Konfis zu Besuch in Bonner Synagoge

von Joachim Gerhardt

Sonntag, 11.06.2017

Frau erklärt Jugendlichen das Innere einer Synagoge
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Ricky Kaminski vom Vorstand der Jüdischen Gemeinde erklärt Konfirmanden das Innere der Bonner Synagoge.

Eine fremde Religion kennen und verstehen lernen, geht am besten über die persönliche Begegnung. Rund 30 Bonner Konfirmanden haben sich deshalb auf den Weg gemacht und die Synagoge in der Tempelstraße besucht.

Begrüßt wurden sie dort von Ricky Kaminski, die zum Vorstand der Jüdischen Gemeinde gehört. Sie führte die Jugendlichen durch das Innere der Synagoge, erklärte Sitten und Gebräuche und erinnerte an die Zerstörung der jüdischen Gotteshäuser durch die Nationalsozialisten im November 1938. Betroffen mussten die Konfis feststellen, dass jüdisches Leben offenbar auch heute noch bedroht ist. Vor der Tür der Bonner Synagoge hält ein Streifenwagen ständig Wache, im Inneren sorgen Videoüberwachung und Panzerglas-Türen für zusätzliche Sicherheit.

Entsprechend nachdenklich zeigten sich die Jugendlichen nach ihrem Besuch: "Wenn ich mir vorstelle, ich müsste - wenn ich in die Kirche möchte - erst einmal durch zwei dicke Sicherheitstüren mit Panzerglas durch … also ich find´ das schon ziemlich schrecklich", meinte zum Beispiel Ella. Und Greta ergänzte: "Ich find´s traurig, dass die ihren Glauben nicht einfach so ausleben können."

Seit 2001 veröffentlicht das Bundesinnenministerium jährlich Zahlen über antisemitisch motivierte Straftaten. In einem entsprechenden Artikel der Online-Enzyklopädie "Wikipedia" heißt es dazu: "Meistens handelt es sich dabei um Propagandadelikte, Sachbeschädigungen, Volksverhetzungen sowie Verstöße gegen das Versammlungsgesetz, es fallen darunter auch Pöbeleien gegen Jüdinnen und Juden, Brandanschläge auf Synagogen, Schändungen jüdischer Friedhöfe oder auch die Zerstörung von »Stolpersteinen«. Mit 1800 registrierten Fällen gilt das Jahr 2006 als das mit den meisten Übergriffen."

An gleicher Stelle heißt es unter Bezugnahme auf den Antisemitismusbericht des Deutschen Bundestages aus dem Jahr 2011, "dass etwa 90 Prozent aller antisemitischen Straftaten von Tätern begangen wurden, die dem rechten Spektrum zugeordnet werden. Weitere Tätergruppen wurden dem Linksextremismus im Zusammenhang sowohl mit einer Israel- wie einer Kapitalismuskritik und dem Umfeld des Islamismus zugeordnet."

Sonntag, 11.06.2017