kinder dar. Er starb an einem 6. Dezember zwischen 345 und 351 in Myra. Sein Kult entwickelte sich etwa 200 Jahre später in Griechenland und dann in den slawischen Ländern, im 8. Jahrhundert verbreitete er sich von Rom aus auch in Mittel- und Südeuropa.

In deutschsprachigen Ländern ist eine erste Nikolaus-Kirche zur Zeit Karls des Großen um 800 im münsterländischen Billerbeck nachgewiesen. Den entscheidenden Schub zur Nikolausverehrung brachte das ottonische Kaiserhaus mit Kaiserin Theophanu, einer gebürtigen Griechin. Besonders im Rheinland begann sie ab 983 ein reges Bauprogramm mit Bauleuten aus ihrer Heimat. Von den ersten Orten der Verehrung aus verbreitete sich der Nikolauskult in viele deutsche Landschaften. Über 2.200 weitere Kirchen wurden zwischen dem 11. und 16. Jahrhundert diesseits der Alpen nach dem Heiligen Nikolaus benannt. Dargestellt wird er als Bischof mit drei Goldkugeln, drei Broten, drei Steinen oder Pökelfass mit drei Knaben sowie mit Schiffen. Er ist vor allem Patron von Russland, Lothringen; der Kinder, der Schüler, Studenten und Schiffer. Mehr zum echten Nikolaus: www.bischof-nikolaus.de, www.nikolaus-von-myra.de

7. Dezember - Hl. Ambrosius: Nicht zufällig ist der 7. Dezember der „Tag des Honigs“, der in vielen Spezialitäten steckt. Zu verdanken ist das dem Kirchenlehrer Ambrosius von Mailand. Geboren wurde er 339 in Trier, stammte aus römischer Senatsaristokratie, wurde Jurist und Anwalt, schließlich Provinzpräfekt mit Sitz in Mailand. Hier mischte er sich als Ungetaufter in Kirchenfragen ein und wurde 374 selbst zum Bischof gewählt. Als Prediger, Lehrer, Schriftsteller und Hymnendichter berühmt, gehörte er zu den herausragenden Bischöfen seiner Zeit. Ambrosius starb am 4. April 397nach 23 Jahren im Bischofsamt und wurde in der nach ihm benannten Basilika Sant’Ambrogio bestattet. Der älteste der vier Kirchenväter gilt als Schutzpatron der Städte Mailand und Bologna, der Imker, Wachszieher und Lebkuchenbäcker, Bienen und Haustiere. Dargestellt wird er mit Bienenkorb und Buch. Sein Gedenktag ist der Tag seiner Weihe zum Bischof am 7. Dezember.

8. Dezember – Maria Immaculata: Der 8. Dezember ist Feiertag in vielen Ländern – so in Argentinien, Italien, Spanien, Österreich und in Teilen der Schweiz. Das „Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und – Gottesmutter Maria“ erreichte als „Fest der Empfängnis Mariens“ im 9. Jahrhundert von Konstantinopel aus Süditalien und Sizilien und setzte sich auf dem Kontinent besonders von England aus durch. Papst Sixtus IV. (1471-1484) führte das liturgische Fest der „Immaculata“ für die gesamte Katholische Kirche ein. Papst Pius IX. verkündete am 8. Dezember 1854 den Glaubensgehalt als Dogma. Dazu gibt es einen in Rom seit 1953 begangenen Brauch: Immer am 8. Dezember macht sich der Papst auf dem Weg zur Spanischen Treppe. Das Ziel ist eine fast zwölf Meter hohe antike korinthische Säule, die Colonna dell’Immacolata auf der Piazza di Spagna, die seit 1857 Denkmal der Unbefleckten Empfängnis ist. Zu der Zeremonie an der von der Feuerwehr mit Girlanden geschmückten Säule kommen auch Repräsentanten der Stadt Rom, Menschen mit Behinderungen und zahlreiche Gläubige und Schaulustige.

8. Dezember - Zweiter Adventssonntag: Im Mittelpunkt des Evangeliums am 2. Adventssonntag steht die Berufung von Johannes dem Täufer. Der Vorläufer Jesu weist auf den Messias hin und bereitet ihm die Wege. „In der Predigt des Täufers wird schon deutlich, von welcher Art das Heil sein wird, das von Gott kommt“, heißt es im SCHOTT für diesen Tag: „Versöhnung mit Gott durch Jesus Christus. Sie ist möglich, wenn der Mensch bereit ist, umzukehren, d.h. anders zu werden.“

14. Dezember – Hl. Luzia: Zum Luciafest geht vielen Schweden ein Licht auf – es ist nationaler Feiertag zu Ehren einer frühchristlichen Heiligen, die aus Syrakus in Sizilien stammt. Rund um den 13. Dezember erinnern Lichterfeiern an Lucia (lat. „die Leuchtende“ oder „Lichtträgerin“), die sich für verfolgte Christen einsetzte und nach der Legende mit einem Lichterkranz auf den Kopf Brot in die Verstecke brachte. Als man sie selbst als Christin erkannte, wurde sie mit dem Tod bestraft und starb in der Diokletianischen Verfolgung (Ende 3./Anfang 4. Jh.) als Märtyrerin in Syrakus. Besonders in Italien und Skandinavien wird ihr Gedenktag mit dem vorweihnachtlichen Lucia-Fest gefeiert, zunehmend aber auch in Deutschland. Dabei gibt es Prozessionen von kerzengekrönten Luzia-Darstellerinnen, zahlreiche Familienbräuche und Luzia-Konzerte.

