Hausbesuch in Köln: die finnische Gemeinde
Sonntag, 12.06.2016
So abwechslungsreich und vielfältig wie NRW ist auch das kirchliche Leben im Land: Rund 130 Gemeinden fremder Sprache und Herkunft gibt es in NRW. Wir stellen ein paar davon vor. Diesmal waren wir zu Gast in der finnischen Gemeinde in Köln.
Unter dem Dach der Ev. Kirchengemeinde Klettenberg feiern die finnischen Christen einmal im Monat am Sonntagnachmittag ihren Gottesdienst. Die Besucher kommen vor allem aus Köln, aber auch aus Aachen, Bonn und Leverkusen, erzählt Pfarrerin Anna-Maari Ruotanen, die in Köln etwa 800 Gemeindeglieder betreut. Der Frauenanteil in der Gemeinde sei hoch, und viele Finninnen hätten deutsche Ehemänner. Deshalb werde der Gottesdienst zweisprachig gestaltet, wobei das Finnische mit 70% überwiege.
Die eigene Muttersprache hören und sprechen zu können sei für viele ein wichtiger Grund für den Gottesdienstbesuch, meint Anna-Maari Ruotanen: "Ganz viele sagen, dass es ihnen sehr wichtig ist, in der eigenen Sprache beten, singen und Bibeltexte hören zu können. Auch die Predigt auf Finnisch bedeutet ihnen viel. Eine weitere gern genutzte Gelegenheit, sich auf Finnisch auszutauschen, sei die Mutter-Kind-Gruppe.
Überhaupt spielen Traditionen aus der Heimat eine große Rolle in der finnischen Gemeinde. So wird dort immer am 1. Mai das Frühlingsfest "Vappu" gefeiert. Einmal im Monat lädt die Gemeinde am Sonntagabend zu einem offenen Treffen für alle ein. Gegen eine kleine Spende von 5 Euro können die Gäste finnische Hausmannskost genießen. Und natürlich verfügt die Gemeinde auch über eine eigene Sauna. Hier treffen sich am Samstagabend zwischen 30 und 50 Leute, um gemeinsam zu schwitzen, zu reden und Zeit miteinander zu verbringen.
Die Zusammenarbeit mit der deutschen Kirchengemeinde in Klettenberg sei sehr gut, erzählt Anna-Maari Ruotanen – nicht nur beim gemeinsamen Gottesdienst am Gründonnerstag, den sie zusammen mit ihrem deutschen Kollegen vorbereitet. Für die Zukunft wünscht sich die 31jährige Pfarrerin noch mehr ökumenische Kooperationen. Die Konfessionen verbinde mehr, als sie trennt, und alle Gemeinden hatten mit der zunehmenden Säkularisierung und Überalterung zu kämpfen. "Wir brauchen mehr junge Leute, die hier mitmachen", sagt Ruotanen, "ansonsten geht dieses Gemeindeleben nicht weiter."