Loveparade: Prozess nach sieben Jahren
Sonntag, 23.07.2017
Morgen jährt sich zum siebten Mal die Loveparade-Katastrophe von Duisburg. Bei dem Techno-Event am 24.07.2010 kamen 21 Menschen ums Leben, über 600 wurden verletzt. Bald soll es nun endlich auch eine juristische Aufarbeitung des Unglücks geben.
Am 24. Juli 2010 kommt es im Eingangsbereich zum Veranstaltungsgelände der Loveparade in Duisburg aufgrund von Planungsfehlern und anderen Versäumnissen zu einer massiven Überfüllung. Aus den Tunneln der Karl-Lehr-Straße drängen von West und Ost Tausende Besucher gleichzeitig auf die nach oben führende Hauptrampe zum Veranstaltungsgelände. Schnell kommt es durch eine Absperrung des oberen Endes im unteren Rampenbereich zu massiven Stauungen. In zunehmender Panik versuchen die dicht an dicht stehenden Menschen der Enge zu entkommen. Eine Steintreppe an der linken Wand erscheint vielen von ihnen als bestmöglicher Fluchtweg, sie erweist sich jedoch im Gedränge und Geschiebe als Todesfalle. Insgesamt kommen bei dem Unglück 21 Menschen ums Leben, mindestens 600 werden zum Teil schwer verletzt, wahrscheinlich Tausende sind bis heute durch das Ereignis traumatisiert.
Heute erinnert eine Gedenkstätte am Ort des Geschehens an die Opfer des Loveparade-Unglücks. Nach zweijähriger Planung wurde sie 2013 eingeweiht. Zentraler Bestandteil der hellen und mit Grünpflanzen bestückten Anlage ist jene Steintreppe, an der die meisten der 21 Todesopfer zu beklagen waren. Hier sind die verschiedenen Bauabschnitte in Form von Fotos und Videos dokumentiert. Während Betroffene des Unglücks und Angehörige der Opfer damit zumindest einen Ort für ihre gemeinsame Trauer haben, steht eine juristische Aufarbeitung des Loveparade-Unglücks immer noch aus.
In einem Artikel vom 24. April 2017 fasst die Wochenzeitung "DIE ZEIT" die bisherige Entwicklung so zusammen: "Bereits vor mehr als zwei Jahren hatte die Staatsanwaltschaft Anklage gegen sechs Mitarbeiter der Stadt und vier Angestellte des Loveparade-Veranstalters erhoben. Das Verfahren wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung wurde aber nie eröffnet. Das Landgericht Duisburg hielt die vorgelegten Beweismittel nicht ausreichend für eine eventuelle Verurteilung und erließ im April vergangenen Jahres einen sogenannten Nichteröffnungsbeschluss."
Dagegen hatten sowohl die Staatsanwaltschaft als auch mehrere Nebenkläger juristische Beschwerde eingelegt. Im April 2017 gab das Oberlandesgericht Düsseldorf der Beschwerde statt und entschied, das Landgericht Duisburg müsse wegen der Loveparade-Katastrophe ein Strafverfahren eröffnen. Der Prozess soll nun im Dezember 2017 beginnen. Wegen des zu erwartenden großen öffentlichen Interesses wird die Verhandlung voraussichtlich im Kongresszentrum CCD Ost auf dem Gelände der Messe Düsseldorf stattfinden. Die Zeit drängt: Sollte es zehn Jahre nach der Katastrophe noch kein rechtskräftiges Urteil geben, drohen die Vorwürfe zu verjähren.
Inzwischen hat sich der Duisburger Stadtrat dafür ausgesprochen, dass auf dem damaligen Veranstaltungsgelände der Loveparade – einem ehemaligen Güterbahnhof – ein Designer Outlet Center entstehen soll. Ein entsprechender Grundsatzbeschluss wurde mit den Stimmen von CDU und SPD am 1.2.2017 gefasst. Gegen diese Entscheidung wurde eine Unterschriftensammlung initiiert mit dem Ziel, einen Bürgerentscheid in dieser Frage herbeizuführen. Den Initiatoren gelang es bis zum 23. Mai 2017 über 22.000 Unterschriften gegen das Projekt zu sammeln – doppelt so viele, wie benötigt. Die Unterschriftenlisten wurden inzwischen zur amtlichen Zählung an die Duisburger Stadtverwaltung übergeben. Die Initiative jazuduisburg.de geht nach eigenen Worten "von einem erfolgreichen Bürgerbegehren aus. Das heißt, der Rat der Stadt muss sich in seiner nächsten Sitzung am 3. Juli noch einmal mit dem Thema Factory-Outlet beschäftigen. Entweder hebt er den Beschluss zum Bau eines Designer-Outlet-Centers auf der Fläche des Alten Güterbahnhofes auf oder es kommt zu einem Bürgerentscheid."