Kölner Dom: Ewige Baustelle

von Gabriele Höfling

Sonntag, 19.11.2017

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Michael Hoffmann, Vorsitzender des Zentral-Dombau-Vereins zu Köln, Foto: Gabriele Höfling

Eine ewige Baustelle wurde vor 175 Jahren beherzt angegangen: Damals gründete sich der Zentral-Dombau-Verein zu Köln – um den Kathedralen-Torso fertig zu bauen. Eine Schnapsidee mit Erfolg, wie jeder weiß. Und doch ein Werk, das niemals enden wird ...

INFO: Vor 175 Jahren gründete sich der Zentral-Dombau-Verein (ZDV) zu Köln, um den Weiterbau des Kölner Dom, damals ein verfallener Torso, zu finanzieren. Mit einer „Immediat-Eingabe mehrerer kölnischer Bürger an des Königs Majestät, die Ermächtigung zur Konstituierung eines Dombauvereins betreffend" richteten sich am 3. September 1840 200 angesehene Kölner Bürger mit einem Schreiben an den preußischen König Friedrich Wilhelm IV., der die Konstituierung am 30. November des Jahres durch Kabinettsorder genehmigte und gleichzeitig versprach, den Verein jährlich mit 10.000 Talern zu fördern. Nach Sitzungen eines vorbereitenden Ausschusses von über hundert Domfreunden stimmte die Generalversammlung der Dombaufreunde dem vorgelegten Vereinsstatut zu: Der König genehmigte am 8. Dezember 1841 die Statuten des zu gründenden Dombauvereins, „welcher den Zweck hat, vermittelst Darbringung von Geldbeiträgen und in jeder sonst angemessenen Weise für die würdige Erhaltung und den Fortbau der katholischen Kathedral-Domkirche in Köln nach dem ursprünglichen Plane tätig mitzuwirken.“ Durch die bis heute gültige Kabinettsorder des preußischen Königs ist der offiziell am 14. Februar 1842 gegründete Verein nicht in das Vereinsregister eingetragen und zählt zu den sogenannten „Altrechtsvereinen“.

Nach der Grundsteinlegung am 4. September 1842 liefen die Bauarbeiten wieder an. Rund um die Welt bildeten sich Dombauvereine, die Mittel sammelten und die Fertigstellung propagierten. Am 14. September 1880 wurde der letzte Stein auf dem Südturm des Kölner Doms gesetzt. Im Zuge der Vollendungsfeier traten deutliche politisch-kirchliche Dissonanzen zutage: Das Fest fand am 15. Oktober 1880 unter der Anwesenheit des Kaiserpaares sowie fast aller deutschen Fürsten statt, doch der Kölner Erzbischof Paulus Melchers und das Metropolitankapitel nahmen nicht teil.

Heute belaufen sich die Erhaltungskosten des Kölner Doms auf rund 10 Mio. Euro pro Jahr. Davon trägt der rund 14.200 Mitglieder weltweit zählende Dombauverein durchschnittlich zwei Drittel, für den Rest kommen Staat und Kirche auf. Der Männer-Gesang-Verein (KMGV), nur wenige Wochen nach dem Dombauverein unter dem Motto „Durch das Schöne stets das Gute“ gegründet, unterstützt die Kathedrale immer wieder mit Benefizkonzerten. Im Kölner Rosenmontagszug 2017 erinnerte ein eigener Festwagen an die Jubiläen, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besuchte am 24. Juni den Kölner Dom.

Am 10. November versammelte sich die Kölner Dombauhütte zur jährlichen Messe für die lebenden und der verstorbenen Förderer und Mitarbeiter des Dombaus in der Johanneskapelle des Domes. Beim anschließenden Treffen mit dem Dompropst, Vertretern der Hohen Domkirche und des Zentral-Dombau-Vereins, begrüßte der ZDV das 17.000. Mitglied. Das selbst gesteckte Ziel der Erhöhung der Mitgliederzahlen von ca. 13.700 auf 17.500 innerhalb nur eines Jahres konnte damit fast erreicht werden. In den kommenden Jahren will der seine Unterstützung seine Unterstützung für den Dombau um 10 Prozent von bisher 3,5 auf 3,85 Mio € anheben.

