Letzte Synodalversammlung in Frankfurt

von Christof Beckmann

Sonntag, 12.03.2023

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Gestern endete die letzte Synodalversammlung in Frankfurt: Nach vielen Debatten und strittigen Vorlagen fasste der vierjährige Synodale Weg der Katholischen Kirche in Deutschland zahlreiche Entscheidungen, die ganz sicher nachwirken werden. ...

INFO: Mit einer letzten beschlussfassenden Vollversammlung endete in Frankfurt der Synodale Weg zur Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland. Die rund 210 Synodalen sowie rund 20 internationalen Beobachter berieten von Donnerstag bis Samstag über zehn Papiere zu den zentralen Themen der Reforminitiative: Macht, Rolle der Frau, Sexualmoral und priesterliches Leben. Vor dem Tagungsortim Kap Europa (Osloer Str.) demonstrierten friedlich mehrere Dutzend Reformbefürworter ebenso wie -kritiker. Rund 150 Journalisten hatten sich für die Abschlusssitzung des Reformprojekt akkreditiert, die Synodalversammlung, alle Pressekonferenzen sowie der Abschlussgottesdienst wurden im Livestream in deutscher und englischer Sprache angeboten.

Mit Spannung erwartet wurde, ob die Synodalen bei ihrer letzten Sitzung in Frankfurt auch einen Synodalen Ausschuss wählen würden, der einen 74 Mitglieder zählenden „Synodalen Rat“ als neues Leitungsgremium von Bischöfen und Laien installieren soll – er wurde gewählt. Gegen eine solche Selbstbeschränkung bischöflicher Vollmachten hatte der Vatikan im Vorfeld deutliche Warnungen ausgesprochen, wie Papst-Botschafter Nikola Eterovic auf dem Frühjahrstreffen der Bischöfe vom 27. Februar bis 2. März 2023 in Dresden bekräftigte. Dessen ungeachtet soll 2026 eine weitere Synodalversammlung darüber beraten, ob und wie die Beschlüsse umgesetzt worden sind.

Bei den hochkonzentrierten Debatten und Abstimmungen ermöglichten Bischöfe immer wieder auch durch Enthaltungen die Annahme auch strittiger Vorlagen, etwa bei den Themen „geschlechtliche Vielfalt“ oder bei der Frage, welche Mitwirkungsrechte Frauen im sakramentalen Handeln der Kirche künftig haben sollen. Für alle Beschlüsse in zweiter Lesung war jeweils eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Delegierten sowie eine Zweidrittelmehrheit der anwesenden Bischöfe erforderlich, Enthaltungen wurden dabei nicht gewertet. Insgesamt berieten die 210 Delegierten von Donnerstag bis Samstag zehn Papiere. Acht Texte wurden in Zweiter Lesung verabschiedet.

Die Synodalversammlung sprach sich dafür aus, den Papst zu bitten, den Pflichtzölibat für Priester neu zu prüfen. Bei anderen Themen beschloss die Versammlung für den Bereich der Deutschen Bischofskonferenz konkrete Reformen. So soll Frauen und nicht geweihten Männern künftig die Predigt in katholischen Gottesdiensten gestattet werden. Es soll Segensfeiern für gleichgeschlechtliche Paare geben und mehr Respekt in der Kirche für Menschen, die sich als Transpersonen oder nicht als Mann oder Frau sehen. Ferner wurde beschlossen, die Normen zum Umgang mit Tätern des sexuellen Missbrauchs und zur Prävention solcher Straftaten weiter zu verschärfen. Als letzter Text wurde ein Votum verabschiedet, das eine Öffnung des Diakonats in der gesamten katholischen Kirche für Frauen fordert. Ein Text zum Missbrauch geistlicher Autorität zu Lasten von Frauen wurde in Erster Lesung angenommen. Zur weiteren Beratung an den Synodalen Ausschuss wurde ein Text verwiesen, der eine gleichberechtigte Beteiligung von Laien an Grundsatzentscheidungen in der Kirche vorsieht. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fasst wesentliche Inhalte und Abstimmungsergebnisse zusammen:

Die Voten des Synodalen Wegs im Überblick

Verabschiedet in Zweiter Lesung:

