Kirche & Diakonie starten Aktion #Wärmewinter

von Ann-Marlen Hoolt

Sonntag, 16.10.2022

ein Teller wird mit Suppe gefüllt
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Die Aktion #wärmewinter soll bestehende Hilfeangebote von Kirche und Diakonie für Bedürftige bekannter machen. Auch neue Angebote wie eine Suppenküche sind willkommen. (Foto: Pixavbay | Collage: M.Rütten)

Mehrfach hat die Bundesnetzagentur in den vergangenen Wochen gewarnt: Der bundesweite Gasverbrauch sei viel zu hoch. Haushalte und Betriebe müssten ihren Verbrauch um 20% senken, sonst sei ein Gasnotstand im Winter nicht auszuschließen.

Wie das Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ unter Hinweis auf die Bundesnetzagetur berichtete, „lag der Gasverbrauch der privaten Haushalte und kleineren Gewerbekunden in der 39. Kalenderwoche mit 618 Gigawattstunden um fast zehn Prozent über dem durchschnittlichen Verbrauchsniveau der Jahre 2018 bis 2021.“ Und weiter heißt es dort: „Auch der Verbrauch der Industriekunden lag laut Bundesnetzagentur in der vergangenen Woche mit 1370 Gigawattstunden nur noch gut zwei Prozent unter dem Niveau der Vorjahre.“

Kurz nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurde in Deutschland am 30. März 2022 mit der „Frühwarnstufe“ die erste Stufe des Notfallplan Gas ausgerufen. Die zweite Stufe – die sogenannte „Alarmstufe“ – ist seit dem 23. Juni 2022 in Kraft. Danach hat Russland seine Gaslieferungen nach Deutschland zunächst stark gedrosselt und nach dem Abschluss angeblicher Wartungsarbeiten an der Gaspippeline Nordstream 1 schließlich ganz eingestellt. Eine Wiederaufnahme der Lieferungen steht in den Sternen nachdem Nordstream 1 und 2 vermutlich durch Unterwasser-Explosionen noch unbekannter Herkunft stark beschädigt wurden und leckgeschlagen sind.

Zwar sind die Gasspeicher in Deutschland inzwischen zu 93% gefüllt, doch mit der gelagerten Menge könnte der bundesweite Gasverbrauch nur zwei Monate lang gedeckt werden. Industrie, Betriebe und Haushalte müssen deshalb nach Ansicht der Bundesnetzagentur ihren Gasverbrauch um etwa 20% gegenüber den Vorjahren senken. Deren Präsident Klaus Müller warnt: „Die Lage kann sehr ernst werden, wenn wir unseren Gasverbrauch nicht deutlich reduzieren.“

Im schlimmsten Fall könnte ein Gasnotstand drohen. Mit der sogenannte „Notfallstufe“ könnte dann von der Regierung die dritte und letzte Stufe des Notfallplan Gas ausgerufen werden. Der Staat könnte dann unmittelbar in das Marktgeschehen eingreifen, heißt es von Seiten der Bundesnetzagentur: „Konkret heißt das: Die Bundesnetzagentur wird zum »Bundeslastverteiler«. Sie kann dann in enger Abstimmung mit den Netzbetreibern z.B. Bezugsreduktionen verfügen. Diese Verfügungen können sich auch an einzelne Letztverbraucher wenden. Dabei sind bestimmte Verbrauchergruppen gesetzlich besonders geschützt, d.h. diese sind möglichst bis zuletzt mit Gas zu versorgen. Zu diesen geschützten Verbrauchern gehören Haushalte, soziale Einrichtungen wie etwa Krankenhäuser, und Gaskraftwerke, die zugleich auch der Wärmeversorgung von Haushalten dienen.“

Der kommende Winter könnte also wirklich hart werden - nicht nur wegen der sinkenden Außentemperaturen. Die Angst vor einem Gasnotstand und möglichen Stromausfällen geht um, Menschen machen sich Sorgen, dass ihnen ihr Vermieter oder Energieversorger kündigen könnte, wenn sie die gestiegenen Rechnungen oder Abschlagszahlungen nicht mehr bezahlen können. Gegen die drohende Kälte in den Wohnungen aber auch gegen die soziale Kälte haben die evangelische Kirche und ihre Diakonie deshalb jetzt die Aktion „Wärmewinter“ gestartet.

In einer dazu veröffentlichten gemeinsamen Pressemiteilung heißt es: „Diakonie und Kirche öffnen in diesem Herbst und Winter ihre Türen und schaffen in ganz Deutschland wärmende Orte, wo Betroffene Hilfe erhalten, sich aber auch über ihre Rechte informieren können. Außerdem soll die Aktion auf die vielen bereits bestehenden Angebote von Diakonie und Kirche hinweisen, darunter zum Beispiel die Allgemeine Sozialberatung oder die Schuldnerberatung. Mit der gemeinsamen Kampagne setzen Diakonie und Kirche ein Zeichen gegen soziale Kälte und für den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Weitere Informationen und Materialen gibt es unter www.waermewinter.de

Sonntag, 16.10.2022