Laurentius: Patron der Bierbrauer

von Christof Beckmann

Sonntag, 11.08.2024

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Collage: KIPNRW

Die Meteoriten sausen jedes Jahr rund um den Tag des Hl. Laurentius, als spezieller Patron auch perfekter Gastgeber für das nächste BBQ. Im Übrigen aber auch Schutzheiliger der Menschen, die Bier brauen. Ein ungewöhnliches Hobby für Pfarrer Nikolay …

INFO: In den 31 Brauereien (mit mindestens 20 Beschäftigten) Nordrhein-Westfalens wurden im Jahr 2023 insgesamt 16,2 Millionen Hektoliter alkoholhaltiges Bier aus Malz (ohne Biermischgetränke) gebraut. Nach Angaben von Information und Technik Nordrhein-Westfalen (Statistisches Landesamt, IT.NRW) waren das 1,2 Prozent bzw. 189 000 Hektoliter alkoholhaltiges Bier weniger als 2022. In 22 Brauereien in NRW wurden im Jahr 2023 zudem 1,2 Millionen Hektoliter alkoholfreies Bier produziert. Hier gab es gegenüber 2022 einen Anstieg der Absatzmenge um 21,5 Prozent. Rein rechnerisch entfielen damit im Jahr 2023 auf jede volljährige Person Nordrhein-Westfalens etwa 108 Liter alkoholhaltiges und acht Liter alkoholfreies Bier. Der Anteil Nordrhein-Westfalens an der bundesdeutschen Produktion von alkoholhaltigem und alkoholfreiem Bier ist mit 22,4 und 22,1 Prozent (2022 waren es 21,6 und 21,1 Prozent) leicht gestiegen. Über die Hälfte (61,8 Prozent) des in NRW produzierten alkoholhaltigen und alkoholfreien Bieres wurde in Betrieben des Regierungsbezirks Arnsberg gebraut. Weitere Ergebnisse zur Produktion von Bier in der Landesdatenbank, Informationsgrafiken auf: https://www.it.nrw/bierproduktion-in-nrw-2023

Nach der Lebensmittelvorschrift dürfen auch bis heute deutsche Biere nur aus Wasser, Hopfen und Malz unter Zugabe von Hefe gebraut werden. Aus nur vier natürlichen Zutaten entsteht so in rund 1.500 deutschen Brauereien Tag für Tag eine weltweit einzigartige Vielfalt von ca. 50 verschiedenen Sorten mit rund 7.500 Biermarken. Nach Angaben des Statistischen Bundesamt in Wiesbaden liegt Bayern im Bundesländer-Vergleich mit 624 Braustätten (2022) deutlich an der Spitze, dahinter folgen Baden-Württemberg mit 212 Braustätten auf Platz zwei und Nordrhein-Westfalen mit 148 Betrieben auf Platz drei, Niedersachsen und Bremen mit insgesamt 83 Braustätten auf Platz vier, Rheinland-Pfalz/Saarland mit 81 Betrieben auf dem fünften Platz.

Seit März 2020 zählt das handwerkliche Bierbrauen zum Immateriellen Kulturerbe Deutschlands. Doch die Geschichte des 10.000 Jahre alten Getränk geht natürlich noch weiter zurück: Schon bei den alten Sumerern hatte es sogar eine sakrale Bedeutung. Und der Bezug zur Religion hielt an: Am Rhein zogen zwar die Römer den Wein der übelriechenden „Cervesia“ vor, doch im Mittelalter sorgten Klöster und christliche Spitäler für den wichtigsten Technologieschub. Sie machten Bier durch die eingeführte Heilpflanze Hopfen zum lager- und exportfähigen Massenprodukt. Das Hausgewerbe in den Städten war meist Frauensache und setzte ein Brau- und Backhaus voraus. Die nach und nach immer mehr regulierten Braurechte führten zur Gründung von Bruderschaften – auch am Rhein: Kölner Mönche und Brauer etwa schlossen sich im 13. Jahrhundert in der bis heute bestehenden St. Peter von Mailand-Bruderschaft zusammen.

