Hausbesuch in Bochum: die Koreanische Gemeinde
Donnerstag, 05.05.2016
In NRW gibt es gut 130 fremdsprachige Kirchengemeinden. In unserer "Hausbesuch"-Reihe geben wir ihnen eine Stimme und die Gelegenheit, sich vorzustellen. In der neuesten Folge geht es diesmal um die Koreanische Gemeinde in Bochum.
Gegründet wurde sie 1970 von Arbeitsmigranten. Vor allem Bergleute und Krankenschwestern kamen damals im Rahmen eines Anwerbeabkommens zwischen der Bundesrepublik und Südkorea nach Deutschland. Bis heute stellen sie etwa ein Drittel der rund 80 Gemeindeglieder, von denen viele zum Studieren nach Bochum gekommen sind. Ihre Gottesdienste feiert die Koreanische Gemeinde seit 1974 immer sonntags ab 15 Uhr in den Räumen der Evangelischen Melanchthonkirche im Bochumer Stadtteil Wiemelhausen.
Die beiden Gemeinden verbindet aber noch mehr: Jedes Jahr feiern sie gemeinsam mindestens zwei koreanisch-deutsche Gottesdienste. Außerdem planen und veranstalten sie gemeinsame Jugendgottesdienste und Kinderbibeltage sowie ein- bis zwei Mal jährlich ein gemeinsames Sportevent für Jugendliche und Erwachsene. Mit der Krankenschwester Yon-Ok Ahn sitzt eine Koreanerin sogar im Presbyterium der deutschen Gemeinde.
Auch in Sachen Integration gehen beide Gemeinden gemeinsame Wege. Die vor etwa einem Jahr ins Leben gerufene "Tandemgruppe" fördert den kulturellen Austausch zwischen Koreanern und Deutschen. Vor allem für die koreanischen Studentinnen und Studenten ist dieses Angebot extrem hilfreich. Sie erhalten von ihren deutschen Tandempartnern Einblick in die hiesige Kultur, gestalten teilweise ihre Freizeit zusammen und lernen so die deutsche Sprache besser.
Die gute Zusammenarbeit lässt beiden Gemeinden trotzdem genügend Raum für die jeweils eigenen Stärken. In der Koreanischen Gemeinde sei alles "sehr familiär und persönlicher", sagt Yon-Ok Ahn im Interview. Das Miteinander der Gemeinde und die Verbundenheit untereinander sei stärker, als bei den deutschen Christen. Sorge bereitet der Gemeinde allerdings die Finanzierung ihrer Pfarrstelle. Weil die koreanischen Christen keine Kirchensteuer kennen, muss das Gehalt von Pfarrer Yong Nam Choo allein von den Gemeindegliedern aufgebracht werden. Doch die vielen Studierenden haben kaum Geld, ebenso die Gemeindeglieder der ersten Stunde, die allmählich in Rente gehen