Mütter als Teamer: KU mit Familienanschluss
Sonntag, 28.04.2024
Lange Zeit war der Konfirmandenunterricht (KU) eine „one-man-show“ mit dem Pfarrer/der Pfarrerin in der Hauptrolle. Inzwischen gibt es aber vielerorts Unterstützung durch sogenannte Teamer, die den KU, aber auch Fahrten und Aktionen mit vorbereiten.
Meistens handelt es sich bei diesen Teamern um Jugendliche aus früheren Jahrgängen, die ihre eigene Konfirmation schon hinter sich haben. Trotzdem ist der Altersunterschied zu den angehenden Konfis noch nicht allzu groß, so dass sie leicht(er) Kontakt und Vertrauen aufbauen können. Einen etwas anderen Weg geht die Christuskirchengemeinde in Mönchengladbach: Hier kommen neben jungen Ehrenamtlichen auch gestandene Mütter als Teamer zum Einsatz.
Eine von ihnen ist Tanja Nellen-Krampitz: „Ich habe zum Beispiel den Konfirmanden-Tag begleitet mit einem kleinen Audio-Beitrag. Wir haben Leute befragt in der Stadt Mönchengladbach und da ging‘s darum, wer einem wichtig ist? Dazu haben wir Stimmen eingefangen, haben das zusammen geschnitten und haben in der Gruppe was für den Gottesdienst vorbereitet.“ Nach der Konfirmation ihrer jüngsten Tochter ist das Kapitel „Kirche“ für die zweifache Mutter aber nicht abgeschlossen: „Durch die Konfirmandenzeit meiner Kinder habe ich das Leben innerhalb der Kirchengemeinde noch mal ganz anders wahrgenommen, und ich finde es besonders wichtig für die heutige Gesellschaft. Wenn man Gemeinschaft leben will, kann man nicht nur nehmen, sondern muss auch was zurückgeben.“
Noch viel länger in der Kirche dabei ist Tina Corsten: „Meine drei Kinder sind alle hier in der Christuskirchengemeinde getauft worden und sind dann über die Krabbelgottesdienste und die gemeinsamen Kindergottesdienste bis zur Konfirmation immer mit dabei gewesen, und deswegen unterstütze ich das einfach total gerne.“ Durch ihre Mitarbeit als Teamerin will sie den Konfis mit auf den Weg geben, „dass sie wissen: Sie können hier auch nach der Konfirmandenzeit weiterhin herkommen und wissen, hier ist ein Teil von uns, und wir sind Teil von dem Ganzen.“
Die Konfirmationsgottesdienste werden in der evangelischen Kirche traditionell in den Wochen zwischen Ostern und Pfingsten gefeiert. Dabei lassen sich pro Jahr etwa 150.000 Mädchen und Jungen konfirmieren. Neben Hochzeit und Taufe gehört das Fest zu den gefragtesten kirchlichen Angeboten.
Nach Angaben der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehen fast alle getauften Jugendlichen eines Jahrgangs im Alter von etwa 14 Jahren zur Konfirmation. Mit der Konfirmation (lat. für "Befestigung" oder "Stärkung") bestätigen die Jugendlichen ihre Taufe. Sie legen damit ein öffentliches Bekenntnis zum Christentum ab und dürfen damit auch offiziell am Abendmahl in allen evangelischen Kirchen teilnehmen. Einige Kirchen lassen Kinder auch vor der Konfirmation zum Abendmahl zu. Konfirmierte dürfen auch das Amt eines Taufpaten ausüben.
Zuvor haben sie je nach Landeskirche bzw. Gemeinde ein bis zwei Jahre lang den Konfirmandenunterricht besucht. Die früher obligatorische Abschlussprüfung vor der eigentlichen Konfirmation gibt es vielerorts nicht mehr. An ihre Stelle sind u.a. sogenannte Vorstellungsgottesdienste getreten, an denen die Konfirmandinnen und Konfirmanden aktiv mitwirken und so ihr erworbenes Wissen vor der versammelten Gemeinde unter Beweis stellen.
Die Tradition der Konfirmation geht zurück auf den hessischen Landgrafen Philipp der Großmütige (1504 - 1567). Der fühlte sich herausgefordert von der nachreformatorischen Bewegung der Täufer, die die in der Kirche übliche Säuglingstaufe ablehnten mit der Begründung, getauft werden könne nur, wer glaubt. Zu einer solchen Glaubensentscheidung sei aber ein Säugling noch nicht imstande. Um den Konflikt mit den Täufern zu entschärfen, bat Landgraf Philipp den in Straßburg lehrenden Reformator Martin Bucer um Vermittlung, da dieser auch in der Täuferbewegung eine gewisse Akzeptanz genoss.
Bucer entwickelte schließlich eine Kompromisslösung: Zwar sollte die Säuglingstaufe beibehalten, aber später ergänzt werden durch einen kirchlichen Unterricht, an dessen Ende die Kinder bewusst "ja" zu ihrem Glauben und zu ihrer Taufe sagen können. Der Vorschlag fand Eingang in eine neue Kirchenordnung ("Ziegenhainer Zuchtordnung") und wurde dort als verbindliche Aufgabe für die Pfarrer festgeschrieben. Sie hatten künftig zusammen mit den Ältesten der Gemeinde dafür zu sorgen, "dass alle Kinder, wenn sie des Alters wegen fähig sein können, zu dem Katechismus-Unterricht geschickt werden". 1539 wurde daraufhin in Hessen die erste Konfirmation gefeiert.
Tipp: Die am häufigsten gestellten Fragen (FAQ´s) von Eltern und Kindern zum Thema Konfirmation beantwortet die EKD auf ihrer Internetseite unter https://www.ekd.de/Konfirmation-10846.htm Weitere Infos und links zum Thema gibt es auch unter www.konfiweb.de
Bereits seit 1853 wurde in Deutschland als Alternative zur Konfirmation die so genannte "Jugendfeier" oder "Jugendweihe" angeboten – ein Initiationsritus, entwickelt von freireligiösen Gemeinden. In Opposition zu den Kirchen organisierten sie einen kulturgeschichtlich fundierten Moralunterricht für ihre Kinder. Ihre Blütezeit erlebte die Jugendweihe während der Weimarer Republik (1919 – 1933), als vor allem proletarische Freidenkerbünde, Gewerkschaften sowie die Arbeiterparteien SPD und KPD diesen Ritus für sich entdeckten. Nachdem diese Organisationen in der Zeit des Nationalsozialismus verboten oder gleichgeschaltet worden waren, verschwand vorübergehend auch die Jugendweihe und konnte nach dem Krieg in Westdeutschland nicht wieder zu alter Größe zurückfinden.
In Der DDR avancierte die Jugendweihe dagegen zum staatssozialistischen Festakt, wurde als sozialistische Alternative zu evangelischer Konfirmation und katholischer Firmung begriffen und als solche mit gewaltigem Druck etabliert. Am 27. März 1955 fand die erste Jugendweihe in Ost-Berlin statt. Nach der deutschen Wiedervereinigung ist die Zahl der Jugendweihen kontinuierlich zurückgegangen. Nach Angaben des Vereins "Jugendweihe Deutschland" haben 1991 noch 2.000 Feierstunden mit über 77.000 Teilnehmern stattgefunden. 2019 – dem letzten Jahr vor der Coronapandemie waren es dagegen nur noch 769 Feierstunden mit gut 33.000 Jugendlichen. Für 2021 wurden 367 Feierstunden mit gut 15.500 Teilnehmern gezählt.