Klöster gestalten Westfalen
Sonntag, 23.03.2025

Logo „1250 Jahre Westfalen“, © LWL
Ende der Woche startet eine Zeitreise durch die Klosterlandschaft Westfalen-Lippe. Denn hier wird im Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ deutlich, wie sehr die einzigartige Vielfalt der jahrhundertalten Kloster-Kultur-Landschaft das Land geprägt hat.
INFO: „Klöster haben die Geschichte Westfalens in einzigartiger Weise geprägt und gestaltet“, unterstreicht Hans Hermann Jansen im Namen des Teams für das Kooperationsprojekt „Klöster gestalten Westfalen in Geschichte und Gegenwart“: „Seit der fränkischen Eroberung und Missionierung des 9. Jahrhunderts bildeten die an vielen Orten der Region entstandenen Frauen- und Männerkonvente die Keimzellen der Besiedlung, Mittelpunkte der Verwaltung, Kulminationspunkte der Wirtschaft und Zentren der Bildung. Ihre historische Entwicklung und moderne Nutzung ist zugleich ein Spiegelbild der Kulturlandschaft Westfalens in Geschichte und Gegenwart.“
Viele der ehemaligen und noch bestehenden Klosterorte, heute in der Klosterlandschaft Westfalen-Lippe organisiert, werden ab Ende der Woche im Rahmen des Jubiläumsjahres 2025 die einzigartige Vielfalt dieser 1250-jährigen Kloster-Kultur-Landschaft Westfalen-Lippe zeigen. Sie wird an 12 Terminen und 12 Klosterorten von März bis September einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und damit exemplarisch gleichsam durch das besondere Jubiläumsjahr führen: „Es geht um die Sichtbarmachung und Verlebendigung des vielfältigen klösterlichen Erbes in Westfalen-Lippe, um Impulse in einer historischen Tradition für eine moderne plurale Gesellschaft“, so die Ankündigung.
KlosterZeitreise – nächste Station: Nach der Auftaktveranstaltung am 7. März in der Münsterkirche Herford lädt die Gesellschaft der Musikfreunde der Abtei Marienmünster e.V. (Kreis Höxter) am Freitag, 28. März, zum Vortrag „Wissenstransfer und kulturelle Innovation – Kloster Corvey und die Anfänge der karolingischen Bildungsreform in Westfalen“ in der Abteikirche Corvey in Höxter.
Ab 19 Uhr wird Prof. Dr. phil. Christoph Stiegemann (Paderborn) am Beispiel der ehemaligen Benediktinerabtei den Spuren des Kulturtransfers von der Gründung der Abtei durch die Jahrhunderte folgen. „Corvey ist in dieser Komplexität für die Zeit zwischen Spätantike und Romanik nördlich der Alpen richtungweisend, worin zu nicht geringem Teil sein Alleinstellungsmerkmal besteht, das seit 2014 den Welterbestatus des karolingischen Westwerks und der Civitas begründet“, heißt es in der Ankündigung des Referenten. Er stellt auch die neuen Technologien vor, mit denen das Welterbe heute bewahrt und vermittelt wird. So können Besucher in völlig neuartiger Form bereits im Eingangsbereich des Westwerks eine rund zehnminütige immersive Filmprojektion auf der Glastüranlage, die das Westwerk von der barocken Klosterkirche trennt, erleben. Stiegemanns Vortrag wird musikalisch gestaltet von Klangcollagen von Max-Lukas Hundelshausen, dem Vokalensemble ColVoc Detmold · Leipzig sowie der Gregorianik-Schola Marienmünster und Corvey. Noch mehr Musik gibt es am Sonntag, 6. April, um 17 Uhr, wenn Stefan Beier (Regensburg) an der historischen Barockorgel gemeinsam mit der Gregorianik-Schola den Kirchenraum eindrucksvoll zum Klingen bringt.
Multimediale Veranstaltungsreihe von März bis September in ganz OWL - die weiteren Termine:
- PD Dr. Sebastian Steinbach, Leiter des Museums in der ehemaligen Benediktinerabtei Liesborn des Kreises Warendorf, beschäftigt sich am Freitag, 23. Mai, mit „Klosterchroniken – Wie Nonnen und Mönche die Wahrnehmung westfälischer Geschichte gestalteten“.
- Weiter geht es am Freitag, 6. Juni, in der Stiftskirche Freckenhorst. Dort erwartet Besucher Claudia Maria Korsmeier mit ihrem Vortrag „Ortsnamen und Heberegister – Ein Schlüssel zur Welt“.
- Mit „Transformationsprozessen klösterlicher Einrichtungen“ beschäftigen sich am Freitag, 27. Juni, Paul Oster und Ulrike Rose im Kloster Gravenhorst, während Abt Cosmas Hoffmann OSB sich am Freitag, 11. Juli, im Kloster Flechtdorf auf die Spuren des heiligen Benedikts begibt.
- „Zwischen Himmel und Erde – die Gründung von Paradiese, des ersten Dominikanerinnenklosters in Westfalen“ ist der Vortrag von Eva Schlotheuber am Freitag, 18. Juli, in der Abdinghofkirche Paderborn überschrieben.
