Nach der Bischofskonferenz
Sonntag, 17.03.2019
Ein strammes Programm gab es für die Ordinarien der deutschen Bistümer in dieser Woche. Doch für die diskutierten Themen gibt es keine Verjährung: Sie stehen noch lange auf der Agenda und verlangen mehr als nur gute Beschlüsse...
INFO: Die 66 katholischen Bischöfe der 27 deutschen Diözesen tagten vom 11.-14.03. im niedersächsischen Lingen/Emsland unter Leitung des Vorsitzenden, Kardinal Reinhard Marx, zur Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz. Auf der Tagesordnung stand erneut die Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs im Bereich der Kirche und im Zusammenhang damit behandelte ein Studientag unter der Überschrift „Die Frage nach der Zäsur“ aktuelle übergreifende Fragen. An der Eröffnungssitzung der Vollversammlung am 11. März 2019 nahmen der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Dr. Nikola Eterović und Kardinal Gregorio Rosa Chávez (Erzbistum San Salvador, El Salvador) teil, dessen Heimat im Mittelpunkt der diesjährigen Fastenaktion der katholischen Kirche in Deutschland steht. Die Bischöfe tagten im Ludwig-Windthorst-Haus, das nach dem Zentrumspolitiker und Reichstagsabgeordneten Ludwig Windthorst (1812-1891) benannt ist.
Eine der Konsequenten der Beratungen: Ohne Gegenstimmen beschlossen wurde ein „synodaler Beratungsprozess“, der gemeinsam mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) organisiert und für Experten von außen offen sein soll. Das ZdK stehe dazu bereit, erklärte Präsident Thomas Sternberg. Foren haben die Vorbereitung für drei Themenkomplexe übernommen: „Macht“ (Bischof Karl-Heinz Wiesemann, Speyer), „Sexualmoral“ (Bischof Franz-Josef Bode, Osnabrück), „Priesterliche Lebensform“ (Bischof Felix Genn, Münster). Sie sollen am 12. und 13. September einen ersten Zwischenbericht geben.
Begleitet war das Bischofstreffen gleich von Beginn an durch Proteste der katholischen Basis. Sie pochte auf völlige Aufklärung des Missbrauchs und forderte eine stärkere Beteiligung von Laien an Entscheidungsprozessen und Kirchenleitung. Die Bischöfe beschlossen, deutlich mehr Frauen in Führungsämtern einzustellen, auch bei der Personalführung. Sie einigten sich, mindestens ein Drittel der Stellen in der höheren und mittleren Leitungsebene mit Frauen zu besetzen.
Die Predigten von Kardinal Reinhard Marx (München-Freising), Kardinal Rainer Maria Woelki (Köln), Bischof Dr. Franz-Josef Bode (Osnabrück) und Erzbischof Hans-Josef Becker (Paderborn) sind unter https://dbk.de/themen/vollversammlung/ dokumentiert. Weitere Informationen zum Studientag „Die Frage nach der Zäsur – zu übergreifenden Fragen, die sich gegenwärtig stellen“:
13.03.2019: „Sexueller Missbrauch an Minderjährigen: Aufarbeitung und Prävention – Informationen zum aktuellen Stand“, Statement von Bischof Dr. Stephan Ackermann (Trier), Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für Fragen des sexuellen Missbrauchs im kirchlichen Bereich und für Fragen des Kinder- und Jugendschutzes
13.03.2019: „Die Frage nach der Zäsur – zu übergreifenden Fragen, die sich gegenwärtig stellen“, Schwerpunkt der Beratungen der Frühjahrs-Vollversammlung zu den Konsequenzen aus der MHG-Studie („Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“)
Einführung von Prof. Dr. Julia Knop: Professorin für Dogmatik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Erfurt
Vortrag von Prof. Dr. Philipp Müller: Professor für Pastoraltheologie in Mainz, Studium in Theologie und Geschichte, Promotion, Habilitation in Pastoraltheologie und Homiletik, war u. a. Regens des Erzbischöflichen Priesterseminars der Erzdiözese Freiburg in St. Peter (Schwarzwald), ist Berater der Kommission für geistliche Berufe und kirchliche Dienste (IV)
Vortrag von Prof. Dr. Gregor Maria Hoff: Professor für Fundamentaltheologie in Salzburg, Studium in klassischer Philologie, Theologie, Philosophie und Germanistik, Promotion und Habilitation in Fundamentaltheologie, war u. a. Obmann der Salzburger Hochschulwochen, ist Berater der Glaubenskommission (I) und der Unterkommission für die religiösen Beziehungen zum Judentum und Konsultor der Päpstlichen Kommission für die Beziehungen zum Judentum.
Vortrag von Prof. Dr. Eberhard Schockenhoff: Professor für Moraltheologie in Freiburg, Studium der Theologie, Promotion und Habilitation in Moraltheologie, war u. a. Mitglied im Deutschen Ethikrat, ist Berater der Glaubenskommission (I)
Zu den Ergebnissen: Abschlusspressebericht von Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, zur Frühjahrs-Vollversammlung in Lingen vom 14.04.2019
Videos von der Vollversammlung in Lingen: Zum Videoarchiv
Deutsche Bischofskonferenz: Die 1867 erstmals zusammengetretene Konferenz ist der Zusammenschluss der katholischen Bischöfe aus den 27 Bistümern in der Bundesrepublik, als Ortsbischöfe eine Diözese leiten oder als Weihbischöfe dabei helfen. Oberstes Organ ist die im Frühjahr und Herbst tagende Vollversammlung. Die Frühjahrstreffen finden an wechselnden Orten statt. Die Herbstvollversammlung tagt jeweils in Fulda und damit am Grab des „Apostels der Deutschen", des heiligen Bonifatius. Derzeit hat die Bischofskonferenz 67 Mitglieder, Vorsitzender ist der Münchner Kardinal Reinhard Marx, stellvertretender Vorsitzender der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode. Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz, Kaiserstraße 161, 53113 Bonn, Internet: www.dbk.de.