Häusliche Gewalt: Wenn das Heim zur Hölle wird
Sonntag, 17.11.2019
Sie werden verfolgt, bedroht, geschlagen oder vergewaltigt: Im Jahr 2017 gab es allein in NRW 31.695 Fälle von häuslicher Gewalt gegen Frauen. Bundesweit waren es 114.000. Viele fliehen vor ihren Peinigern in eines der deutschlandweit 350 Frauenhäuser.
Doch die haben seit Jahren weder genug Geld noch genügend Plätze, um allen Frauen sofort helfen zu können. Aus einem Bericht des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages vom 27. Mai 2019 geht hervor, dass die Frauenhäuser in Deutschland chronisch überlastet sind: "Jährlich suchen in Deutschland etwa 16.000 Frauen mit fast ebenso vielen Kindern Zuflucht in einem Frauenhaus. Oft wird ihnen der Zugang zu Schutz und Hilfe aufgrund von Platzmangel, ungeklärter Finanzierungsfragen oder bürokratischer Hürden erschwert oder sogar verwehrt. Nach aktuellen Schätzungen fehlen mehr als 14.600 Schutzplätze für Frauen, insbesondere in Ballungsgebieten. Zudem gibt es bislang keinen bundesweit einheitlichen, verbindlichen Rechtsrahmen für die Frauenhausfinanzierung. Da sich Rechtsvorschriften und Finanzierungsbeiträge von Bundesland zu Bundesland und von Kommune zu Kommune unterscheiden, beklagt der Verein »Frauenhauskoordinierung«, dass es derzeit vom Bundesland abhänge, ob eine von Gewalt betroffene Frau Hilfe bekomme oder nicht. Seit Jahren wird daher immer wieder die Forderung erhoben, die Finanzierung von Frauenhäusern bundeseinheitlich zu regeln."
Im September 2019 hat ein "Runder Tisch gegen Gewalt an Frauen" seine Arbeit aufgenommen, an dem Vertreter aller 16 Bundesländer sowie die Spitzenverbände der Städte und Gemeinden teilnehmen. Auf der jüngsten Sitzung am 21. Oktober 2019 kündigte Bundesfamilienministerin Franziska Giffey an, dass die Bundesregierung in den kommenden vier Jahren 120 Millionen Euro in den Aus-, Um- und Neubau von Frauenhäusern und Fachberatungsstellen für gewaltbetroffene Frauen investieren werde.
Neben den Frauenhäusern leisten nach Angaben von Giffey auch die bundesweit rund 600 Beratungsstellen wertvolle Hilfe. Etwa 30.000 Menschen wenden sich außerdem pro Jahr an das kostenlose Hilfetelefon "Gewalt gegen Frauen" (Tel. 08000 - 116016). Betroffene können sich hier anonym melden, in 18 Sprachen ist Beratung möglich.
Unter dem Begriff "Häusliche Gewalt" wird jede Form von Beziehungsgewalt verstanden und zusammengefasst, die - im Gegensatz zum öffentlichen Raum – im privaten Bereich stattfindet. Die Bandbreite reicht dabei von psychischer Gewalt durch Bedrohung oder Stalking bis hin zu handfester körperlicher Gewalt – etwa durch Schläge, Tritte oder Vergewaltigung. Mehr Infos hier.
Daran, dass Gewalt gegen Frauen ein weltweites Problem ist, das sich u.a. auch in Unterdrückung, Zwangsverheiratung und Genitalverstümmelung zeigt, erinnert jedes Jahr am 25. November der "Internationale Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen"