Flüchtlingskrise belastet Polizeibeamte schwer
Sonntag, 06.03.2016
Das Elend der Flüchtlinge lässt auch Polizistinnen und Polizisten nicht kalt. Sie sind die ersten, die die Menschen in Empfang nehmen, wenn sie deutschen Boden betreten. Die schiere Zahl aber auch der Zustand der Flüchtlinge macht den Beamten zu schaffen.
Oliver Humpert zum Beispiel ist leitender Polizeiinspektor der Bundespolizei. Im Herbst 2015 war er an der deutsch-österreichischen Grenze im Einsatz und hat viele Flüchtlinge beim Grenzübertritt beobachtet: "Viele von ihnen waren wirklich gezeichnet von der langen Flucht und von den Entbehrungen. Die Menschen, die aus Syrien flüchten, haben in der Regel wirklich einen langen Fluchtweg hinter sich, mehrere tausend Kilometer." Und sein Kollege, der Polizeihauptkommissar und Pressesprecher Volker Stall ergänzt: "Gerade, wenn man selbst eine Familie hat, weiß man, was es bedeutet, mit kleinen Kindern über mehrere Tage oder Wochen unterwegs zu sein und was das für eine Belastung ist. Das nimmt einen natürlich persönlich dann auch sehr mit."
Daneben beklagen viele Polizeibeamte eine anhaltende Arbeitsüberlastung infolge der aktuellen Flüchtlingsbewegung. Zusätzlich zu ihren "normalen" polizeilichen Aufgaben müssen die Beamtinnen und Beamten verstärkt Grenzen überwachen, Asylunterkünfte schützen und Demos begleiten. Hinzu kommt die Registrierung der Flüchtlinge und deren Begleitung in die Erstaufnahmeeinrichtungen.
In dieser in vieler Hinsicht belastenden Situation stehen haupt- und nebenamtliche Polizeiseelsorger der beiden Kirchen für Gespräche bereit. Deutschlandweit arbeiten derzeit allein 200 evangelische Theologen als Polizeipfarrer, davon 60 hauptamtlich. Auf katholischer Seite sind bundesweit 110 Männer und Frauen im Einsatz. Sie betreuen Polizeibeamte nach belastenden Einsätzen, in Stresssituationen oder in schwierigen Lebenskrisen. Zu den Aufgaben der Polizeiseelsorge gehören außerdem die berufsethische Aus- und Fortbildung von Polizeibeamten, die Begleitung von Einsätzen sowie spirituelle Angebote wie Gottesdienste und Einkehrtage.
Besonders gern besuchen Polizistinnen und Polizisten in NRW einen Gottesdienst, der der immer am 29. September stattfindet. Er ist dem Erzengel Michael gewidmet – dem Schutzheiligen der bewaffneten Ordnungskräfte: "Wir freuen uns, dass dieser Gottesdienst zum Michaelstag sehr angenommen wird und es wird sehr deutlich, dass eben auch gewünscht ist von den Beamtinnen und Beamten ein Stück so göttlichen Schutz für sich zugesprochen bekommen."
Am 2. Juli 1962 unterzeichneten das Land NRW sowie evangelische und katholische Kirche eine "Vereinbarung über Polizeiseelsorge in Nordrhein-Westfalen". Das 50jährige Jubiläum wurde am 2. Juli 2012 in Düsseldorf mit einem ökumenischen Gottesdienst in der Kirche St. Maximilian und anschließendem Festakt im Düsseldorfer Maxhaus gefeiert.
Weitere Infos und Ansprechpartner gibt es unter http://www.polizeiseelsorge.de/ (bundesweit) sowie regional unter http://polizeiseelsorge-westfalen.de/ und http://www.polizeiseelsorge-rheinland.de/