Als weitere Schutzheilige der Brauer gelten Amandus, Arnulf, Augustinus, Benno, Bonifatius, Dorothea, Florian, Hadrianus, Laurentius, Magnus, Martin, Medardus, Nikolaus von Myra, Thomas von Aquin, Vitus und Georg.

Buch: Gunther Hirschfelder/Manuel Trummer: Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute, Darmstadt 2016. Theiss Verlag, 271 Seiten, 24,95 Euro.

Laurentius von Rom: Von Aachen Laurensberg, über Mondorf, Mönchengladbach bis nach Elberfeld-Wuppertal, überall auf der ganzen Welt feiern sie ihn an diesem Wochenende. Den Mann mit dem Gitterrost, auf dem er zu Tode kam: Laurentius, den Erzmartyrer, auf den sich alle möglichen Berufe verlassen haben: Die Köche vor allem, die Leute mit Hexenschuss, aber auch die Brauer.

Der Gedenktag des frühchristlichen Glaubenszeugen steht am 10. August auf dem Kirchenkalender. Der vermutlich in Spanien geborene Laurentius soll zur Zeit von Papst Sixtus II. an einem 10. August im Jahr 258 in Rom auf einem glühenden Rost zu Tode gefoltert worden sein. Er gilt als einer der sieben Diakone in Rom und war zuständig für die kirchlichen Finanzen und für die Armenfürsorge. Als er vor Gericht gestellt wurde, verlangte Kaiser Valerian die Herausgabe der kirchlichen Güter. Vergeblich – Laurentius wies auf die Armen hin und nannte sie die wahren „Schätze der Kirche“. Auf einem glühenden Eisenrost gefoltert, wurde er hingerichtet und schnell einer der meistverehrten Heiligen. Kaiser Konstantin ließ 330 über seinem Grab die Kirche S. Lorenzo fuori le mura bauen, die zu den sieben Pilgerkirchen von Rom zählt. Hier ruhen seine Gebeine in der Krypta gemeinsam mit denen des Stephanus in einem antiken Sarkophag - beide gelten als die „Erzmärtyrer“.

Nördlich der Alpen verbreitete sich die Verehrung von Laurentius spätestens nach dem Sieg Kaiser Ottos I. über die Ungarn, die er am Laurentiustag 955 in der Schlacht auf dem Lechfeld bei Augsburg schlug. Und eine weitere Geschichte ist für unsere Breitengrade ebenfalls interessant: Denn sein Kopfreliquiar galt bis zum Ausgang des Mittelalters als eine der kostbarsten Reliquien in Mönchengladbach, das auf ein in karolingischer Zeit entstandenes Benediktinerkloster zurückgeht. Dass die Kopfreliquie üblicherweise jedes Jahr am 10. August auch in Rom auf einem Seitenaltar der kleinen Kirche der hl. Anna rechts neben den Kolonnaden des Petersplatzes gezeigt wird, hält die Rheinländer nicht davon ab, sie ebenfalls zu zeigen. Was in den Messen am Samstag Thema war? HIER MEHR: Hl. Laurentius

Sternschnuppen-Regen: Da jährlich um den Gedenktag des Heiligen im August der Sternschnuppenschwarm der Perseiden auftritt, wurde diese Himmelserscheinung auch als „Laurentiustränen“ bezeichnet. Grund für das astronomische Phänomen ist eine besondere himmlische Konstellation: Wenn die Erde auf ihrem Weg um die Sonne die Bahn des Kometen Swift-Tuttle durchquert, sausen viele Trümmer des Kometen mit rund 60 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre und verglühen in 80 bis 300 Kilometer Höhe durch die Reibungshitze. Die Perspektive täuscht zwar, aber da alle Sternschnuppen von einem Punkt im Sternbild Perseus herzukommen scheinen, hat sich für die „Tränen des Laurentius“ der Name „Perseiden“ eingebürgert. Die Sternschnuppen erreichen ihr Maximum am Nachmittag des 12. August, am besten zu sehen in den frühen Morgenstunden des 12. und 13. August. Dabei sind 20 bis 30 Meteore je Stunde zu erwarten. Die Sternschnuppen der Perseiden wurden bereits vor 2000 Jahren beobachtet und aufgezeichnet.