- Teil 8 der Veranstaltungsreihe führt Besucher am Freitag, 25. Juli, in die Stiftskirche Cappenberg. Dort berichtet Dr. Holger Kempkens, Leiter des Diözesanmuseums Paderborn, über „Gold, Silber, Edelsteine zur höheren Ehre Gottes – Schatzkunst aus westfälischen Klöstern“.
- Um „Pilgern – Sinn – Segen – Leben“ geht es am Freitag, 8. August, wenn Pastor Stephan Mockenhaupt im Bildungshaus Marienwallfahrt Werl zu Gast ist.
- In die faszinierenden „Gründungsgeschichten westfälischer Klöster“ entführt Hans Hermann Jansen seine Zuhörer am Freitag, 15. August, in der Abteikirche Marienmünster, und am Samstag, 30. August, lädt die Stiftung Kloster Dalheim im Rahmen des Internationalen Klostermarktes zu einer Podiumsdiskussion „Zukunft der Klöster – Neue Wege“ ins LWL-Landesmuseum für Klosterkultur nach Dalheim ein.
- Die Abschlussveranstaltung der zwölfteiligen Zeitreise führt am Freitag, 5. September, in die Propsteikirche Clarholz. Prof. em. Dr. Johannes Meier lässt die Zuhörer an seiner Leidenschaft „Klöster – Westfalens Seele: Praemonstratenser in Clarholz und Lette“ teilhaben.
Alle Veranstaltungen werden musikalisch von regionalen Künstlern mitgestaltet. So können sich Besucher auf Klangcollagen von Max-Lukas Hundelshausen sowie Auftritte der Gregorianik-Schola Marienmünster und Corvey, des Kim-Efert-Trios, des Vokalensembles ColVoc Detmold-Leipzig, des Gitarrenduos Ozan Coşkun & Alper Es und Jugendlichen des Projektes Ferientheater Marienmünster freuen. Beginn ist jeweils um 19 Uhr (Ausnahmen: 25. Juli und 30. August). Der Eintritt ist frei.
Nähere Informationen zu allen Vorträgen gibt es unter www.klosterlandschaft-zeitreise.de sowie in einer die Vorträge begleitenden Broschüre, die kostenlos in den Klöstern und den Tourist-Informationen der beteiligten Kommunen zu erhalten ist. Darüber hinaus sendet die Gesellschaft der Musikfreunde der Abtei Marienmünster (info@musikfreunde.org) die Broschüre gerne per Post zu.
Mehr zu den Klosterorten gibt es auf: https://klosterlandschaft-owl.de/klosterorte/
Jubiläum „1250 Jahre Westfalen“: Gemeinsam mit dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) feiert die LWL-Kulturstiftung 2025 das Jubiläum „1250 Jahre Westfalen“ mit einem vielfältigen Kulturprogramm aus Kunst, Geschichte, Literatur, Musik, Kabarett, Kulinarik, Podcasts und mehr. Anlass dafür ist die erstmalige Erwähnung der Westfalen in einem Bericht der fränkischen Reichsannalen für das Jahr 775. 44 Kulturprojekte, die mit rund 3 Millionen Euro gefördert werden, widmen sich in zahlreichen Veranstaltungen der Geschichte Westfalens und aktuellen Fragen nach Identität, Herkunft und Zugehörigkeit. Veranstaltungen und Angebote aus allen kulturellen Sparten sollen den Reichtum und die Vielfalt der Region sichtbar machen, selbstkritisch Fragen nach Herkunft und Zugehörigkeit diskutieren und Positionen für künftige Entwicklungen skizzieren.
Veranstaltungen im Überblick: Eine Veranstaltungsübersicht bietet die Internetseite der LWL-Kulturstiftung (1250jahrewestfalen.de). Alle Termine des Literatur-Festivals im Internet unter: https://literaturlandwestfalen.de/festival. Die jährlich stattfindende Filmreihe “Drehbuch Geschichte“ vom Verein Die Linse (Münster) widmet sich der „Filmwelt Westfalen - Geschichten einer Region“. Acht moderierte Filmforen schlagen einen Bogen durch die westfälische Film- und Kulturlandschaft und regen zur kritischen Auseinandersetzung mit Westfalen und mit Stereotypen an. In der Rüstkammer des Historischen Rathauses in Münster beginnt die Reihe mit dem Film “Der Friedensreiter“ (1919). Alle Termine im Internet unter: https://www.dielinse.de/.
