In alten Handys schlummern 240 Mio. €
Sonntag, 23.06.2024
Im Januar 2023 hat der Digitalverband Bitkom ausgerechnet, dass die Deutschen in ihren Schränken und Schubladen rund 210 Millionen ausrangierte Handys und Smartphones horten. Dabei sind die Geräte viel zu wertvoll, um sie ungenutzt herumliegen zu lassen.
Eine Untersuchung der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) aus dem Jahr 2020 ergab, dass in den rund 200 Millionen ausrangierten Smartphones in deutschen Haushalten unter anderem rund 3,4 Tonnen Gold, 50 Tonnen Silber, 520 Tonnen Nickel und 1.300 Tonnen Kupfer stecken. Diese Mengen würden rein rechnerisch ausreichen, den Materialbedarf für neue Smartphones für zehn Jahre decken, schreibt das ZDF und beruft sich dabei auf eine Untersuchung des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Experten bezeichnen die „Schubladenhandys“ deshalb auch als „urbane Mine“. Der Gesamtmetallwert ungenutzter Handys allein in Deutschland liegt bei etwa 240 Millionen Euro.
Die u.a. auch von kirchlichen Organisationen getragene Handyaktion NRW will die Verbraucher darüber informieren, welche wertvollen Rohstoffe für den Bau von Smartphones und Handys gebraucht werden und unter welchen zum Teil unmenschlichen Bedingungen sie in Ländern wie der Demokratischen Republik Kongo gewonnen werden. Auch über die schlechten Arbeitsbedingungen in Asien, wo die meisten dieser Geräte gebaut werden, will die Handyaktion-NRW aufklären.
Die Kampagne wirbt dafür, ausrangierte oder defekte Mobiltelefone zu recyceln, um wertvolle Rohstoffe wie Gold, Silber, Palladium, Platin und Kupfer zurückzugewinnen. Schulklassen, Betriebe aber auch Einzelpersonen sind eingeladen, entsprechende Sammelaktionen zu organisieren. Entsprechende Sammelboxen kann man kostenlos hier bestellen. Die weiteren Abläufe kann man hier nachlesen. Mit dem Erlös aus den gesammelten Handys werden verschiedene Bildungs- und Gesundheitsprojekte in Afrika unterstützt - darunter in Uganda, in der Demokratischen Republik Kongo und in Äthiopien.
Getragen wird die Handyaktion NRW vom oikos-Institut der Evangelischen Kirche von Westfalen in Kooperation mit dem Institut Südwind und der Vereinten Evangelischen Mission (VEM). Mit im Boot sind außerdem die Telekom Deutschland und die Deutsche Umwelthilfe. Und: Die Handyaktion NRW steht nicht alleine da. Sie ist eigenen Angaben zufolge „Teil einer bundesweiten Bewegung von Handy-Aktionen, die für die ökologischen und sozialen Folgen des Handykonsums in der Einen Welt sensibilisieren und Gruppen zum Sammeln gebrauchter Mobiltelefone für ein fachgerechtes Recycling aufrufen. Über die Landesgrenzen hinweg sind die Handy-Aktionen vernetzt, tauschen sich über aktuelle Entwicklungen, Materialien und Aktivitäten aus und entwickeln ihre Angebote zum Teil gemeinsam weiter.“
Neben NRW gibt es die Handy-Aktionen bislang auch noch in Baden-Württemberg, Bayern, dem Saarland sowie in Berlin-Brandenburg.