Mittagessen in der Kirche: Schön, dass du da bist

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 17.11.2024

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Foto: Stefan Klinkhammer, KIP-NRW

„Schön, dass du da bist" bietet bedürftigen Menschen ein Mittagessen in der Kirche Herz Jesu in der Euskirchener Innenstadt an. Mit dieser Idee ist das Projekt für den diesjährigen Elisabeth-Preis der Caritas-Stiftung im Erzbistum Köln nominiert.

INFO: „Schön, dass du da bist“ ist ein Projekt der katholischen Kirche in Euskirchen. Einmal im Quartal bietet es bedürftigen Menschen ein Mittagessen in der Kirche an. Am letzten Sonntagvormittag im Monat werden Obdachlose, Arbeitslose, Einkommensschwache und andere bedürftige Menschen in die Herz Jesu Kirche in der Euskirchener Innenstadt eingeladen. Doch dabei geht es nicht nur um materielle Bedürftigkeit, erzählt Annette Kleinertz, Engagementförderin in der Gemeinde. Eingeladen sei jeder, der sich bedürftig fühle: „Bedürftigkeit kann auch Einsamkeit sein. Wem die Gesellschaft im Alltag fehlt, der ist auch gerne willkommen.“ Rund 50 Ehren- und Hauptamtliche kommen an diesem Sonntagvormittag zusammen und arbeiten Hand in Hand auf Augenhöhe zusammen. Die Biertischgarnituren werden im Mittelgang der Kirche auf dem roten Teppich zu einer langen und einladenden Tafel aufgestellt und festliche gedeckt. Die Vor- und Nachspeisen werden von Gemeindemitgliedern gespendet, die Hauptspeise wird durch einen ortsansässigen Caterer pünktlich geliefert.

Um 12.30 Uhr geht’s dann los: gemeinsam mit den rund 120 Gästen wird zunächst gebetet, dann dürfen sich die Gäste am Buffet die Speisen ihrer Wahl aussuchen. Die helfenden Hände sind tatkräftig am Werk: sie beraten, erklären die Speisen und teilen das Essen aus. Die Gäste, bestehend aus Einzelpersonen über Freundesgruppen bis hin zu Familien, sitzen gesellig beisammen. Genießen die Gesellschaft, das Essen und dass sie so sein dürfen, wie sie sind.

Einer der schönsten Momente, erzählt Kleinertz, sei der 80. Geburtstag eines Mannes gewesen: „Weil die Familie es sich nicht leisten konnte, eine solche Feierlichkeit im größeren Rahmen durchzuführen hat sie bei uns gefragt und dann hier gefeiert.“ Das wäre sonst nicht möglich gewesen. „Als wir dann alle zusammen ‚Happy Birthday‘ gesungen haben, war das schon sehr bewegend“.

Für die Organisatoren von „Schön, dass du da bist“ geht es aber auch darum, die Kirche als Ort für alle aufzuzeigen und zugänglich zu machen. Deswegen werden die Menschen bewusst in die Kirche zum Essen eingeladen, um sie in die Mitte des katholischen Glaubens integrieren und einbeziehen zu können. Und auch Ehrenamtliche, die sich vielleicht von der Kirche distanziert haben, werden ebenso angesprochen.

Für ihr Engagement ist das Projekt nun auch für den Elisabeth-Preis der Caritas-Stiftung im Erzbistum Köln nominiert. Verliehen wird er am 19. November in Köln.

Kontakt: Annette Kleinertz, Engagementförderin, Mobil: 0170 4815441, Mail: ehrenamt@katholisch-eu.de, Internet: https://www.katholisch-eu.de/start/

Elisabeth-Preis 2024 der CaritasStiftung im Erzbistum Köln: Seit 1996 würdigt der Elisabeth-Preis das Engagement von Menschen, die sich den sozialen Herausforderungen unserer Zeit in ganz besonderer Weise zuwenden. Neben dem Hauptpreis vergibt die Stiftung seit 2016 den Sonderpreis „jung + engagiert“ an vorbildliche Initiativen von Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Bereits zum zweiten Mal wird unter allen Bewerbungen, die von der Jury nicht für einen der ersten Plätze nominiert wurden, auch ein Publikumspreis verliehen. Insgesamt ist der Elisabeth-Preis mit 10.000 Euro dotiert. In den Kategorien „Elisabeth-Preis“ sowie „jung + engagiert“ erhalten die Erstplatzierten ein Preisgeld von je 2.500 Euro. Alle übrigen Nominierten dürfen sich über 1.000 Euro freuen. Die Gewinner des Publikumspreises werden ebenfalls mit 1.000 Euro prämiert. Die Preisverleihung findet am Dienstag, den 19. November 2024 in der Kölner Flora statt.

