Krippenschnitzer Köhler: „Gott kommt uns nahe“
Sonntag, 12.12.2021
In vielen Familien gehört sie zum Weihnachtsfest wie der Tannenbaum oder die Geschenke: Die Krippe. Die Szenerie im Stall mit Maria, Josef und dem neugeborenen Jesus im Futtertrog zeigt ein Kernstück des christlichen Glaubens: Die Menschwerdung Gottes.
In der Manufaktur von Björn Köhler im erzgebirgischen Eppendorf entstehen Jahr für Jahr Tausende Krippenfiguren, die sich durch ihre schlichten, reduzierten Formen auszeichnen. Ausgeformte Gesichter haben die Figuren nicht, aber Ausstrahlung: Der Betrachter spürt Ruhe, Demut, Innigkeit. Die empfindet auch Köhler selbst, wenn er an eine Krippe denkt: „Das wichtigste an der Krippe für mich ist, dass Gott uns nah ist, dass Gott Mensch geworden ist und dass es eigentlich keine Barrieren, keine Schranken mehr gibt. Das finde ich schön, dass auf diese Weise das Göttliche in unser profanes menschliches Dasein kommt. Und göttlich meine ich einfach auch, wenn Menschen sich verstehen, wenn sich Fremde nahekommen, dann spüre ich die Anwesenheit Gottes.“
In allen Gebieten, in denen das Christentum zu Hause ist, sind Krippendarstellungen zu finden. Nur die konkrete Form ist kulturell bedingt verschieden. „In Peru zum Beispiel gibt es Krippen mit Keramikfiguren, die das [Weihnachts]Geschehen in die indigene Bevölkerung verlagert, und da stehen dann nicht Ochs und Esel an der Krippe, sondern zwei Lamas“, erklärt Caroline Maria Weber von der Landesgemeinschaft der Krippenfreunde Rheinland und Westfalen. In afrikanische Krippen seien die Figuren teilweise aus Ebenholz geschnitzt: „Da sind Maria, Josef und das Jesuskind schwarz.“
Diese Form der Aneignung der Weihnachtsgeschichte erklärt die studierte Ethnologin so: „Es gibt dieses Phänomen, dass man die Geburt des Christkindes ganz nah zu sich selber holen möchte, in die eigene Heimat, ins eigene Dorf oder in die eigene Kultur, und dementsprechend gestaltet man die Krippen und identifiziert sich dann sehr stark damit.“ Eine große Vielfalt der Darstellungen und der verwendeten Materialien zeigt in diesem Jahr wieder einmal der Kölner Krippenweg. Zahlreiche Krippenstationen und Krippenführungen bietet auch der Aachener Krippenweg wieder an. Er kann noch bis zum 6. Januar 2022 besucht werden. Und das Museum Religio im münsterländischen Telgte zeigt bis zum 23. Januar 2022 die Sonderausstellung „Geheimnis der Heiligen Nacht 2.0“. In dieser 81. Telgter Krippenausstellung sind nach Angaben des Museums über 140 zeitgenössische Krippen, von der Schnitzarbeit bis zum Lichtinstallation zu sehen: „Die Künstlerinnen und Künstler aus ganz Deutschland haben sich mit dem Thema »Geheimnis der Heiligen Nacht« auseinandergesetzt und zur Aufgabe gemacht, die Weihnachtsbotschaft für die heutige Zeit neu zu interpretieren. Natürlich ist auch die Corona-Pandemie in einige Werke eingeflossen. Die Ausstellung ist wie immer erfrischend kreativ und künstlerisch ausdruckstark.“
Besonders eindrucksvoll und umfangreich ist die Krippe in der evangelischen Heilandkirche im Bonner Stadtteil Mehlem (Domhofstraße 49). Sie ist stolze 50 qm groß und besteht aus 120 kunstvoll geschnitzten Figuren aus Eichenholz. Neben Maria, Josef und dem Jesuskind sind hier auch noch zahlreiche andere biblische Gestalten vertreten: Zum Beispiel Adam und Eva, die Königin von Saba, Johannes der Täufer oder auch König David. Dazu gesellen sich Alltagsfiguren wie etwa zwei alte Menschen, die die Hand ans Ohr halten und gebannt der Engelsmusik zu lauschen scheinen. Und schließlich gehört zur Krippe auch noch ein halber Zoo mit Giraffen, einem Elefanten, einem Strauß und sogar einem Tanzbären. Gudrun Fiedler, eine der Krippenführerinnen der Gemeinde, erklärt dazu: "Es hat den Grund, dass ja das ganze Erdreich, nicht nur wir Menschen, sondern Tiere, Pflanzen, alles ist ja betroffen von der Heilsbotschaft und von dem, was da Weihnachten geschehen ist und deswegen sind alle Tiere mit dazugehörig (…) Insgesamt ist es der ganze Kosmos, der die frohe Botschaft hört." Hier gibt es einige Bilder der Krippe in Mehlem.