Das Crossover-Projekt “Schilderwechsel - 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“ vom Kulturbüro des Münsterland e.V. (Greven, Kreis Steinfurt) präsentiert fünf Kunstprojekte von Künstlerinnen und Künstlern aus der Region, die sich mit der Gebietsreform und dem kulturellen Selbstverständnis auseinandersetzen. Mehr im Internet unter: https://muensterland.com/schilderwechsel. > Hier alle 44 Projekte , > der Kalender mit Übersicht zu nahenden Veranstaltungen, > das Programmheft zum Kulturprogramm als pdf zum download
„775 – Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn: Die Ausstellung lädt ab dem 16. Mai 2025 als zentrale überregionale Ankerausstellung zur Wanderung durch die Jahrhunderte ein. Auf einer Fläche von rund 1.000 Quadratmetern wird es wichtige Stationen der politischen, kulturellen und alltäglichen Geschichte der Region und ihrer Menschen vom Frühmittelalter bis zur Neuzeit zeigen - von den Anfängen unter Karl dem Großen bis zu den Preußen im 19. Jahrhundert. Original-Handschriften, darunter die erste Erwähnung der Westfalen in den fränkischen Reichsannalen aus der Bibliotheque Nationale in Paris, werden ebenso zu sehen sein wie archäologische Funde aus dem Leben in der Stadt und auf der Burg, aber auch wertvolle Schätze aus Klöstern und Kirchen. Ein Blick auf die Werke westfälischer Künstlerfamilien weiten das Panorama auf die Bildende Kunst. Menschen aus der Region kommen zu Wort und geben einen Einblick: Wofür steht Westfalen heute? Interaktive Stationen und Animationen sowie ein umfangreiches Rahmenprogramm machen das Thema für alle Altersgruppen begreifbar.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Schirmherrschaft über das Kulturprogramm zum Jubiläumsjahr übernommen und nimmt an der Eröffnung der Ausstellung „775 - Westfalen. Die Ausstellung“ zum Jubiläumsjahr „1250 Jahre Westfalen“ im LWL-Museum in der Kaiserpfalz in Paderborn teil. Der Festakt dazu findet am 15. Mai 2025 im Hohen Dom zu Paderborn statt. Die Stiftung der Sparkasse Münsterland Ost fördert das Kulturprogramm im Rahmen ausgewählter Projekte in Münster und im Kreis Warendorf. Kontakt: LWL-Museum in der Kaiserpfalz, Am Ikenberg 1, 33098 Paderborn, Weitere Infos unter Telefon 05251 1051-10 oder https://www.lwl-kaiserpfalz-paderborn.de.-
Buchtipp: Freitag, Werner: Westfalen. Geschichte eines Landes, seiner Städte und Regionen in Mittelalter und Früher Neuzeit, 667 Seiten, mit Abbildungen, Münster 2023. ISBN 978-3-402-24952-9. Preis 44,00 €, hier zum Ebook. Werner Freitag, Jg. 1955, gebürtig aus Rheda, lebt in Gütersloh-Isselhorst und war von 2004 bis zu seiner Emeritierung 2021 Inhaber der Professur für Westfälische Landesgeschichte an der Universität Münster. Er hat sich der Herausforderung gestellt, eine zeitgemäße Geschichte Westfalens zu verfassen. 2023 legte er im Verlag Aschendorff eine neue Landesgeschichte des Alten Westfalen vor. Die Schwerpunkte der über 600 Seiten umfassende Darstellung liegen auf der Territorial-, Stadt-, Kirchen- und Religionsgeschichte und umfasst das Mittelalter und die Frühe Neuzeit – von den Sachsenkriegen Karls des Großen 772 bis zur Säkularisation 1803. Anschauliche Beispiele, regionale Vielfalt und der Blick auf interessante Gestalten sowie an die 100 Karten und Abbildungen versprechen eine entdeckungsreiche Lektüre über ein Land, das reich an Geschichte ist.
Vorschau: Dom zu Münster feiert 800: Acht Jahrhunderte sind vergangen, seit Bischof Dietrich III., Graf von Isenberg, im Jahre 1225 den Grundstein für den St.-Paulus-Dom zu Münster gelegt hat. Trotz schwerer Schädigungen, die das Gotteshaus zuletzt im Zweiten Weltkrieg erlitten hat, ist nach dem Wiederaufbau die spätromanische Grundstruktur erhalten geblieben. Das 800-jährige Jubiläum des Domes wird im Sommer gefeiert.
Dompropst Hans-Bernd Köppen kündigt verschiedene Veranstaltungen an: „Ich lade schon jetzt Menschen aus dem ganzen Bistum ein, sich zwischen dem 28. Juni und 6. Juli auf den Weg zu unserem Dom zu machen. Wir haben ein Programm zusammengestellt, um das Jubiläum feiern zu können.“ So dürfen sich Besucherinnen und Besucher am Samstag, 28. Juni, auf die Aufführung des Oratoriums „Pax!“ freuen.
Kernpunkt der Feiern ist vom 4. bis 6. Juli die Präsentation des Reliquienschatzes im alten Hochaltar, der heute im Westchor steht. Am 4. Juli gibt es spezielle Veranstaltungen für Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Ehrenamtler. Höhepunkt der Feier ist schließlich die Große Prozession am Sonntag, 6. Juli. „Wir freuen uns, wenn viele Menschen an dieser Prozession teilnehmen“, betont Köppen.
Informationen zu den einzelnen Veranstaltungen des Domjubiläums werden in den kommen-den Wochen auf der Seitewww.800jahre-paulusdom.de im Internet veröffentlicht.