Kirche in Bewegung

von Christof Beckmann

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Zehntausend Pilger werden am Wochenende zur 167. Telgter Wallfahrt der Katholiken aus dem Bistum Osnabrück erwartet. Und die Große Prozession in Münster greift das Leitwort des Deutschen Evangelischen Kirchentages „Was für ein Vertrauen“ auf ...

167. Telgter Wallfahrt: Fast 10.000 Menschen machen sich jedes Jahr zu Fuß auf den Weg von Osnabrück nach Telgte. Auch bei der 167. Telgter Wallfahrt der Katholiken aus dem Bistum Osnabrück werden am Wochenende wieder mehrere Tausend Pilger erwartet. Die größte Fußwallfahrt im deutschsprachigen Raum steht in diesem Jahr unter dem Leitwort „Herr, wohin sollen wir gehen?“. Ziel der Wallfahrt ist das Telgter Gnadenbild der „Schmerzhaften Muttergottes“. Es wurde um 1370 geschaffen und zeigt eine Pieta, den Leichnam des vom Kreuz abgenommenen Christus im Schoß seiner Mutter Maria.
Die Pilger machen sich am frühen Samstagmorgen auf den 48 Kilometer langen Weg und erreichen gegen 15.45 Uhr dem Marienwallfahrtsort bei Münster. Der Weg führt größtenteils über die aus diesem Anlass gesperrte Bundesstraße B 51. Am Sonntagmorgen wird Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode in Telgte um 5.30 Uhr auf dem Kirchplatz eine Pilgermesse feiern. Für 6.45 Uhr ist eine Familien- und Jugendmesse geplant. Nach dem Auszug aus Telgte gegen 8.00 Uhr wird die Fußwallfahrt in Georgsmarienhütte/Oesede gegen 19.00 Uhr mit einer Schlussandacht in der Kirche Peter und Paul enden. Für den Gepäck- und eventuellen Personentransport stehen Begleitfahrzeuge zur Verfügung. Die Teilnehmer übernachten zum Großteil in Zelten und Sporthallen.

Große Prozession in Münster: Unter dem Titel „Was für ein Vertrauen“ findet am Sonntag, 7. Juli, die Große Prozession in Münster statt. Die auch „Pest- und Bandprozession“ genannte Übung geht auf ein Gelöbnis aus dem Jahr 1382 zurück, als in Münster über 8.000 Menschen an der Pest starben und ein Großbrand weite Stadtgebiete verwüstete. Seit dieser Zeit ziehen jährlich Gläubige zu einer überpfarrlichen Buß- und Bittprozession durch die Altstadt.
Die Teilnehmer beginnen die Prozession in der St.-Lamberti-Kirche. Der Stationsgottesdienst dort beginnt um 10 Uhr. Danach zieht die Prozession über die Salzstraße, Klosterstraße, Verspoel, Ludgeristraße und Prinzipalmarkt zum Domplatz. Vorangetragen wird eine Nachbildung des historischen Pestkreuzes, dessen Original im Stephanschor des St.-Paulus-Doms hängt. Dort wird Bischof Dr. Felix Genn um 11 Uhr die Heilige Messe feiern.
In der Barockzeit wurde aus dem schlichten Buß- und Bittgang eine triumphale Sakramentsprozession mit festlichen Paramenten, Glockengeläut und Böllerschüssen. In der Zeit des Nationalsozialismus unter Bischof Clemens August Graf von Galen galt die Prozession mit nie zuvor und nie nachher erreichten Teilnehmerzahlen als überwältigende Demonstration der Katholiken Münsters für die Werte des christlichen Glaubens.

Katholische Kirche in Deutschland startet Reformdialog: Möglichst im Frühjahr 2020 soll er beginnen, äußerten der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und der Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Thomas Sternberg, am Freitag vor Journalisten in Bonn. Notwendig dafür sei allerdings noch die endgültige Zustimmung der Bischöfe und Laien – der Schritt soll auf den Herbstvollversammlungen der beiden Gremien, einer erweiterten Gemeinsamen Konferenz, am 13./14. September 2019 in Fulda erfolgen. Bis dahin soll zudem ein Statut für den „Synodalen Weg“ vorliegen.
Die Kirche in Deutschland beginnt die Debatte über heute viel diskutierte Themen nicht bei Null: Zu Schritten auf dem Weg zählen die „Gemeinsame Synode der Bistümer der Bundesrepublik Deutschland“ („Würzburger Synode“, 1971-1975), die „Pastoralsynode der Katholischen Kirche in der DDR“ (1973-1975) und auch der zwischen 2011 und 2015 stattgefundene Gesprächsprozess. Bei ihrer Frühjahrsvollversammlung im Frühjahr 2019 in Lingen hatten die deutschen Bischöfe nach intensivem Ringen einen solchen Weg beschlossen, auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) befasste sich auf seiner Vollversammlung am 10./11. Mai 2019 in Mainz mit der Frage des Synodalen Wegs der Kirche in Deutschland. Mit deutlicher Mehrheit stimmte die Vollversammlung dafür, diesen Weg konstruktiv mit zu gestalten. Dabei soll es um die Themen Macht, kirchliche Sexualmoral, Lebensform der Priester und die Rolle der Frau gehen. Der Missbrauchsskandal hatte die Kirche in eine Vertrauenskrise gestürzt, in der Rufe nach Reformen lauter wurden. Befürworter versprechen sich von einem „synodalen Weg“ konkrete Ergebnisse, Kritiker warnen dagegen vor einem deutschen Sonderweg in der Weltkirche und verweisen darauf, dass Fragen wie die Weihe von Frauen die Lehre betreffen und nicht national entschieden werden könnten.
Kardinal Marx und ZdK-Präsident Sternberg erinnerten im Pressegespräch am Freitag auch an den Brief von Papst Franziskus „An das pilgernde Volk Gottes in Deutschland“: „Wir verstehen ihn als Leitlinie, Ermutigung und Auftrag, auf dem Synodalen Weg gemeinsam voranzugehen und aufrichtig nach Antworten auf unsere existenziellen Fragen und die konkreten Herausforderungen, gerade aus der Krise durch den sexuellen Missbrauch, zu suchen. Von Herzen laden wir alle Katholikinnen und Katholiken ein, den Synodalen Weg zu unterstützen und mit uns über eine erneuerte Kirche nachzudenken, die ihren Beitrag zu einer humanen Gesellschaft leistet.“