Leben auf der Straße: Kältehilfe für Obdachlose
Sonntag, 07.01.2018
Ihr Hab und Gut passt in eine paar Einkaufstüten, sie leben auf der Straße, und oft genug schlafen sie auch dort. In der kalten Jahreszeit ist das nicht ungefährlich. Kirchen, Kommunen und Wohlfahrtsverbände bieten Obdachlosen deshalb Hilfen an.
In Städten wie Hamburg, Solingen oder Berlin sind während der Wintermonate sogenannte "Kältebusse" unterwegs. Sie steuern gezielt Obdachlose und ihre Treffpunkte an, versorgen die Menschen mit heißen Mahlzeiten und Getränken und informieren über Notschlafstellen und andere geschützte Übernachtungsmöglichkeiten. In Bremen machen Streetworker regelmäßige Rundgänge durch die Innenstadt und die Bahnhofsvorstadt. Bei Bedarf verteilen sie Isomatten, Schlafsäcke, Thermounterwäsche und Winterschuhe.
Auch Notunterkünfte für Obdachlose gehören in den größeren Städten zum Standard. In München zum Beispiel bietet das Evangelische Hilfswerk jedes Jahr vom 1. November bis zum 30. April etwa 900 Übernachtungsplätze in der Bayernkaserne an. Die sogenannten Kälteschutzräume sind täglich von 17 Uhr nachmittags bis zum nächsten Morgen um 9 Uhr geöffnet. In Düsseldorf sind nach Angaben der Stadt zurzeit rund 1.300 Menschen in den kommunalen Notunterkünften und den Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe der Franziskaner-Ordensgemeinschaft untergebracht.
In manchen Städten wie etwa Köln und Wuppertal haben die Kommunen "Kälte-Hotlines" eingerichtet. Hier können sich Bürger melden, wenn sie obdachlose Menschen sehen, die sich durch die Übernachtung im Freien selbst in Gefahr bringen. Manche dieser Menschen überschätzen sich, sagt Jan Orlt, Referent für Wohnungslosenhilfe bei der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe: "Die sagen: »Ach mit dem Schlafsack, den ich habe, komm´ ich aus« und die dann während sie schlafen auskühlen oder erfrieren, ohne dass sie das selbst so eingeschätzt hätten."
Deutschlandweit gibt es nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. aktuell etwa 890.000 Wohnungslose. Dabei handelt es sich um Menschen, die "nicht über einen mietvertraglich abgesicherten Wohnraum verfügen" - so die Definition. Trotzdem haben die allermeisten von ihnen ein Dach über dem Kopf, weil sie etwa in Notübernachtungen, Asylen, Frauenhäusern etc. schlafen oder vorübergehend bei Verwandten, Freunden und Bekannten unterkommen. Auch Flüchtlinge und Asylbewerber, die in Flüchtlingsunterkünften eingewiesen wurden, gelten als wohnungslos (derzeit immerhin 440.000 der 890.000 Wohnungslosen). Nur wer komplett ohne Unterkunft ist und deshalb auf der Straße lebt, ist obdachlos. Bundesweit sind das derzeit 52.000 Menschen. Vor sieben Jahren waren es "nur" 22.000.
Das Diakonische Werk der Evangelischen Kirche in Deutschland bietet im Internet umfassende Informationen zum Thema Wohnungslosigkeit bzw. Obdachlosigkeit an. Ein FAQ zeigt zum Beispiel fünf Möglichkeiten, obdachlosen Menschen zu helfen. Einen Themenschwerpunkt zu Wohnungslosigkeit finden Sie unter https://www.diakonie.de/wohnungslosigkeit . Außerdem informiert die Diakonie unter https://www.diakonie.de/wissen-kompakt/obdachlosigkeit/ über die Hintergründe der Obdachlosigkeit.