Elisabeth von Thüringen: Der 19. November ist der Gedenktag für die Heilige Elisabeth (1207-1231), Landgräfin von Thüringen. Die Namenspatronin für alle, die Lisa, Ilse, Lea, Isabelle, Alice oder Bettina heißen, ist eine der populärsten Heiligen-Gestalten in der katholischen Kirche. Schon zu Lebzeiten stand sie im Ruf der Heiligkeit. Schon vier Jahre nach ihrem Tod wurde die ungarische Königstochter heiliggesprochen.

Sie kam durch Heiratspolitik im Alter von vier Jahren an den thüringischen Landgrafenhof auf die Wartburg bei Eisenach. 1221 heiratete sie Landgraf Ludwig IV. Bereits Elisabeths Eisenacher Zeit ist geprägt von persönlicher Entsagung und tätiger Nächstenliebe, oft provozierte sie ihre Standesgenossen durch ihr unkonventionelles Verhalten und ihren radikalen Glauben. Nach dem Kreuzfahrertod ihres Mannes im Jahre 1227 lebt Elisabeth in Marburg. Sie gründet 1228/1229 in Marburg das Hospital, das sie nach dem heiligen Franz von Assisi (1182–1226) benannte, und opferte sich dort im Dienst der Armen- und Krankenpflege auf. In der Nacht zum 17. November 1231 starb Elisabeth erschöpft im Alter von nur 24 Jahren. Schon zu Pfingsten 1235 sprach Papst Gregor IX. (um 1170–1241) sie in der Dominikanerkirche von Perugia (Italien) heilig. Im selben Jahr errichtete der „Deutsche Orden“ als Rechtsnachfolger von Elisabeths Marburger Stiftung die Elisabethkirche, in die man 1236 in Anwesenheit von König Friedrich II. (1194–1250) die Gebeine der Heiligen in einen kostbaren Schrein überführte, der drei Jahrhunderte lang die Reliquien der heiligen Elisabeth barg. Ihr Grab in der Marburger Elisabethkirche bildete lange Zeit das Ziel von Wallfahrten, die 1539 ihr Ende fanden, als der mit der Reformation sympathisierende Landgraf Philipp I. von Hessen (1504–1567) die Reliquien größtenteils aus dem Heiligenschrein entfernen ließ, um ihre Verehrung zu verhindern. Gleichwohl wurde gilt Elisabeth von Thüringen wegen ihres hingebungsvollen Einsatzes für die Armen Vorbild für das größte deutsche soziale Unternehmen: die Caritas.

Eine Vielzahl von Gotteshäusern und caritativen Einrichtungen ist nach ihr benannt. Sie ist Patronin Hessens und Thüringens, des Bistums Erfurt und des Bistums Fulda, Patronin auch der Waisen, Bettler und Kranken. Ihr Gedenktag in Deutschland ist wie auch in der evangelischen und in der anglikanischen Kirche der 19. November. Seit 1993 ehrt das Thüringer Ministerium für Soziales, Familie und Gesundheit jährlich zwölf Bürger des Freistaates in Erinnerung an die Heilige Elisabeth mit der Auszeichnung „Thüringer Rose“. Damit wird das ehrenamtliche Engagement von Menschen gewürdigt, die sich in selbstloser Weise für hilfsbedürftige Mitmenschen einsetzen.

Buch: Der Katalog und der Aufsatzband über Elisabeth von Thüringen anlässlich der 3. Thüringer Landesausstellung auf der Wartburg/Eisenach ist ein Standardwerk. Über 120 Autoren haben mitgewirkt, über 450 Exponate von über 200 Leihgebern aus 17 Ländern werden ausgestellt und dokumentiert. Die Ausstellung lief vom 07.07. bis 19.11.2007. Elisabeth von Thüringen. Eine europäische Heilige. Katalog, 624 Seiten, 608 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86568-246-8, 39,95 Euro; Aufsatz-Band: 624 Seiten, 385 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86568-245-1, 49,95 Euro. Kurzführer: 32 Seiten, 49 Farbabbildungen, ISBN 978-3-86568-283-3, Euro 5,00. Mehr Infos: www.imhof-verlag.de.

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