No fun vor´m Fest: Advent war mal eine Fastenzeit

von Ann-Marlen Hoolt

Sonntag, 28.11.2021

Weihnachtskekse vor Tannengrün
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Lecker und nicht gerade kalorienarm: selbstgebackene Weihnachtskekse gehören für viele zu einer gemütlichen Adventszeit dazu (Foto: Pixabay)

Wenn die Tücher auf Altar und Kanzel violett gefärbt sind, dann ist eine Zeit der Buße angesagt. Das gilt zum Beispiel für die 40tägige Passionszeit vor dem Osterfest, aber auch im Advent. In den Wochen vor Weihnachten wurde früher sogar gefastet.

Nachdem das Konzil von Nicäa (heute: Iznik in der Türkei) im Jahr 325 den Geburtstag von Jesus Christus auf den 25. Dezember festgelegt hatte, wurde das Weihnachtsfest in den drauffolgenden Jahrzehnten fester Bestandteil in den christlichen Kirchen. Und weil Ostern – das älteste und wichtigste Fest – mit einer 40tägigen Buß- und Fastenzeit im Vorfeld verbunden war, sollte das Gleiche auch für Weihnachten gelten.

Ausgehend vom 25. Dezember und 40 Tage rückwärts gerechnet landet man beim Martinstag (11.11.) als Beginn der vorweihnachtlichen Fastenzeit, in der u.a. der Verzehr von Fleisch, Eiern und Milchprodukten untersagt war. Zugleich markierte der 11.11. das Ende des bäuerlichen Wirtschaftsjahres, und weil viele Erzeugnisse nicht über mehrere Wochen haltbar gemacht werden konnte, wurden sie vor dem Beginn der adventlichen Fastenzeit am Martinstag schnell noch verzehrt.

Dieser Brauch des Festessens und der Schlemmerei hat sich in Form des traditionellen Martinsgans-Essens bis heute gehalten. Und auch hier gibt es eine Parallele zum Osterfest. Dessen 40tägige Buß- und Fastenzeit (auch Passionszeit genannt) beginnt bis heute jedes Jahr am Aschermittwoch – dem Tag, an dem der Karneval endet. Im Wort Karneval steckt das Lateinische „carne vale“, zu Deutsch: „Fleisch, lebe wohl!“. Der mittelalterliche Ausruf erinnert daran, die vorhandenen Fleischvorräte in wildem Treiben und Feiern zu verzehren, da sie andernfalls wegen des Fleischverbotes in der Fastenzeit verdorben wären.

Apropos Karneval: Die Jecken und Narren feiern zwar bis heute am 11. November den Sessionsauftakt, aber die darauffolgende Zeit von 12. November bis Anfang Januar bleibt selbst in den Karnevalshochburgen weitgehend karnevalsfrei. „Und das ist nicht nur dem November als Trauermonat und dem besinnlichen Charakter der Vorweihnachtszeit geschuldet, sondern eben auch der alten abendländischen Tradition des Adventsfastens“, heißt es dazu auf der Internetseite von katholisch.de.

Mehr Infos zum Advent als Buß- und Fastenzeit gibt es im Netz bei welt.de und auf dieser Seite von katholisch.de

"Buße zu tun" hat sie eine lange christliche Tradition. Schon die Bibel erzählt davon. So berichtet zum Beispiel der Prophet Jona (Kap. 3, Verse 4-10) von den Menschen von Ninive, die in ihrer Bedrängnis Buße tun und ihr Leben umkrempeln, in der Hoffnung auf Gottes Gnade. Der Begriff "in Sack und Asche gehen" findet hier eine Anlehnung, wenn Jona von "dem Sack der Buße" berichtet.

Doch mit "Buße" ist heute nach evangelischem Verständnis kein graues "in Sack und Asche gehen" mehr gemeint, kein kleindenken und trauern. Buße - das bedeutet Umkehr, oder zunächst vielmehr ein Innehalten, Stillwerden und Prüfen, ob das eigene Leben noch in den richtigen Bahnen verläuft. Martin Luther spricht von der Buße dann auch als von einem "fröhlichen Geschäft"! Denn da soll es Zeit geben für eigene Gefühle, für Kummer, der unterdrückt, für Fragen, die offen blieben - da soll bedacht werden, was den Menschen letztlich gut tut. Denn in aller Hektik, Geschäftigkeit und Schnelligkeit - oder auch nur im ganz normalen Alltag - bleibt manches von dem auf der Strecke, das wirklich zählt. Buße tun, das heißt Innehalten und manchmal auch Umdenken - zum Leben und zu Gott hin.

Sonntag, 28.11.2021