Mallorca: Mit Musik gegen die Corona-Krise
Sonntag, 17.05.2020
Pfarrerin Heike Stijohann betreut Touristen und die deutschsprachige evangelische Gemeinde auf Mallorca. Auf der Insel gelten strenge Auflagen, sagt sie, und als erstes sei in der Corona-Krise auch hier das Klopapier knapp geworden.
„Ich habe da unsere deutschen Residenten im Verdacht“, erzählt die Inselpfarrerin. Aber das Toilettenpapier sei dann doch recht schnell nachgeliefert worden. „Ansonsten verschwinden hier aus den Regalen tatsächlich Alkoholika: Wein, Bier und auch Süßigkeiten.“ Ebenso stark nachgefragt sei Mehl – ganz ähnlich wie in Deutschland in den ersten Wochen des Shutdowns.
Deutlich strenger als hierzulande waren auf Mallorca aber die Ausgangsbeschränkungen. Wie auf dem spanischen Festland galt auch auf den balearischen Inseln seit Mitte März eine Ausgangssperre, die von der Polizei scharf kontrolliert wurde. Erst am 26. April gab es erste Lockerungen: Kinder bis 13 Jahre durften erstmals wieder für eine Stunde an die frische Luft, schreibt die „Mallorca-Zeitung“ - „in Begleitung von Erwachsenen, unter Wahrung des Sicherheitsabstands und im Radius von einem Kilometer rund um die Wohnung.“ Am 6. Mai hat die spanische Regierung die Ausgangsbeschränkungen erneut verlängert - zum vierten Mal seit Mitte März. Sie sollen nun zunächst bis zum 24. Mai gelten.
Die Corona bedingten Auflagen machen auch Pfarrerin Heike Stijohann das Leben schwer. Wichtige Aufgaben wie zum Beispiel die Seelsorge kann sie im Moment einfach nicht wahrnehmen, sagt sie: „Gefangene zum Beispiel darf man nicht besuchen. Machen wir sonst monatlich. Kranke darf man nicht besuchen. (…) Wenn mich Angehörige anrufen aus Deutschland, dass jemand im Sterben liegt und ich darf nicht in die Klinik, dann finde ich das schwer auszuhalten.“
Nicht nur die seelsorgerlichen Besuche fallen im Moment weg, sondern auch Hochzeiten – eine wichtige Einnahmequelle für die Gemeinde. Viele deutsche Paare, die auf Mallorca kirchlich heiraten wollten, mussten die Trauung absagen: „Das tut mir einfach leid. Die Paare haben sich so drauf gefreut, die haben sich fast ein Jahr vorher angemeldet und das hängt jetzt im Ungewissen. Weil man nicht genau weiß, ab wann wieder Flüge, auch touristische Flüge auf die Insel möglich sind und Hotels wieder öffnen.“
Den Kontakt zu ihrer Gemeinde hält Heike Stijohann im Moment hauptsächlich über das Internet. Zu Ostern sendete sie einen YouTube-Gottesdienst aus ihrem Pfarrgarten. Auch mit Musik unterlegte Andachten hat die Inselpfarrerin schon produziert und online gestellt bzw. verschickt. Auf Abstand bleiben derzeit auch die spanischen Einwohner von Mallorca. Weil ihre Wohnung oft klein sind, spielt sich ihr Leben normalerweise auf den Straßen und Plätzen der Insel ab. Das ist jetzt noch anders, erzählt Stijohann. Abends gehen die Spanier auf ihre Balkone, klatschen und singen: „Und dann wird Musik gespielt, und zwar hier ist das immer dieses Lied „Resistiré“ - Wir werden es schaffen, wir werden widerstehen, wir werden es überleben, und zu diesem Lied wird getanzt, sofern der Platz zum Tanzen da ist, und das ist was ganz besonderes. Die Menschen sind sich dann ganz weit und ganz nah.“