14. Dezember - Aktion Friedenslicht aus Betlehem: Traditionell wird das Friedenslicht auf Initiative des Österreichischen Rundfunks (ORF) jedes Jahr durch ein anderes „Friedenslicht-Kind“ in der Geburtsgrotte Jesu in Bethlehem entzündet. Das Symbol des Weihnachtsfriedens kommt in diesem Jahr wegen des Kriegs im Nahen Osten jedoch nicht direkt aus dem Heiligen Land: Wegen der angespannten politischen Lage vor Ort haben die österreichischen Pfadfinder das Licht vom letzten Jahr aufbewahrt. Just zum Lucia-Tag am 14. Dezember wird es bei einer internationalen Aussendungsfeier in Wien am Samstag, den 14. Dezember, an 20 Nationen weitergereicht. Eine deutsche Pfadfinderdelegation bringt die kleine Flamme mit dem Zug nach Deutschland. Schon auf dem Weg verteilen sie das Licht der Flamme, die bei Gottesdiensten und Aussendungsfeiern bis zum Heiligabend an über 500 Orten in Deutschland „an alle Menschen guten Willens“ weitergegeben wird. Das Jahresthema 2024 lautet „Vielfalt leben, Zukunft gestalten“. Durchgeführt wird die Aktion von den Ringen deutscher Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände (RDP/RdP) mit dem Verband der Deutschen Altpfadfindergilden (VDAPG). Im (RDP/RdP) sind die fünf weltweit anerkannten deutschen Pfadfinderinnen- und Pfadfinderverbände, der Bund der Pfadfinderinnen und Pfadfinder (BdP), der Bund Moslemischer Pfadfinder und Pfadfinderinnen Deutschlands (BMPPD), die Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG), die Pfadfinderinnenschaft St. Georg (PSG) und der Verband Christlicher Pfadfinderinnen und Pfadfinder (VCP) organisiert. In Deutschland sind rund 220.000 Pfadfinder aktiv, weltweit sind es über 50 Millionen. Die 1929 gegründete Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) ist mit rund 95.000 Mitgliedern der größte katholische Pfadfinderverband und gleichzeitig einer der größten Kinder- und Jugendverbände in Deutschland. Internet: https://dpsg.de/. Mehr Informationen auf der Webseite http://www.friedenslicht.de sowie in den sozialen Netzwerken auf Facebook, Twitter und Instagram unter dem Hashtag #friedenslicht. Infos zum Friedenslicht bei den Pfadfinder*innen Österreich] (https://ppoe.at/international/unsere-projekte-programme/friedenslicht/)

Größte Krippenausstellung Deutschlands in Telgte: Zum 84. Mal gibt es in Telgte (Kreis Warendorf) wieder Weihnachtskrippen von mehr als 100 Künstlern zu sehen. Die Ausstellung des westfälischen Museums für religiöse Kultur „Relígio“, die größte Schau zur zeitgenössischen Krippenkultur in Deutschland, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Heller Stern…“. Der Stern von Bethlehem erinnere in von „Dunkelheit und Unsicherheit“ geprägten Zeiten daran, dass „es immer einen Weg gibt, der uns zum Frieden führt, wenn wir Gottvertrauen haben“, so Anna Arizzi Rusche, Vorsitzende des Relígio-Verwaltungsrates. Die Ausstellung zeigt neben Krippen aus der Region auch Kunstwerke aus verschiedenen Teilen Deutschlands und der Welt, die sich kritisch mit der aktuellen Weltlage auseinandersetzen. Unter anderem sind eine sozialkritische „Knastkrippe“ des baden-württembergischen Holzbildhauers Rudi Bannwarth und eine „Luftschutzbunkerkrippe“ der ukrainischen Künstlerin Olya Kravchenko zu sehen. Die Ausstellung läuft bis zum 26. Januar 2025. Das Museum Relígio ist dienstags bis sonntags von 11 bis 18 Uhr geöffnet, am 25. Dezember und an Neujahr von 14 bis 18 Uhr und am 26. und 30. Dezember von 11 bis 18 Uhr. An Heiligabend und Silvester bleibt das Museum geschlossen. Regelmäßige Führungen, spirituelle Impulse, Vorträge und eine Lesung ergänzen das Programm. Kontakt: RELíGIO – Westfälisches Museum für religiöse Kultur, Herrenstraße 1-2, 48291 Telgte, Tel. +49 – 2504 – 93 120, E-Mail: museum@telgte.de, Internet: https://museum-telgte.de/.

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