  • Für das Grundsatzpapier zur „Priesterlichen Existenz heute“ votierten 88,8 aller Delegierten und 76,9 Prozent der Bischöfe.
  • Der Handlungstext zur Prüfung einer Öffnung des Zölibats erzielte eine Mehrheit von 94,7 Prozent aller Delegierten und 89,8 Prozent der Bischöfe.
  • Dem Handlungstext zur Predigterlaubnis für Nicht-Geweihte stimmten 90,9 Prozent aller Delegierten zu und 88,7 Prozent der Bischöfe.
  • Für den Handlungstext zu Segensfeiern für homosexuelle Paare votierten 92,6 Prozent der Delegierten und 80,8 Prozent der Bischöfe.
  • Das Handlungspapier zu Missbrauchstätern wurde einstimmig beschlossen.
  • Für das Handlungspapier zu einem respektvollen Umgang mit Interund Transsexuellen stimmten 95,51 Prozent aller Synodalen; 84,44 Prozent der Bischöfe stimmten mit Ja.
  • Der Präambel-Text mit dem Titel „Hören. Lernen. Neue Wege gehen“ wurde mit 97,25 Prozent angenommen; von den Bischöfen waren 91,3 Prozent dafür.
  • Der Handlungstext „Frauen in sakramentalen Ämtern Perspektiven für das weltkirchliche Gespräch“ wurde mit 93,65 Prozent von der Vollversammlung angenommen. Von den Bischöfen stimmten 80,77 Prozent dafür, von den nicht-männlichen Synodalen 98,36 Prozent.
  • Den Handlungstext „Gemeinsam beraten und entscheiden“, in dem es um mehr Mitbestimmungsmöglichkeiten für Laien in sogenannten Synodalen Räten geht, überwies die Vollversammlung in den noch zu gründenden Synodalen Ausschuss. Dieser soll das Papier weiterentwickeln, um es mehrheitsfähig zu machen. Der Text stand eigentlich in Zweiter Lesung zur Abstimmung.

Ein Handlungstext zu „Maßnahmen gegen Missbrauch an Frauen in der Kirche“ fand in Erster Lesung eine Zustimmung von 100 Prozent.

Synodaler Weg: Unter dem Eindruck des Missbrauchsskandals hatten die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken 2019 den „Synodalen Weg“ ins Leben gerufen. Der Begriff verweist auf das griechische Wort Synode und bedeutet wörtlich „Weggemeinschaft“. Im kirchlichen Sprachgebrauch bezeichnet Synode eine Versammlung von Bischöfen oder von Geistlichen und Laien. Die bis in die frühen Jahrhunderte des Christentums reichende Tradition hat Vorbilder auch in der jüngsten Vergangenheit: Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gab es in Deutschland neben Diözesansynoden zwei landesweite Synoden, die die Beschlüsse des Konzils umsetzen und konkretisieren sollten. In der Bundesrepublik war dies die Würzburger Synode (1971-1975). Manche ihrer Voten wurden von Rom abgelehnt oder blieben unbeantwortet. Für die katholische Kirche auf dem Gebiet der DDR gab es von 1973 bis 1975 die Dresdner Pastoralsynode.
Oberstes Organ des seit vier Jahren laufenden Synodalen Wegs“ war die Synodalversammlung. Sie zählte 230 Mitglieder, die für eine möglichst große Bandbreite kirchlichen Lebens stehen sollen. Schwerpunktthemen des Reformdialogs waren die Sexualmoral, die priesterliche Lebensform, Macht und Gewaltenteilung sowie die Rolle von Frauen in der Kirche. Die 2019 gestartete Initiative, die es in dieser Form in der katholischen Kirche noch nie gab, war ursprünglich auf zwei Jahre angelegt. Wegen der Corona-Pandemie sowie der Fülle an zu beratenden Papieren verlängerten sich die Beratungen. In drei Jahren soll sich die Vollversammlung dann noch einmal zu einer Auswertung treffen. Geplant ist zugleich, die Gespräche zwischen Bischöfen und Laien in Form eines Synodalen Rates zu verstetigen. Wie eine Synode trug auch der Synodale Weg nur beratenden Charakter. Das letzte Wort bei einer möglichen Umsetzung der Beschlüsse in ihrem Bistum haben die Ortsbischöfe. Das soll die Einheit mit der Weltkirche gewährleisten und einen nationalen Sonderweg verhindern. (KNA)

Homepage Synodaler Weg: Das Programm, die Tagesordnungen und alle eingereichten Texte sind auf www.synodalerweg.de unter Dokumente, Reden und Beiträge verfügbar. Statements im Video auf der Yputube-Seite der Deutschen Bischofskonferenz.

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