Hausbesuch bei der Nederlandse Kerk
Sonntag, 06.03.2016
Passend zum Jahresmotto "Reformation und die EINE Welt", das die evangelische Kirche für 2016 ausgegeben hat, stellen wir im Kirchenmagazin fremdsprachige Gemeinden vor, die in NRW zu Hause sind. Heute zum Beispiel die Nederlandse Kerk.
Mit den vielen Niederländern, die Ende des 19. Jahrhunderts nach Deutschland kamen, um in niederrheinischen Betrieben und auf Höfen zu arbeiten, wurde auch die niederländische Kirche an Rhein und Ruhr heimisch. Die erste Gemeinde entstand 1898 in Duisburg, wo sich mit der holländischen Binnenschiffergemeinde bis heute ein starkes Zentrum befindet. Weitere Gemeinden sind in Münster/Hamm, Düsseldorf und Köln/Bonn zu Hause. Einmal im Monat finden dort jeweils reihum Gottesdienste in niederländischer Sprache statt. Da es sich bei der "Nederlandse Kerk in Duitsland" (NKID) um eine protestantische Kirche handelt, ähnelt ihre Liturgie in weiten Teilen der der deutschen evangelischen Gemeinden, sagt NKiD-Pfarrer Pieter Roggeband.
Neben Kleinigkeiten wie dem gesungenen (statt gesprochenen) Eingangspsalm sei die Sprache der Hauptunterschied zu den deutschen Gottesdiensten. Lieder, Predigt und Gebete – alles ist niederländisch. Als Roggeband vor rund 25 Jahren nach Deutschland kam, war er ebenso überrascht wie froh, hier in der Fremde einen Gottesdienst in seiner Muttersprache besuchen zu können: "In Sprache schwingt natürlich auch ein Denken, eine Haltung mit, und natürlich die frühe Kindheitserfahrung; gerade bei einem Gottesdienst oder beim Vaterunser - das ist emotional doch was anderes, wenn man das in der eigenen Sprache tut und hört."
Diesem Grundsatz ist der Theologe bis heute treu geblieben. Und seine Gemeindemitglieder danken es ihm, auch wenn deren Schar heute überschaubar geworden ist. Es sind vor allem Angehörige der Generation holländischer Einwanderer aus den 1960er Jahren, die seine Gottesdienste besuchen. Jüngere Familien seien eher die Ausnahme. Denn in späteren Generationen sei die Anpassung schon weit fortgeschritten und man orientiere sich stärker in Richtung deutscher Kirchengemeinden – auch aus ganz einfachen Gründen, sagt Roggeband: "Weil die Konfirmation hier schon mit 14 ist und bei uns erst im Erwachsenenalter. Und wenn dann die Kinder in dem Alter sind, gehen die mit zur deutschen Gemeinde und damit verlieren wir dann meistens auch die Eltern, dann sind die weg."
Darüber ist Pieter Roggeband aber nicht traurig – im Gegenteil: Es gehöre zum Selbstverständnis der NKiD, die Integration zu fördern. Auf deren Internetseite heißt es dazu: "Die NKiD beabsichtigt nicht, eine niederländische kirchliche Enklave in Deutschland zu bilden. Im Anfang ihres Bestehens hat sie sich ziemlich isoliert. Heutzutage gibt es eine sehr gute Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirche in Deutschland, sowohl auf der Bundesebene (EKD) als auch in den Kirchengemeinden vor Ort (…) Die NKiD sieht sich als integrierende Instanz, will Niederländer nicht an sich binden und somit der deutschen Kirche fernhalten. Sie möchte durchaus erreichen, dass sich Niederländer in ihrer neuen Umgebung wohlfühlen und sich aktiv am kirchlichen Leben in der Gemeinde vor Ort beteiligen."