Morgen: Stephanus und die verfolgten Christen
Montag, 25.12.2017

Über zwei Milliarden Christen feiern heute Weihnachten. Doch Millionen von ihnen weltweit werden verfolgt - der Kölner Stadt- und Domdechant Robert Kleine zum morgigen Stephanustag, dem katholischen „Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen“ ...
Hl. Stephanus: Stephanus, geboren wahrscheinlich in Jerusalem um Christi Geburt, gestorben um 36/40 n. Chr., gilt als erster Märtyrer der Kirche. Der Name des Diakons der Jerusalemer Urgemeinde deutet darauf hin, dass er zu den gelehrten Juden aus dem Bereich der hellenistischen Kultur gehörte. In der Apostelgeschichte (Apg 6 und Apg 7) antwortet er auf eine Anklage bei einer Gerichtsverhandlung vor dem Hohen Rat mit dem Bekenntnis zu Jesus Christus, der längsten Rede dieses Bibeltextes. Daraufhin wurde er wegen Gotteslästerung verurteilt und vor der Stadt gesteinigt. Da er der erste ist, von dem seine Tötung überliefert wird, gilt er als der erste Märtyrer oder auch „Erzmärtyrer“. Seine Steinigung war Auftakt zu einer Christenverfolgung in Jerusalem, an der sich auch Saulus, der spätere Apostel Paulus, besonders beteiligte. 415 wurden die Gebeine des Stephanus gefunden, gelangten später über Konstantinopel nach Rom und sind seit 560 n. Chr. in der Krypta von San Lorenzo fuori le mura in Rom neben denen des römischen Archidiakons Laurentius bezeugt. Am 26. Dezember steht Stephanus auf dem katholischen Heiligenkalender.
Stephanustag: Mit der 2012 ins Leben gerufenen Initiative „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“ stellen die deutschen Bischöfe jährlich zum Fest des Hl. Stephanus ein anderes Land in den Mittelpunkt, um auf die in vielen Teilen der Welt anhaltende Diskriminierung von Christen aufmerksam zu machen. Der Tag knüpft an den „Gebetstag für die verfolgte Kirche“ an, der bis 1994 in Deutschland begangen wurde. Wie das weltweite Hilfswerk „Kirche in Not“ am 16. Oktober 2017 meldete, hat die Christenverfolgung in vielen Ländern weltweit von 2015 bis 2017 hat einen neuen Höchststand erreicht. Danach werden Christen mehr verfolgt als jede andere Glaubensgruppe: Ursache sind die zunehmenden Übergriffe durch religiös oder politisch fundamentalistische Gruppen. Brennpunkte seien vor allem muslimisch geprägte Länder sowie autoritär regierte Staaten, z.B. Eritrea und Nordkorea. Fundamentalistische Gruppierungen wie der sogenannte „Islamische Staat“ im Nahen Osten oder „Boko Haram“ in Nigeria, wo rund 1,8 Millionen Menschen vertrieben wurden, richteten sich zwar nicht ausschließlich gegen Christen, diese seien jedoch die am stärksten betroffene Gruppe. Auch die vermutlich über 100 Millionen Christen im kommunistischen China hätten nach einer Phase leichter Öffnung wieder verstärkt unter Verfolgung zu leiden.
Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen: Am 2.Weihnachtstag, 26. Dezember, gedenken die Katholiken in Deutschland in den Gottesdiensten der Glaubensgeschwister, die weltweit Opfer von Ausgrenzung und Unterdrückung sind. 2017 stehen besonders die Christen in Nigeria im Fokus, die immer wieder neuen Angriffen von islamistischem Terror ausgesetzt sind. Der Vorsitzende der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Dr. Ludwig Schick (Bamberg), hat am 29. November 2017 zusammen mit Bischof Matthew Hassan Kukah aus dem nigerianischen Bistum Sokoto ein Informationsheft zur Situation der Christen in Nigeria vorgestellt. Mehr auf der Initiativseite „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen in unserer Zeit“, zum Download als PDF: Arbeitshilfe „Solidarität mit verfolgten und bedrängten Christen – Nigeria“.
Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit: Die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“ von 1948 formuliert in Artikel 18: Jeder Mensch soll seinen Glauben privat und öffentlich leben, Gottesdienste feiern, religiöse Riten ausüben und seine Religion wechseln können. Ebenso hat jeder Mensch das Recht, keine Religion zu haben. Dennoch werden heute viele Menschen wegen ihrer Religion oder Weltanschauung bedrängt und verfolgt und können ihren Glauben nicht ungehindert praktizieren. Das haben am 15. Dezember 2017 die beiden großen Kirchen in Berlin unterstrichen. Beide Kirchen veröffentlichten zum zweiten Mal gemeinsam einen „Ökumenischen Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit“. Er gibt mit Auswertung einer Vielzahl wissenschaftlicher Veröffentlichungen einen Überblick zur globalen Lage des Menschenrechts auf Religionsfreiheit und zeigt, in welchem Maße und auf welche Weise die religiöse Freiheit von Christen in vielen Ländern und Regionen missachtet oder eingeschränkt wird. Danach ist die Situation von Christen im Nahen Osten nach wie vor besonders bedrängend – hier droht in einigen Ländern ein Ende der christlichen Präsenz. Auch in Teilen Subsahara-Afrikas werden Christen Opfer islamistischer Gewalttäter. Daneben stehen autoritär regierte Länder (z. B. China, Vietnam und Nachfolgestaaten der Sowjetunion), die religiöse Aktivitäten eng überwachen und einschränken. Der Ökumenische Bericht richtet die Aufmerksamkeit aber auch auf Europa, wo religiöse Zeichen und Bekenntnisse zunehmend aus dem öffentlichen Bereich (z. B. aus Schulen) verbannt werden.
„Ökumenischer Bericht zur Religionsfreiheit von Christen weltweit 2017“, Gemeinsame Texte Nr. 25, zum DOWNLOAD; Statement von Erzbischof Dr. Ludwig Schick, Vorsitzender der Kommission Weltkirche der Deutschen Bischofskonferenz, bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des „Ökumenischen Berichts zur Religionsfreiheit von Christen weltweit 2017“, Statement von Petra Bosse-Huber, Vizepräsidentin und Bischöfin des Kirchenamtes der EKD. Auch die deutschen Ordensgemeinschaften beten Gedenktag des heiligen Märtyrers Stephanus (26. Dezember 2017) in besonderer Weise in einer Gebetskette für die verfolgten und bedrängten Christen rund um den Erdball. Heute tun dies die Franziskanerinnen an Überwasser in Münster.
Unser Gesprächspartner: Monsignore Robert Kleine, Kölner Stadt- und Domdechant, 1967 in Neuss geboren, seit 1993 Priester, Kaplanzeit in Bad Honnef, 1997-2004 Domvikar und Schulseelsorger an der Domsingschule. 2004 zum Leiter der Abteilung Erwachsenenseelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat ernannt, Diözesanfrauen- und Diözesanmännerseelsorger sowie Präses des Diözesanverbandes der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd). Seit 2006 Leiter der Hauptabteilung Seelsorge im Erzbischöflichen Generalvikariat, 2012 Vorsitzender des Bildungswerks der Erzdiözese Köln und Domdechant, seit dem 1. September 2012 Kölner Stadtdechant und Vorsitzender des Caritasrates. Kontakt: Domkloster 3, 50667 Köln, Tel. 0221 / 92 58 47-70, Fax 0221 / 92 58 47-71, E-Mail: aplatz@stadtdekanat-koeln.de, Mo- Fr 9.30 - 13.30 Uhr.