Kirchen als Schutzräume gegen Hitzewellen
Sonntag, 21.08.2022
Zu wenig Regen, dafür Sonne satt und Temperaturen von 40 Grad und darüber – so lassen sich die vergangenen Wochen zusammenfassen. Europa erlebt eine nie gekannte Dürre und gleichzeitig Hitzewellen, die gesundheitsgefährdende Züge annehmen.
Zwischen dem Beginn der Wetteraufzeichnung 1881 und dem Jahr 1982 wurden in Deutschland nie Temperaturen von über 40 Grad gemessen. Das erste Mal geschah dies im Jahr 1983, das zweite Mal während der Hitzewelle in Europa 2003. Seit 2015 traten mehrfach 40 °C und mehr auf, im Juli 2019 gleich an 25 Messstationen. Der bisher heißeste Tag im laufenden Jahr wurde am 19. Juli 2022 registriert: Spitzenreiter war an diesem Tag um 15.30 Uhr Bad Mergentheim-Neunkirchen mit 40,3 Grad, gefolgt von 40,1 Grad in Hamburg-Neuwiedenthal und jeweils 40 Grad in Barsinghausen-Hohenbostel (Niedersachsen-Rekord) und Huy-Pabstorf (Sachsen-Anhalt-Rekord).
Grund für die in immer kürzeren Abständen auftretenden Extremwetter-Ereignisse ist der von Menschen gemachte Klimawandel. Die Auswirkungen sind nicht nur in Europa zu spüren, sondern praktisch weltweit. Im sonst knochentrockenen Death Valley National Park in Kalifornien hat es Anfang August 2022 so stark geregnet, dass Touristen vor den Fluten gerettet werden mussten. Indien und Pakistan erlebten dagegen eine wochenlange extreme Hitzewelle, und in der Antarktis lagen die Temperaturen zwischenzeitlich um 40 Grad Celsius höher, als sonst zu dieser Jahreszeit üblich.
Experten sind sich einig, dass sich praktisch alle Staaten an die veränderten Wetterphänomene anpassen müssen. Die Maßnahmen reichen vom sofortigen Stopp der CO2-Emissionen über ein kluges Wasser-Management und Veränderungen in der Land- und Forstwirtschaft hin zu städtebaulichen Veränderungen (Dachbegrünung, Frischluftschneiden etc.). Der Evangelische Pressedienst (epd) meldete am 8. August 2022: „Zur Bekämpfung des Klimawandels hat das Land NRW ein neues Förderprogramm für Hitzeaktionspläne in den Kommunen aufgelegt. (…) Mit dem Förderprogramm sollen Kommunen in die Lage versetzt werden, sich besser auf Hitzeperioden vorzubereiten und damit die Auswirkungen auf die Bevölkerung zu reduzieren. Das Land stellt den Kommunen deshalb zwei Millionen Euro zur Verfügung.“
NRW-Städte wie Köln, Düsseldorf oder Dortmund haben auf die jüngsten Hitzewellen mit ersten Maßnahmen reagiert und zum Beispiel sogenannte „Refill-Stationen“ eingerichtet. Hier können sich Bürger ihre mitgebrachten Flaschen mit Trinkwasser auffüllen, um unterwegs ausreichend Flüssigkeit zu sich nehmen zu können. In Aachen geht man schon einen Schritt weiter, wie die Stadt am 8. August 2022 in einer Pressemitteilung verlauten ließ: „Bei Außentemperaturen über 30 Grad können Menschen ab sofort alle städtischen Museen und Einrichtungen der Route Charlemange im Rahmen der Öffnungszeiten kostenlos zum Abkühlen besuchen. Ganz vorn dabei empfehlen sich die Museen Centre Charlemagne, Suermondt-Ludwig-Museum und das Ludwig Forum. Alle drei verfügen über Klimaanlagen.“
Weiter heißt es in der Pressemitteilung: „Wussten Sie, dass es zwischen Bäumen und an Bächen drei Grad weniger sind als in baum- und wasserlosen Bereichen? Dass es in Aachen entlang der Bachläufe Kaltluftschneisen gibt, die kontinuierlich Frischluft in die Stadt schicken? Grünfinger werden sie auch genannt und systematisch in Bebauungsplänen und im Flächennutzungsplan beachtet und geschützt. Um zukünftig noch mehr Kühlung in die Innenstadt zu bringen, ist zudem auch ein Konzept zur Freilegung der Aachener Bäche in Arbeit.“