Laurentius-Oktav in Wuppertal: „Rund um „Laurentius“ am 10. August gibt’s nicht nur wieder Sternschnuppenregen, sondern es wird in vielen seiner „Fan“-Gemeinden gefeiert. Nicht zuletzt in Wuppertal: Dort läuft zu Ehren des Stadtpatrons wie immer volles Programm.

„Das Wappen der Stadt Wuppertal zeigt in Silber einen zweigeschwänzten roten Löwen, auf zwei goldenen Garnsträngen stehend, blau bewehrt und blau gekrönt, welcher einen schwarzen Rost hält“ – so heißt es in der korrekten Beschreibung des Stadtwappens. Seitdem die Stadtgemeinden Barmen, Elberfeld, Cronenberg, Ronsdorf, Vohwinkel und Beyenburg 1929 zur Stadt Wuppertal zusammengeschlossen wurden, verbindet sie nun der bergische Löwe und der „Rost“. Es ist das ehemalige Zeichen von Elberfeld, das seit spätestens 1556 das Symbol des Schutzheiligen Laurentius zeigte.

Da Laurentius seit über 1000 Jahren im Tal der Wupper und dem Bergischen Land als Schutzpatron verehrt wird, feiern sie rund um die Wuppertaler Laurentiuskirche gleich eine ganze Woche lang. Sie wurde vor zehn Jahren, 2013, von Papst Franziskus in den Rang einer Basilika minor erhoben. Die seit dem 9. August laufende achttägige Laurentiusoktav will in Zusammenarbeit mit der Katholischen Kirche in Wuppertal, der Katholischen Citykirche Wuppertal und der Laurentiusstiftung Wuppertal mit festlichen Liturgien und verschiedenen Aktionen an das Vorbild des Stadtpatrons erinnern. Die „Aktion Laurentiusbrot“ nimmt den uralten Brauch der Spende für die Armen auf: Die gesegneten Brote wurden am Festtag 10. August, zur Unterstützung eines caritativen Projekts auf dem Laurentiusplatz angeboten. Alle Veranstaltungen finden, wenn nicht anders vermerkt, in der Basilika St. Laurentius statt. Die Reliquien des heiligen Laurentius sind während der Festwoche ganztägig zur Verehrung auf dem Festaltar in der Basilika ausgestellt.

Mehr: www.kath-wuppertal.de, www.laurentius-wuppertal.de. Der Elberfelder Laurentiusweg erschließt den heutigen Stadtteil aus einer neuen Perspektive: www.laurentiusweg.de. Das Video zum Wuppertaler Stadtpatron: www.stadtpatron-wuppertal.de

Unser Gesprächspartner: Der Pfarrer Markus Nicolay hat seit Dezember 2018 ein eher ungewöhnliches Hobby: Er braut Bier. Denn dabei kann er perfekt abschalten. Rund einen Tag lang ist er beschäftigt, bis das Gebräu fertig ist. 200 Liter pro Jahr darf er brauen, aber nicht verkaufen: Sein „Trierer Dombräu" verschenkt er an Bekannte und Freunde oder lädt zu einem geselligen Abend ein. Markus Nicolay, Priester des Bistums Trier, Jahrgang 1966, ist geboren und aufgewachsen im Saarland. 1994 Priesterweihe, 1994-1998 Gemeindeseelsorger in St. Wendel, Urweiler und Saarlouis-Fraulautern, 1998-2005 Subregens am Bischöflichen Priesterseminar Trier. 2006 Fertigstellung der Dissertationsschrift, 2007 Promotion zum Dr. theol., 2007-2010 Pfarrer in Trier-Ehrang. 2011-2021 (Ltd.) Priesterreferent und Leiter der Abteilung „Seelsorge und pastorales Personal“ im Bischöflichen Generalvikariat Trier, seit 2016 Domkapitular an der Hohen Domkirche zu Trier, seit 2022 Pfarrer der Pfarrei Trier-Liebfrauen und Dekan im Leitungsteam des Pastoralen Raumes Trier, http://m-nicolay.de/cv/

Sonntag, 11.08.2024