Johanniter erfüllen letzte Wünsche Sterbender

von Werner Beuschel

Sonntag, 12.11.2023

Rollstuhlfahrer blickt auf das Meer
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Vor den Tod noch ein letztes Mal das Meer sehen - das ist einer von vielen Herzenswünschen, den die Johanniter-Wunschambilanz schon erfüllen konnte. (Foto: Pixabay)

Wenn der Tod an die Tür klopft, ist es zu spät, um lange Listen abzuarbeiten. Aber vielleicht bleibt noch Zeit für diesen einen kleinen Herzenswunsch: Noch einmal ins Stadion, ins Konzert oder noch ein letztes Mal an der Ostsee das Meer sehen.

In Mönchengladbach versucht die Wunsch-Ambulanz der Johanniter, möglichst viele dieser Patientenwünsche zu erfüllen, erzählt Pfarrer Ulrich Meihser. Er arbeitet als Seelsorger im evangelischen Krankenhaus Bethesda und begleitet dort immer wieder Menschen auf ihrem letzten Weg. Wenn sich ein todkranker Patient oder dessen Angehörige mit einem letzten Herzenswunsch bei ihm melden, erfolgt zunächst eine ärztliche Prüfung: Ist der Patient transportfähig? Muss er liegend transportiert werden, oder kann er selbständig sitzen? Will oder muss außer den obligatorischen Sanitätern noch ein Angehöriger mitfahren?

Sobald diese Fragen zufriedenstellend geklärt sind, kann die Umsetzung in Angriff genommen werden. Es kommt vor, dass besonders gläubige Patienten einen Pilgerort wie Maria Laach oder Kevelaer aufsuchen möchten. „Es gibt auch sehr weltliche Wünsche“, erzählt Pfarrer Ulrich Meihser: „Der Klassiker ist natürlich »Ich möchte noch einmal das Meer sehen – Nordsee, Ostsee. Es gibt den Wunsch, noch einmal zum Fußballspiel ins Stadion zu gehen. Es gibt aber auch einfach diese Wünsche »Ich möchte noch einmal zu Hause Abschied nehmen«.  Auch das ist ein konkretes Beispiel, wo eine Frau gesagt hat: Ich möchte gerne aus dem Krankenhaus heraus noch mal nach Hause, zusammen mit meiner Tochter Abschied nehmen von meiner Wohnung. Das haben wir dann auch durchführen können. Sie hat vier Stunden ausgehalten mit ihrer Tochter, und dann ist sie wieder zurücktransportiert worden. Sie hat danach noch 3 Wochen gelebt.“

Geschichten wie diese kennt Ulrich Meihser zu Dutzenden. Vor wenigen Wochen erst ging es um eine alte Dame und die Hochzeit ihrer Enkeltochter. Mit Hilfe der Wunsch-Ambulanz der Johanniter konnten die beiden gemeinsam feiern, erzählt der Pfarrer: „Diese Frau war hinterher so glücklich, dass sie da war und hat gesagt, als sie wieder bei uns im Krankenhaus lag: »So, jetzt bin ich fertig, jetzt bin ich auch bereit zu gehen.« Was sie nach anderthalb Wochen dann auch getan hat.“

Trotz aller Bemühungen gelingt es nicht immer, den letzten Wunsch eines Sterbenden zu erfüllen, sagt Meihser: „Wir haben durchaus eine ganze Anzahl von Anfragen, und wenn sich die Anfrage sozusagen erledigt - also wenn das Sterben den Wunsch überholt – dann ist das eine besondere Situation.“ Über die Kosten für die Wunsch-Ambulanz sagt der Seelsorger: „Solange Angehörige da sind, die es umsetzen können, werden erst mal die Angehörigen in Anspruch genommen. Dann können wir auch eine ganz klare Rechnung machen: Was kostet ein Krankentransport von A nach B? Aber wichtiger sind glaube ich die Fahrten, wo Menschen da sind, die sich das nicht leisten können.“ In solchen Fällen springen die Johanniter ein und geben Geld dazu.

Das - wie auch die Fahrten der Wunsch-Ambulanz - wäre ohne eine breite Unterstützung durch die Johanniter-Familie nicht möglich, betont Meihser: „Es macht mit die Johanniter-Unfallhilfe, weil die hat die Fahrzeuge und die ausgebildeten Rettungssanitäter, und unterstützt werden wir von der Johanniter-Hilfsgemeinschaft. Das sind zum einen die Ehrenamtlichen insgesamt, aber auch die Menschen, die im Johanniterorden als Ordensritter tätig sind.“

Ganz ähnlich wie die Wunsch-Ambulanz der Johanniter arbeitet auch der Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes (ASB). Insgesamt sind 23 Wagen des ASB samt Teams im gesamten Bundesgebiet im Einsatz. Mehr unter https://wuenschewagen.de/

Sonntag, 12.11.2023