Mann der Tat: Papst Franz ist 80

von Christof Beckmann

Sonntag, 18.12.2016

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Collage: K!P-NRW

Dieser Papst macht irgendwie alles anders. Beim Amtsantritt 2013 grüßte er schlicht mit „Guten Abend“ und bat die Gläubigen, für ihn zu beten. „An die Ränder gehen“ - das ist Motto seines Pontifikats. Und seit gestern ist Papst Franziskus 80 ...

INFO: Am Samstag, 17. Dezember, wurde Papst Franziskus 80 Jahre alt. Jorge Mario Bergoglio, 1936 als ältestes von fünf Kindern italienischer Einwanderer und Sohn eines Bahnangestellten in Buenos Aires geboren, besitzt noch heute sowohl die argentinische als auch die italienische Staatsangehörigkeit. Nach einem Schulabschluss als Chemietechniker entschied er sich für den Priesterberuf, trat 1958 ins Noviziat der Gesellschaft Jesu ein und studierte in Chile und Argentinien Geisteswissenschaften, Philosophie (Abschluss 1960) sowie Theologie. 1964-1966 arbeitete er als Lehrer für Literatur und Psychologie in Santa Fe und Buenos Aires, studierte 1967-1971Theologie in Argentinien und Spanien und wurde 1969 zum Priester geweiht. 1973 legte er sein Ewiges Gelübde bei den Jesuiten ab und übernahm nach einigen Monaten als Novizenmeister die Leitung der argentinischen Ordensprovinz. Weitere Stationen: 1980-1986 Rektor der Theologischen Hochschule von San Miguel Studienaufenthalt in Sankt Georgen bei Frankfurt, 1986 Seelsorger in Buenos Aires und geistlicher Begleiter der Jesuiten in Cordoba, 1992 Weihbischof in Buenos Aires, 1998 Erzbischof der Hauptstadtdiözese, 2001 Ernennung zum Kardinal und Generalrelator der 10. Weltbischofssynode. Schon beim Konklave 2005 nach dem Tod von Papst Johannes Paul II. spielte Bergoglio eine wichtige Rolle, zog sich jedoch zurück, um den Weg für die Wahl von Joseph Ratzinger (Benedikt XVI.) frei zu machen.
Seit 2005 lieferte er sich als Vorsitzender der Argentinischen Bischofskonferenz politische Auseinandersetzungen mit den Staatspräsidenten, wurde 2007 bei der Generalversammlung des Lateinamerikanischen Bischofsrates CELAM im brasilianischen Aparecida eine der prägenden Gestalten der Versammlung, bot Ende 2011 Papst Benedikt XVI. mit Erreichen der Altersgrenze von 75 Jahren seinen Amtsverzicht als Erzbischof von Buenos Aires an, blieb jedoch wie für Hauptstadtdiözesen üblich weiter im Amt.
Als er am 13. März 2013 zum Papst gewählt wird, gibt er sich in Anlehnung an den „Heiligen der Armen“ den Namen Franziskus und macht dies zu seinem Programm: Spontan besucht er die Mittelmeerinsel Lampedusa, weist auf das Flüchtlingselend in Afrika und auf dem Mittelmeer hin, ruft im September zum Gebet für eine friedliche Lösung des Syrien-Konflikts auf und verurteilt im November in seinem ersten Lehrschreiben „Evangelii gaudium“ die „Diktatur einer Wirtschaft ohne Gesicht“ und Verteilungsungerechtigkeit als „Wurzel der sozialen Übel“. 2014 ruft er wiederholt Russland und die Ukraine zu einer friedlichen Lösung des Krim-Konflikts auf. Auch die Syrien-Krise ist regelmäßig Gegenstand von Friedensappellen. Im Mai mahnt er bei seiner Heilig-Land-Reise nach Jordanien, Israel und in die Palästinensergebiete zu Versöhnung im Nahen Osten. Er lädt Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und den damaligen israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres zum Gebet in die vatikanischen Gärten, entsendet einen Sonderbotschafter in den Irak, um Lösungen für die von den Terrormilizen des „Islamischen Staates“ bedrängten Minderheiten zu sondieren. In Südkorea ruft Franziskus zur Aussöhnung mit dem verfeindeten Nordkorea auf, bietet den kommunistischen Staaten China und Vietnam Gespräche an. Der Vatikan vermittelt nach über einem halben Jahrhundert politischer Eiszeit die Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Kuba und den USA.
Weltweit Schlagzeilen macht 2015 seine Enzyklika „Laudato si“, in der er einen besseren Umgang mit der Umwelt und mit den Menschen anmahnt, die in ihr leben. Das verstärkt er im September zum Auftakt des UN-Nachhaltigkeitsgipfels in New York und fordert vor der UNO-Vollversammlung eine gerechtere Machtverteilung in der internationalen Gemeinschaft. Innerkirchlicher Schwerpunkt ist im Oktober die ordentlichen Synode zu Ehe und Familie in Rom, im November appelliert Franziskus zur Weltklimakonferenz in Paris erneut zu ernsthaften Verhandlungen und zu einem schonenderen Umgang mit den Ressourcen. Im Dezember spricht ihm das Karlspreisdirektorium in Aachen den Internationalen Karlspreis 2016 zu. Zum ersten Mal treffen sich Anfang 2016 auf Kuba die Oberhäupter der römisch-katholischen Kirche und der russischen Orthodoxie, beim anschließenden Besuch in Mexiko spricht der Papst über Armut, Drogenhandel, Migration und Unrecht gegenüber der indigenen Bevölkerung und besucht im April ein Flüchtlingslager auf Lesbos. Das im April vorgelegte Abschlusspapier zur Familiensynode „Amoris laetitia“ löst eine lebhafte innerkirchliche Debatte über den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen aus. Im Oktober 2016 eröffnet der Papst im schwedischen Lund gemeinsam mit dem Lutherischen Weltbund das Gedenkjahr zum 500. Jahrestag der Reformation und beendet im November das von ihm ein Jahr zuvor ausgerufene Heilige Jahr der Barmherzigkeit. In ihm hatte er sich ein beachtliches Programm auferlegt: Zusätzlich zu den wöchentlichen Generalaudienzen hielt er samstags Treffen mit Pilgergruppen. Den Auftakt in Ost- und Zentralafrika mitgerechnet, fielen in das Heilige Jahr sieben Auslandsreisen, darunter eine siebentägige Visite in Mexiko, der Weltjugendtag in Polen und die politisch nicht einfachen Besuche in Armenien sowie in Georgien und Aserbaidschan. Als Geheimnis seiner robusten Verfassung – trotz schwacher Lunge - nennt Franziskus das Gebet, die tägliche Messe, das Stundengebet und der Rosenkranz. Er schlafe sechs Stunden, „aber fest wie ein Stein“. Die Vorlieben seiner Jugend sind ihm geblieben: Lesen, Religion - und Fußball. Er ist Fan von Atletico San Lorenzo de Almagro, dem Club seines Stadtteils Flores in Buenos Aires.

