Kölner Kirche will "Zero-Waste-Gemeinde" werden
Sonntag, 01.11.2020
Weg vom Einweggeschirr und Verpackungsmüll hin zu einer Gemeinde, die im Idealfall gar keinen Abfall mehr produziert – dieser Herausforderung stellen sich vier Kölner Kirchengemeinden in einem Pilotprojekt. Das Ziel: „Zero Waste“.
Mit dabei ist auch die evangelische Philippus-Gemeinde. Hier ist Axel Wolf nicht nur Hausmeister sondern auch Umweltbeauftragter und Motor vieler Bemühungen, das Müllaufkommen der Gemeinde zu reduzieren. In etlichen Bereichen ist das auch schon gelungen: Es gibt Stoff- statt Papierservietten, Wasserspender statt Einwegflaschen und zum Mitsingen werden keine Liederzettel mehr gedruckt und verteilt, sondern einfach der Beamer angeworfen.
Wegen der Corona-Auflagen ist es aber derzeit schwierig, auf sämtliche Einwegprodukte zu verzichten. Das merkt auch der Pfarrer der Gemeinde, Klaus Eberhard: „Ich merke es jetzt beim Abendmahl. Wir wollen Keramikgeschirr anschaffen, aber im Moment müssen wir wegen Corona eben doch auf Einweggeschirr zurückgreifen.“ Auch an anderer Stelle sieht Axel Wolf in der Gemeinde noch „Luft nach oben“. Für ihn hat Müllvermeidung auch etwas mit Teilen zu tun: „Ich kauf mir eine Bohrmaschine, die brauch ich einmal im Jahr. Könnten wir hier in der Gemeinde für alle Gemeindemitglieder eine Bohrmaschine anschaffen, würde das reichen. Aber die Realität sieht anders aus: Jeder möchte für sich sein, unabhängig sein - wie gehen wir damit um? Das sind die Themen, die dann schnell nach vorne kommen.“
Wer teilt, vermeidet nicht nur Müll und unnötige Ausgaben - Teilen schafft auch Gemeinschaft, ist Axel Wolf überzeugt. So war für das Frühjahr 2020 geplant, dass Gemeindeglieder auf dem Kirchengelände gemeinsam Gemüsebeete anlegen. Aufzucht, Pflege und Ernte sollten gemeinschaftlich geschehen, doch dann kam die Corona-Pandemie und zwang die Gemeinde, die Pläne vorerst auf Eis zu legen.
Aber die Philippus-Gemeinde will weiter am Ball bleiben. Rund um das Thema „Zero Waste“ hat sie eine ganze Workshop-Reihe auf die Beine gestellt, um die neuen Gedanken und Erkenntnisse an möglichst viele Gemeindeglieder weiterzugeben. Und sie hat sich Impulse und Unterstützung von außen geholt. Zum Beispiel bei Olga Witt, die in Köln einen Zero-Waste-Supermarkt betreibt und Weiterbildungen zum Thema anbietet. Mehr Infos unter https://zerowastelifestyle.de/
Axel Wolf weiß, dass es bis zur Zero-Waste-Gemeinde noch ein weiter Weg ist. Aber er versucht schon jetzt, das große Ziel im Auge zu behalten: „Diese Diskussion über Stoffservietten oder wiederverwertbare Kaffeefilter benutzen - das ist mir persönlich viel zu klein gedacht. Sondern es geht ja um Wertschätzung füreinander, letztendlich ist das die Liebe zu der Umgebung zu den Menschen, und dann habe ich ja den Wunsch, dass mein Lebensraum … ich sag jetzt einfach mal »gesund« ist.
Auch Pfarrer Klaus Eberhard ist durch die Beschäftigung mit dem Thema „Zero Waste“ klar geworden, „dass es eigentlich um wesentlich mehr geht, als um Müll zu vermeiden. Sondern dass das einem letztendlich auch eine neue Lebensqualität gibt, eine neue Beziehung zu den Dingen und zu meiner Umwelt.“