Mission: Die größte Pfarrei Deutschlands

von Johanna Risse

Sonntag, 11.10.2020

Platzhalterbild
Beitrag anhören

Bild: Marion Brechan, Referentin für Touristenseelsorge auf Rügen, freut sich auf Besucher in der Katholischen Gemeinde. Fotos: Johanna Risse, Montage, KiP

Heute starten die Herbstferien. Und wer sich an die Ostsee aufmacht, trifft dort auf die flächengrößte Pfarrei Deutschlands. Marion von Brechan, gebürtig aus Krefeld, freut sich mit ihrer Urlauberseelsorge immer über Besucher ...

INFO: Zum zweiten Mal in Folge ist Mecklenburg-Vorpommern das beliebteste Inlandsreiseziel der Deutschen. Das geht aus der 36. Deutschen Tourismusanalyse der Stiftung für Zukunftsfragen hervor. Jetzt in den anstehenden Herbstferien und natürlich auch aufgrund der Corona-Pandemie wird es auf Rügen wohl nochmal so richtig voll. Sie ist nicht nur Deutschlands größte Insel, sondern gehört auch zu Deutschlands flächengrößter katholische Pfarrei. Hier wird bis Mitte Oktober wieder eine Urlauberseelsorge für Katholiken angeboten. Das Thema für 2020 lautet „Engel, die uns begleiten“. In der katholischen Kirche „Maria Meeresstern“ am Hochufer von Sellin und einst von Touristen erbaut, werden trotz Corona täglich Gottesdienste gefeiert, um die Menschen vor Ort zu erreichen und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Das Besondere: Der Kölner Regierungsbaumeister Krings entwarf die Kirche und vereinte in ihr neuromanische und gotische Stilmerkmale.

Katholische Kirche auf Rügen: Die zum 1. Januar in Vorpommern gegründete neue Pfarrei St. Bernhard von Clairvaux, nördlichste Pfarrgemeinde des Erzbistums Berlin, ist mit einer Nord-Süd-Ausdehnung von rund 150 Kilometern die flächengrößte Pfarrei Deutschlands und so groß wie das Bistum Aachen. Ihr Gebiet erstreckt sich von Kap Arkona an der Nordspitze der Insel Rügen über Stralsund, Grimmen und Demmin bis kurz vor Neubrandenburg. Auf Rügen leben 1.500 Katholiken, doch wächst diese Zahl enorm an, wenn Gäste aus Bundesländern mit überwiegend katholischer Bevölkerung Ferien haben.

Eine erste regelmäßige lokale Seelsorge in Binz entstand mit dem Zustrom von vor allem aus dem Sudetenland und Ostpreußen stammenden Vertriebenen. Im Pfarrhaus siedelten sich Borromäerinnen an, die nicht der Aufforderung des Bürgermeisters folgten, das Ordensgewand abzulegen und in die SED einzutreten. Außenstationen waren u.a. Sellin und Putbus, Göhren und Thiessow. Die der „Stella Maris“ geweihte und 1965/66 vergrößerte Kapelle ist ein schlichter langgestreckter Flachbau, der mit Hilfe des Bonifatiuswerkes der deutschen Katholiken 2011 erweitert werden konnte. Seit 1999 gehört sie mit heute etwa 300 Katholiken zur katholischen Kirchengemeinde auf der Insel Rügen, zuständig sind der Pfarrer von Bergen und ein Diakon, der seit 1995 im Pfarrhaus wohnt. Auch der außerhalb der Schule stattfindende konfessionelle Religionsunterricht wird von der jeweiligen Pfarrgemeinde mit verantwortet. Er wird für die Klassen 1 bis 6 schul- und teilweise auch klassenübergreifend zentral im Pfarrgemeindezentrum St. Bonifatius in Bergen erteilt und für die 7. bis 12. Klasse am Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium in Bergen.

Tourismuspastoral: Marion Brechan, in Krefeld geboren und aufgewachsen, hat sich zur Gemeindereferentin ausbilden lassen und leitet seitdem die Tourismusseelsorge in der größten Pfarrei Deutschlands. Täglich öffnen dort die katholischen Kirchen fast ganztägig, für Touristen, für Gläubige und Nicht-Gläubige. Und immer ist ein Seelsorger vor Ort. Marion Brechan lädt die Menschen, die sich für das Thema Engel interessieren, zu Ausstellungen in den beiden katholischen Gotteshäusern ein, freut sich aber nicht nur über Besucher aus NRW, sondern auch über Ehrenamtler auf Zeit. Sie können dort für eine oder zwei Wochen kostenlos wohnen, haben einen Tag pro Woche frei und stehen an den anderen Tagen in der Kirche zur Verfügung.

Adresse: Kirche Stelle Maris, Klünderberg 2, Binz. Kontakt zur Pfarrei St. Bonifatius: Clementstr. 1, 18528 Bergen auf Rügen, Tel. 03838 / 2093-51, E-Mail: ruegen@heiliger-bernhard.de, https://www.katholischekirche-ruegen.de/kirchen/articles/stella-maris.html

BONI-Busse: Auch auf Rügen sind BONI-Busse wichtig. Die Fahrzeuge werden vom Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken zur Verfügung gestellt. Jedes Jahr gehen zwischen 30 und 45 BONI-Busse an katholische Gemeinden und Einrichtungen in Diaspora-Gebieten, in denen katholische Christen als Minderheit leben. Es übernimmt zwei Drittel der Anschaffungskosten. Die Busse werden eingesetzt für Fahrten mit Kindern und Jugendlichen und Senioren, für Ausflüge, Freizeiten und vieles mehr. Da zum Beispiel Kommunion- und Firmunterricht zentral durchgeführt werden, müssen die Kinder und Jugendlichen abgeholt und wieder nach Hause gebracht werden.

Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken: Das Laienhilfswerk, am 4. Oktober 1849 als „Missionsverein für Deutschland“ während des dritten Katholikentages in Regensburg gegründet, ist von der Deutschen Bischofskonferenz mit der Förderung der Diaspora-Seelsorge beauftragt. Benannt ist es nach dem angelsächsischen Missionar Bonifatius (672/73-754), der als „Apostel der Deutschen“ maßgeblich die kirchlichen Strukturen im späteren Deutschland aufbaute. Das Hilfswerk mit Sitz in Paderborn unterstützt Katholiken, die weit verstreut als Minderheit unter Anders- und Nichtglaubenden leben, vornehmlich in Ost- und Norddeutschland, Skandinavien, Estland und Lettland. Projekte gelten dem Bau und der Renovierung von Kirchen, der Aus- und Weiterbildung von Priestern sowie der Seelsorge an Kindern und Jugendlichen. Ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit ist die Motorisierung der oft großräumigen Diaspora-Gemeinden durch sogenannte Boni-Busse. Jedes Jahr führt das Bonifatiuswerk den traditionellen Diaspora-Sonntag durch, an dem in allen Gemeinden Deutschlands in einer Solidaritätsaktion für die Katholiken in der Vereinzelung gesammelt wird. Die Aktion endet am Sonntag, 17. November mit dem Diaspora-Sonntag, bei dem bundesweit in den katholischen Gottesdiensten für die Arbeit des Bonifatiuswerks gesammelt wird.
Kontakt: Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V., Kamp 22, 33098 Paderborn, Postfach 11 69, 33041 Paderborn, Tel. 05251 / 29 96 0, Fax 05251 / 29 96 – 88, E-Mail: info@bonifatiuswerk.de, Internet: www.bonifatiuswerk.de.

Sonntag, 11.10.2020