Heiligabend im Zoo: Führung "Tiere der Bibel"

von Sabine Langenbach

Sonntag, 11.12.2022

älterer Mann kniet neben einer Ziege
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Das Steckenpferd des Dortmunder Zoodirektors Dr. Frank Brandstätter sind die Tiere der Bibel (Foto: Sabine Langenbach)

In der Bibel werden ungefähr 130 verschiedene Tierarten namentlich erwähnt – vom Adler bis zum Wurm, von der Biene bis zur Schlange. Und diese Tiere der Bibel haben es dem Direktor des Dortmunder Zoos, Dr. Frank Brandstätter, besonders angetan.

Der Zoologe und Bibelkenner hat inzwischen nicht nur mehrere Bücher zum Thema geschrieben, er hat auch eine Besucherführung durch „seinen“ Tierpark entwickelt, bei der die Tiere der Bibel im Mittelpunkt stehen. Wenn Brandstätter von Löwen und Lämmern, von Kamelen und Schafen erzählt, sind die Besucher voll bei der Sache und nehmen ganz nebenbei biblisches Wissen und ein Stückchen Theologie mit nach Hause.

Besonders deutlich wird diese Mischung bei den Zooführungen an Heiligabend, wenn es u.a. auch um die Tiere aus der Weihnachtsgeschichte geht. In diesem Jahr finden die Führungen am 24.12. um 11 und 13 Uhr statt. Sie kostet zwei Euro zzgl. des normalen Eintrittspreises. Anmeldung über die Kasse unter (0231) 50-28593. Über die Themen der Führung sagt Dr. Frank Brandstätter: „Für die Leute ist dann immer interessant, wenn man bekannte Geschichten nochmal aufrollt und dabei Dinge darlegt, die landläufig falsch interpretiert werden, wie beispielsweise die berühmte Geschichte Ochs und Esel an der Krippe."

Das Problem bei dieser Geschichte ist nämlich: in der biblischen Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium werden diese beiden Tiere gar nicht erwähnt, weiß Brandstätter: „Es gibt nur eine Stelle in der Bibel, wo Esel und Ochse tatsächlich an einer Krippe erwähnt werden. Und das ist aber im Alten Testament, im Buch Jesaja: »Selbst Ochse und Esel werden den Herrn erkennen, wenn er zur Erde niederkommt«.“ Eine uralte Prophezeiung, die sich erst Jahrhunderte später mit der Geburt Jesu erfüllen sollte.

Nicht ganz so kompliziert ist die Sache mit den Schafen, denn die stehen wirklich in der Weihnachtsgeschichte, sagt Brandstätter: „Mit den Schafen ist es mit Sicherheit so, dass wenn Schafhirten unterwegs sind, dann haben die auch ihre Schafe dabei. Also die Schafe gehören mit Sicherheit an die Krippe, zumindest ins Umfeld der Krippe."

Neben Schaf, Ochse und Esel werden in der Bibel noch rund 130 andere Tiere namentlich erwähnt: Ziegen und Tauben, Stiere und Gazellen, aber auch Wölfe, Füchse, Kühe und Heuschrecken. Für Zoodirektor Frank Brandstätter ist eine Erkenntnis aus der Bibel ganz wichtig: „Ob Sie im Alten Testament oder im Neuen Testament lesen - Tiere werden dort immer als Mitgeschöpfe nicht nur bezeichnet, sondern auch behandelt. Also es ist nie so, dass der Mensch sich hier über das Tier erhebt, ganz im Gegenteil.“

Wer will, kann in der Bibel sogar in Sachen Tierschutz fündig werden, erklärt der Zoodirektor und verweist auf die Geschichte von Bileam und seinem Esel aus dem Alten Testament: „Es geht ja in dieser Geschichte darum, dass dieser Bileam seinen Esel traktiert, weil er ihm nicht schnell genug davonläuft, obwohl der Esel nur deswegen nicht schnell ist, weil er seinen Reiter beschützen will. Und der Bileam tatsächlich dann auch von einem Engel dafür bestraft wird, dass er dem Tier was Böses angetan hat. Ich habe das mal so genannt: Das ist die Geburt des Tierschutz-Gedanken.“

Buchtipps zum Thema:

Silvia Schroer: „Die Tiere in der Bibel: Eine kulturgeschichtliche Reise“
Herder-Verlag 2010, 160 Seiten mit zahlreichen Abbildungen, 50 Euro

 

Frank Brandstätter: „Und Gott schuf die Tiere. Von schlauen Eseln, gefräßigen Heuschrecken, schwarzen Schafen und anderen tierischen Geschöpfen“ - Verlag OCM, Juni 2022, 111 Seiten, 20 Euro
Sonntag, 11.12.2022