Mehr: www.vatica.va

Buchhinweis: Zum Anlass des 80. Geburtstags hat Bestseller-Autor und Vatikan-Kenner Andreas Englisch eine große Bildbiografie mit über 200 Fotos vorgelegt: „FRANZISKUS – EIN LEBENSBILD“, 288 Seiten, C. Bertelsmann Verlag, 25 Euro.
Der 1963 in Werl in Westfalen geborene Autor lebt seit fast drei Jahrzehnten in Rom und gilt als einer der bestinformierten Journalisten im Vatikan. Nach dem Abschluss des Studiums der Journalistik, Germanistik und Sprachwissenschaften an der Universität Hamburg arbeitete er als Redakteur für die Bergedorfer Zeitung und das Hamburger Abendblatt. Im Jahr 1987 wechselte er in das Büro des Springer-Auslandsdienstes nach Rom, dessen Leiter er 1992 wurde.
Neben seiner Arbeit als Italien- und Vatikan-Korrespondent schrieb er Romane und Sachbücher, u.a. „Johannes Paul II. Das Geheimnis des Karol Wojtyla“ (2002), „Habemus Papam. Von Johannes Paul II. zu Benedikt XVI.“ (2005), „Benedikt XVI. Der deutsche Papst“ (2011), »Franziskus – Zeichen der Hoffnung“ (2013) und zuletzt „Der Kämpfer im Vatikan. Papst Franziskus und sein mutiger Weg“ (2015), die in vierzehn Ländern erschienen und sich über 500.000 Mal verkauft haben. In seinem aktuellen Buch zeichnet der Autor die Lebensstationen des Argentiniers nach, der als streitbarer Jesuit zum ersten Papst vom amerikanischen Kontinent aufstieg.

Geburtstagswünsche über Radio Vatikan
Wer Papst Franziskus zu seinem 80. Geburtstag gratulieren will, kann dies per Email an PapstFranziskus80@vatican.va (mailto:PapstFranziskus80@vatican.va) tun. Der Vatikan hat E-Mail-Adressen für Glückwünsche in sieben verschiedenen Sprachen eingerichtet, sogar eine in Latein (Papafranciscus80@vatican.va (mailto:Papafranciscus80@vatican.va)). Zusätzlich werden unter dem Hashtag #Pontifex80 auf Twitter Glückwünsche gesammelt. Radio Vatikan bot zudem die Möglichkeit, Franziskus ein Ständchen zu bringen: Geburtstagsgrüße in Form von Fotos, Videos oder Audiodateien können an facebook.rv.tedesco@gmail.com (mailto:facebook.rv.tedesco@gmail.com) gesendet werden.

Sonntag, 18.12.2016