Nagelkreuzgemeinschaft: Von Coventry in die Welt

Am 14. November 1940 abends um 19:20 Uhr starteten mehr als 500 deutsche Bomber einen verheerenden Luftangriff auf die englische Stadt Coventry. 4.000 Wohngebäude und die mächtige Kathedrale St. Michael (Foto) wurden dabei völlig zerstört.

Insgesamt wurden 60.000 Gebäude beschädigt, es gab mindestens 568 Tote und etwa 1.000 Verletzte. Im Stadtzentrum blieb kaum ein Gebäude unbeschädigt. Die Deutschen nutzten bei ihrem Angriff auf Coventry eine Taktik, die nur wenig später auch von den Alliierten Bomberverbänden bei ihren Attacken auf deutsche Städte verwendet wurde: Eine erste Welle von Flugzeugen warf Luftminen und Sprengbomben ab, so dass Dächer abgedeckt und Straßen durch Krater schwer passierbar wurden. In weiteren Wellen folgten dann Spreng- und Brandbomben, die in die abgedeckten Häuser fielen und  schwere Brände entfachten. Seinen Höhepunkt erreichte das Bombardement mit dem Codenamen „Operation Mondscheinsonate“ um Mitternacht. Erst in den frühen Morgenstunden des folgenden Tages gegen 6:15 Uhr wurde Entwarnung gegeben.

Aus den Trümmern der zerstörten St- Michael´s Kathedrale ließ der damalige Dompropst Richard Howard zwei verkohlte Holzbalken bergen und zu einem großen Kreuz zusammensetzen. In die Chorwand der Kirchenruine ließ er außerdem die Worte „FATHER FORGIVE“ (Vater vergib) meißeln und veranlasste, dass drei große Zimmermannsnägel aus dem verbrannten Dachstuhl zu einem Kreuz verarbeitet und aufgestellt wurden. Dieses Nagelkreuz von Coventry und mit ihm der Wunsch nach Frieden und Versöhnung sollte sich nach dem Krieg in alle Welt verbreiten.

Zu verdanken ist dies Bill Williams, der von 1958 bis 1981 Dompropst in Coventry war. Er entwickelte den Gedanken einer Gemeinschaft von Nagelkreuzzentren. Im Online-Lexikon Wikipedia heißt es dazu: „Weltweit haben sich ökumenische Glaubensgemeinschaften als Nagelkreuzgemeinschaft gebildet. Ihr gehören in Deutschland derzeit 63 Orte mit regelmäßigem Versöhnungsgebet in 49 Städten an; weltweit sind es derzeit über 160. In Deutschland können auch Einzelpersonen Mitglied der Nagelkreuzgemeinschaft werden. Das Nagelkreuz wird von der Kathedrale in Coventry überwiegend an Kirchengemeinden übergeben, um sie in ihrer Versöhnungs- und Friedensarbeit zu stärken. Die Ziele der weltweiten Nagelkreuzgemeinschaft sind nicht ausschließlich auf die Aussöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg ausgerichtet, sondern lauten: Wunden der Geschichte heilen, mit Verschiedenheiten leben und die Vielfalt feiern, an einer Kultur des Friedens bauen.

Als äußeres Zeichen der Verbundenheit erhält jedes Nagelkreuzzentrum ein Kreuz aus drei Nägeln von Coventry, das dem originalen Kreuz nachgebildet ist.“