Humanitäre Helfer leben gefährlich
Sonntag, 18.08.2024
Mit dem Internationalen Tag der humanitären Hilfe am 19. August erinnern die Vereinten Nationen seit 2009 an die mutigen Männer und Frauen, die auf der ganzen Welt als humanitäre Helfer in Kriegs- und Katastrophengebieten im Einsatz sind.
Das Datum geht zurück auf einen islamistischen Bombenanschlag am 19. August 2003 in Bagdad, bei dem im dortigen UN-Hauptquartier 22 Menschen ums Leben kamen. Ein Blick auf aktuelle Zahlen zeigt: Humanitäre Helfer leben tatsächlich gefährlich. Laut dem Bündnis Aktion Deutschland hilft wurden allein 2022 mehr als 400 Helfer angegriffen, 116 starben. Im Jahr darauf sind laut Aid Worker Security Database weltweit sogar mehr als 270 huanitäre Helfer ums Leben gekommen. Vor allem der Krieg in Gaza ließ die Zahl sprunghaft ansteigen, wo in den ersten drei Kriegsmonaten mehr als 163 Helfende getötet wurden.
Als humanitäre Helfer gelten nicht nur Ärzte und Krankenschwestern, sondern auch Lehrer, Fahrer, Ingenieure, Logistiker und viele andere Spezialisten aus den unterschiedlichsten Bereichen. Ihr Einsatz ist unverzichtbar. Zum Welttag der humanitären Hilfe am 19. August erklärte Außenministerin Annalena Baerbock im vergangenen Jahr: „Mehr als 362 Millionen Kinder, Frauen und Männer sind heute auf humanitäre Hilfe angewiesen. Das sind mehr als viermal so viele Menschen als alleine in Deutschland leben.“ Mehr Infos zum Welttag der humanitären Hilfe hier.
In Deutschland wird die humanitäre Hilfe für das Ausland seit 1968 durch das Auswärtige Amt koordiniert. Die praktische Umsetzung überlässt der Staat aber in der Regel Nichtregierungsorganisationen wie zum Beispiel dem Roten Kreuz, der Diakonie Katastrophenhilfe, Caritas International, UNICEF Deutschland oder den Johannitern. Neben diesen großen Organisationen mit weltweiten Kontakten gibt es auch kleinere wie die christliche Hilfsorganisation „Global Aid Network“ (GaiN). Chef der deutschen Abteilung von GaiN ist Klaus Dewald. Er und seine Mithelfer fahren seit 35 Jahren Hilfslieferungen mit dem LKW dorthin, wo Menschen Not leiden.
GAiN ist dabei vor allem in Osteuropa aktiv – unter anderem in der Ukraine, in Lettland, Rumänien, Armenien und Polen. Im Jahr 2020 - während der Corona-Pandemie - war die christliche Hilfsorganisation zum ersten Mal ihrer Geschichte auch in Deutschland aktiv. Weil damals überall im Land die Essenausgabe durch die Tafeln stark eingeschränkt war, hatte GaiN in Gießen eine Anlaufstelle für Obdachlose eingerichtet, so Dewald: „Ob das jetzt Decken sind oder auch Kleidung oder auch Lebensmittel - den dringendsten Bedarf, den diese Menschen haben, können Sie bei uns direkt am Lager abholen. Wir haben extra ne Ecke eingerichtet, dass da kein persönlicher Kontakt stattfindet.“
Seine allererste Hilfslieferung – damals noch als Privatmann – führte Klaus Dewald kurz nach Weihnachten 1990 in die sich auflösende Sowjetunion, wo damals das Hungergespenst umging. DER SPIEGEL schrieb dazu im Dezember 1990: „Weit über 150 Millionen Mark wird die Rußlandhilfe deutscher Spender bis Weihnachten wert sein. Auch andere helfen, Schweizer und Briten, Skandinavier, Israelis, Italiener und Japaner. Regierungen lassen sich gleichfalls nicht lumpen. Bonn schenkt der Sowjetunion seine Berlin-Reserve, gut eine halbe Milliarde Mark wert, die EG steuert über zwei Milliarden bei, und selbst die sich lange zierenden USA verkaufen der anderen Weltmacht nach 16 Jahren wieder Getreide auf Pump.“
Seit dieser ersten Fahrt hat Klaus Dewald unzählige Hilfseinsätze geplant, koordiniert und auch selber durchgeführt. Darüber schreibt er in seinem 2023 erschienen Buch „Ein Mann. Ein Leben. Ein Auftrag.“ Diese Biografie gibt nicht nur spannende Einblicke in die Gründungsgeschichte und Arbeit der Hilfsorganisation „GAiN“ (Global Aid Network), sondern erzählt auch ganz persönliche Episoden aus seinem Leben. Sie zeigt einen Menschen, der sich vom Leid der Menschen berühren lässt und ohne Wenn und Aber seine Berufung lebt.