Unser Gesprächspartner: Michael H. G. Hoffmann amtiert seit dem 20. Oktober 2004 als 13. Präsident des ZDV. Kontakt: Zentral-Dombau-Verein zu Köln von 1842, Komödienstr. 6-8, 50667 Köln, Tel. 0221 / 135300, Fax 0221 / 1390465, E-Mail: zdv@zdv.de, Internet: http://www.zdv.de/de/

„Hohe Domkirche Sankt Peter und Sancta Maria“: Bereits an der Nordostecke der römischen Legionsstadt Colonia Agrippina gab es eine Vielzahl an Tempeln, Heiligtümern, Weihe- und Kultstätten. Um 300 n.Chr. baute dort der Kölner Bischof Maternus die erste christliche Kirchenanlage. Sein späterer Nachfolger Rainald von Dassel brachte 1164 die Gebeine der Heiligen Drei Könige von Mailand nach Köln und die Stadt entwickelte sich zu einem der großen abendländischen Wallfahrtsorte. Die für die Reliquien gebaute Kathedrale - Erzbischof Konrad von Hochstaden legte am 15. August 1248 den Grundstein - sollte das größte Bauwerk nördlich der Alpen werden. Gebaut wurde bis 1560, als der Bau aus Mangel an Kapital und Interesse der Bürger beendet wurde. Mit neuer Begeisterung nahm man 1842 den Bau wieder auf. 1863 war das Innere fertiggestellt, die beiden 1880 vollendeten Türme waren das höchste Bauwerk der Erde.
Der Domschatz in den unterirdischen Gewölberäumen des 13. Jahrhunderts an der Nordseite des Domes zeigt kostbare Reliquiare, liturgische Geräte und Gewänder, Insignien der Erzbischöfe und Domgeistlichen vom 4. bis zum 20. Jahrhundert, mittelalterliche Skulpturen und fränkische Grabfunde. Die wechselvolle Geschichte der Kölner Kathedrale präsentiert sich in dieser einzigartigen Kombination von historischen Gewölberäumen mit Resten der römischen Stadtmauer, Säulen vom Vorgängerbau des Domes, moderner Architektur und der neuartigen Präsentation des Domschatzes.
Das für den 15.08.1948 angesetzte Fest zur 700-Jahr-Feier der Grundsteinlegung fand kurz nach dem Krieg weltweite Beachtung und galt für Köln als eine Art Wiederauferstehung aus den Trümmern. Der gesamte Innenraum wurde nach Behebung der Kriegsschäden 1956 wiedereröffnet. Zur 750-Jahr-Feier wurde der Dom offiziell in der UNESCO-Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Die größte Kirche Deutschlands ist mit ihren 157,38 Metern Höhe nach der Moschee von Casablanca in Marokko mit 172 Metern und dem Ulmer Münster mit 162 Metern das dritthöchste Gotteshaus der Welt. Links: www.koelnerdom.de, www.dombau-koeln.de

Domführungen (Gruppen): KölnTourismus GmbH, Unter Fettenhennen 19, 50667 Köln, Tel. 0221 / 22123332, Fax 0221 / 221 24848, E-Mail: koelntourismus@stadt-koeln.de, www.stadt-koeln.de. Domforum – Besucherzentrum des Doms, Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 925847-30, Fax -31, www.domforum.de. Schwerpunkte: Kirchliche Gruppen, Kinder- sowie Jugendgruppen- und Schulklassen, Führungen für Einzelpersonen und tägliche Multivision über den Kölner Dom (gegenüber Hauptportal). Öffentliche Führungen: Mo.-Sa. 11.00, 12.30, Mo.-So. 14.00, 15.30, Treffpunkt: Hauptportal innen Erwachsene: € 4,00, Schüler/Studenten: € 2,00, Gebühr für geführte Gruppen: € 13,00. Öffnungszeiten: Der Kölner Dom ist täglich durchgehend von 6.00-19.30 h geöffnet. Während der Gottesdienste ist eine Besichtigung des Domes nicht möglich. Im Kölner Dom sind nur Gruppenführungen zugelassen, die im Auftrag von KölnTourismus GmbH und Domforum stattfinden. Gottesdienste: sonn- und feiertags: 7.00, 8.00, 9.00, 10.00; (Kapitelsamt), 12.00, 17.00, 18.30. Vesper oder Andacht 18.00. Mo-Sa 6.30, 7.15, 8.00, 9.00, 18.30. Mittagsgebet: 12. Andacht: 18.00. Information: Tel. 0221 / 179 40-200; Fax 0221 / 179 40-299.

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