Arzt opfert Urlaub für Hilfe in Mali
Sonntag, 09.02.2014
Der Mediziner Dr. Alfred Klassen arbeitet normalerweise als Chirurg am Ev. Krankenhaus Castrop-Rauxel. Im November hat er sich drei Wochen Urlaub genommen und ist auf eigene Kosten nach Mali geflogen. Nicht um zu entspannen, sondern um zu helfen ...
Zusammen mit einem Kollegen aus der Anästhesie hat er in der 40 Kilometer von der malischen Hauptstadt Bamaku entfernten Region Dokurakoru mehrere Hundert Patienten behandelt und rund 70 Operationen durchgeführt. Obwohl die OPs unter "abenteuerlichen Bedingungen" stattfanden (keine große Klimaanlage, eine starke Lampe als OP-Licht), gab es nur ein einziges Mal Komplikationen.
Als Hauptgrund für sein Engagement nennt Klassen seinen christlichen Glauben: "Liebe Gott von ganzem Herzen (…) und deinen Nächsten wie dich selbst" – diesen Satz Jesu wolle er beherzigen: "Und wenn ich das übersetze auf mein normales Leben, dann bedeutet das in erster Linie, Gott zu dienen, aber auch meinem Nächsten zu helfen, ihn zu unterstützen – ihn zu lieben. Und wenn ich das eben als Arzt tun kann (…) das motiviert mich natürlich (…) nicht nur jetzt in Mali (…) sondern auch in meinem ganzen normalen Leben."
Die Krankenstation in Mali, in der Klassen gearbeitet hat, wurde vor zehn Jahren von einer christlichen Organisation gegründet. Ein riskantes Unternehmen in einem Land, das zu 95 Prozent muslimisch ist. Die Einheimischen begegnen den christlichen Helfern deshalb auch oft misstrauisch, berichtet Dr. Alfred Klassen: "Weil sie das nicht kennen, dass man etwas gibt, ohne etwas zu verlangen, das passt nicht in deren Weltbild, dass man von weither kommt, freundlich ist, dass man nicht etwas dafür haben will. Und da gibt es natürlich eine gute Möglichkeit, eben von unserer Glaubenshaltung zu sprechen, dass es aus christlicher Nächstenliebe ist (…) wobei öffentlich auf Plätzen predigen und so weiter … nicht erlaubt ist."
Die Reise nach Mali habe sein "normales Weltbild wieder zurechtgerückt", erzählt Dr. Klassen: "Wir denken in Deutschland, dass alles so normal ist und vergessen dabei, dass - was wir unter normales Leben verstehen - vielleicht für 100, 200 oder 300 Millionen Menschen ist. Aber wenn wir an die gesamten sieben Milliarden denken, die auf dieser Welt sind, ist die Situation, wie ich sie in Mali getroffen habe, eher das Normale. Das gilt für ganz Afrika, das gilt für große Teile Südamerikas und natürlich auch für Asien. Und ich bin mal vor vielen Jahren deshalb Arzt geworden, weil ich darin eine Möglichkeit sehe, dadurch eben auch anderen Menschen zu helfen, denen es vielleicht in dem Sinne nicht so gut geht wie mir."