Jahreslosung 2015: "Nehmt einander an …"
Sonntag, 28.12.2014
In vier Tagen ist das alte Jahr Geschichte, das Neue steht in der Kirche unter der biblischen Losung "Nehmt einander an, wie Christus Euch angenommen hat – zu Gottes Lob". Diesen Aufruf zur Toleranz füllt ein Kölner Projekt mit Leben.
Die "Kölner Syrienhilfe" versteht sich als Netzwerk, das es sich zur Aufgabe gemacht hat, syrische Bürgerkriegsflüchtlinge in der Domstadt willkommen zu heißen und auf vielfältige Weise bei ihrer Integration zu helfen. Die Kerngruppe des Projektes bilden syrisch-stämmige Kölner, Ärzte und Übersetzer, unterstützt werden sie von einem Kreis von Freiwilligen, zu denen unter anderem auch Studierende der Kölner Universität gehören.
Eine von ihnen ist die 22jährige Psychologiestudentin Carla Petroll. Jeden Sonntag besucht sie zusammen mit Kommilitonen ein Flüchtlingsheim. Die Studierenden unterstützen die Menschen u.a. beim Umgang mit den deutschen Behörden und bieten für die Kinder regelmäßig Deutschunterricht an. Über ihren Empfang in den improvisierten "Schulklassen" erzählt Carla Petroll: "Die Kinder wissen schon, dass wir immer ungefähr zur gleichen Zeit kommen, und wir versammeln uns in diesem Raum und haben da eine kleine Tafel hingebracht, wo man dann Unterricht machen kann, und die Kinder haben dann schon die Tische da hingeschoben und sitzen da mit ihren offenen Heften. Das das ist wirklich verrückt, wie wissbegierig diese Kinder sind und wie gerne die lernen wollen."
"Einander annehmen" – wie es der Apostel Paulus in der biblischen Jahreslosung für 2015 fordert – ist eine große Herausforderung, wenn man sich fremd ist. Für beide Seiten sei es umso schöner, wenn es gelingt, meint Carla Petroll. Sie selbst war überwältigt davon, "wie freundlich die Flüchtlinge auf uns selbst reagiert haben. Jedes Mal wenn wir da die Kinder unterrichten kommen, bekommen wir ein Tablett mit Tee und Kaffee gebracht und sind immer sehr glücklich, und es wird wirklich eine ganz schöne Atmosphäre geschaffen."
Im syrischen Bürgerkrieg sind in den letzten drei Jahren etwa 200.000 Menschen gestorben. Mehr als 9 Millionen sind innerhalb Syriens auf der Flucht, weitere rund 2,8 Millionen sind aus ihrem Heimatland geflohen. 26.000 davon kamen allein zwischen Januar und Juni 2014 nach Deutschland. Im europäischen Vergleich hat die Bundesrepublik damit zwar die meisten Bürgerkriegsflüchtlinge aufgenommen. Aber gemessen an der Gesamtzahl von 2,8 Millionen Syrern, die ihre Heimat verlassen haben, sind es immer noch weniger als 1 Prozent.