Notfallseelsorge: Dasein, wenn Worte fehlen

von Stefan Klinkhammer

Sonntag, 23.03.2025

Bild: Podcast 'kannste glauben' © Bistum Münster
Beitrag anhören

Bild: Podcast "kannste glauben" © Bistum Münster

Vor 10 Jahren stürzte ein Flugzeug über den französischen Alpen ab. Alle 150 Menschen kamen ums Leben, darunter Schüler und Lehrerinnen aus Haltern am See. Wie in solchen Situationen Notfallseelsorge helfen kann erzählt eine Notfallseelsorgerin...

INFO: Hamm (pbm/lb). Sie ist 32 Jahre jung und dennoch haben Tod, Trauer und Abschiednehmen eine wichtige Bedeutung in ihrem Leben. Stella Lommatzsch aus Hamm ist Notfallseelsorgerin. In der neuen Folge von „kannste glauben“, dem Podcast des Bistums Münster, spricht die junge Frau mit Moderatorin Ann-Christin Ladermann über ihren Weg in dieses Ehrenamt und darüber, wie sie Menschen hilft, die erste Trauer nach dem Tod eines Nahestehenden auszuhalten. „Notfallseelsorge ist in erster Linie Erste Hilfe für die Seele“, erklärt sie: „So wie Feuerwehr und Rettungskräfte für den Körper da sind, stehen wir für die emotionalen Bedürfnisse der Betroffenen zur Verfügung.“ Die Notfallseelsorge wird in der Regel von der Feuerwehr oder den Rettungskräften alarmiert, um Angehörige in schwierigen Situationen zu begleiten. „Wir sind bei häuslichen Todesfällen, aber auch bei größeren Ereignissen wie Verkehrsunfällen oder Amokläufen im Einsatz“, berichtet Stella Lommatzsch. Es sei wichtig, den Menschen zu zeigen, dass sie nicht allein sind und dass es einen Weg gibt, mit ihrem Schmerz umzugehen. Stella Lommatzsch spricht in der gut halbstündigen Folge auch über die Ausbildung zur Notfallseelsorgerin. Für Interessierte hat sie einen klaren Rat: „Wenn du das Gefühl hast, dass es etwas für dich sein könnte, dann mach die Ausbildung. Selbst wenn du am Ende feststellst, dass es nicht das Richtige ist, nimmst du wertvolle Erfahrungen mit, die dein Leben bereichern.“

Die Bedeutung der Notfallseelsorge hat der emeritierte Weihbischof Dieter Geerlings vor zehn Jahren erlebt. Am 24. März 2015 stürzte eine Germanwings-Maschine über den französischen Alpen ab. Alle 150 Menschen kamen ums Leben, darunter Schülerinnen und Schüler des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See. Mehrmals war Geerlings, damals Regionalbischof für den Kreis Recklinghausen, in den Tagen nach dem Absturz in Haltern vor Ort. Bei „kannste glauben“ berichtet der Weihbischof, wie er die Trauer und den Umgang mit dieser Ausnahmesituation damals erlebt hat. „Ich kam in eine Stadt, die ausgestorben war“, erinnert er sich. Die Notfallseelsorgenden seien dauerhaft in Aktion gewesen. „Ich glaube, jeder Mensch braucht in einer solchen Situation jemanden, der einfach da ist und der nicht unbedingt Angehöriger ist.“ 

Die Folge des Bistums-Podcasts „kannste glauben“ mit Stella Lommatzsch ist auf www.kannste-glauben.de abrufbar. Zudem können alle Folgen der Reihe bei Spotify, podcaster.de, Deezer, Google Play, YouTube und Itunes kostenfrei angehört und abonniert werden.

Haltern am See erinnert: Mit Schweigeminute, Kerzenlicht und Gemeinschaft erinnert die Stadt an die 16 Schüler und zwei Lehrerinnen, die am 24. März 2015 beim Absturz einer Germanwings-Maschine starben. Der Copilot ließ damals die Maschine absichtlich gegen den Berg in Le Vernet in den französischen Alpen prallen. Der Absturz riss 149 Menschen mit in den Tod, darunter 16 Schülerinnen und Schüler sowie zwei Lehrerinnen des Joseph-König-Gymnasiums in Haltern am See.
Der Jahrestag am Montag, 24. März 2025, ist an der Schule unterrichtsfrei und viele Menschen werden sich mit den betroffenen Familien an der Gedenkstele der Schule an der Holtwicker Straße 3-5 in 45721 Haltern am See versammeln. Vertreter aus Politik und Kirchen werden sprechen und zur Absturzzeit um 11.41 Uhr gibt es eine Schweigeminute, während die Glocken der Stadt läuten. Vor dem Schulgebäude wurden zur Erinnerung 18 japanische Kirschen gepflanzt und Tausende von Tulpen, die in der Jahreszeit des Absturzes zu blühen beginnen. Innen erinnert ein Raum mit Porträtfotos an die getöteten Teenager und ihre Lehrerinnen. Um 19 Uhr wird der Opfer in einem ökumenischen Gottesdienst in der Pfarrkirche St. Sixtus  an der Gildenstraße 22 gedacht. In ihr steht eine Steintafel mit den Namen der Opfer und Kerzen brennen neben dem Haltener Wallfahrtskreuz.

Sonntag, 23.03.2025