Hausbesuch in Köln: die Äthiopische Gemeinde
Sonntag, 17.04.2016
Auf der Suche nach fremdsprachigen Gemeinden, die in NRW Zuhause sind, sind wir diesmal in Köln fündig geworden. Im Stadtteil Mülheim feiert die Äthiopische Evangelisch-Christliche Gemeinde ihre Gottesdienste in der Muttersprache Amharisch.
Die kleine Schar Christen aus Äthiopien und Eritrea versammelt sich sonntags ab 13 Uhr zur Gebetszeit im Haus der Freien Evangelischen Gemeinde in der Regentenstraße 78/80 in Köln-Mülheim. Etwa zwei Stunden dauert diese "Einstimmung", ehe dann gegen 15 Uhr der eigentliche Gottesdienst beginnt. Musik spielt darin eine große Rolle, berichtet Adnew Endeshaw, einer von rund 50 Mitgliedern der äthiopischen Gemeinde. In der "Anbetungszeit" zu Beginn des Gottesdienstes werde mindestens 20 Minuten lang nur gesungen.
Anschließend, so Endeshaw, werden die Kinder gesegnet und in ihren eigenen Gottesdienst entlassen. Danach wird die Kollekte eingesammelt und dann folgt die Predigt. Anders als in vielen deutschen Gottesdiensten lesen die äthiopischen Geistlichen ihre Predigt nicht ab, sondern erzählen einfach.
Im Interview betonnt Adnew Endeshaw immer wieder die grenzüberschreitende Kraft des Glaubens. "Es gibt keine Grenze", sagt er und ergänzt: "Ein Gott, ein Volk." Endeshaw träumt deshalb von internationalen Gottesdiensten, die er gerne zusammen mit den deutschen und der brasilianischen Nachbargemeinde feiern würde.
In seiner Heimat Äthiopien hat das Christentum eine lange Tradition. Beim Online-Lexikon "Wikipedia" ist nachzulesen, dass sich das Christentum bereits im 4. Jahrhundert in Äthiopien verbreitete: "Das äthiopisch-orthodoxe Christentum, das vor allem unter den Amharen und Tigray verbreitet ist, ist die historisch bedeutsamste Religion des Landes. Äthiopien zählt mit Armenien und Georgien zu den ältesten christlich geprägten Staaten der Erde." Das nordäthiopische Reich von Aksum (Axum) aus der Zeit der Spätantike gilt als eines der ersten christlichen Königreiche der Welt. Heute gehören gut 60% der Äthiopier einer christlichen Gemeinschaft an, rund 35% sind Muslime.