Ohne Ehrenamtliche geht gar nichts

von Katharina Roß

Sonntag, 08.12.2024

im Krankenhaus: Ehrenamtliche versorgt Patietin mit Lesestoff
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Die Patienten mit Lesestoff zu versorgen, ist nur eine der vielen Aufgaben für die ehrenamtlichen Helfer*innen im Krankenhaus. Allein bei der AG Ev. Krankenhaushilfe leisten über 5.000 "Grüne Damen" (und Herren) ihren Dienst

Millionen Menschen engagieren sich freiwillig und unentgeltlich in der Politik, im Sport, im Umwelt- und Naturschutz, im Sozial- und Bildungsbereich, aber auch in der Kirche oder im Rettungswesen. Ohne sie würde die Gesellschaft nicht funktionieren.

Rund 28,8 Millionen Menschen in Deutschland ab 14 Jahre – das entspricht etwa 39 Prozent der Bevölkerung – engagieren sich laut aktuellen Studien ehrenamtlich. Andere Quellen sprechen dagegen nur von etwa 17 Millionen Ehrenamtlichen, weisen aber zugleich darauf hin, dass „diese Zahl nicht identisch mit der der tatsächlich in einem Ehrenamt tätigen Personen. Grund dafür ist, dass zahlreiche Ehrenämtler Mehrfachtäter sind, also mehr als ein ehrenamtliches Amt bekleiden. Hier ist insbesondere die starke Gruppe der Freiwilligen Feuerwehrmänner und Feuerwehrfrauen zu nennen, die insgesamt knapp 100 000 Köpfe zählt. Viele von ihnen sind zugleich auch beim Technischen Hilfswerk (THW), bei der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), der Caritas oder dem Roten Kreuz und / oder beim lokalen Sport- oder Schützenverein ehrenamtlich tätig.“

Das Statistik-Portal statista.de schreibt dazu: „Die Mehrheit der Ehrenamtlichen in Deutschland war laut der bevölkerungsrepräsentativen Studie VuMA (Verbrauchs- und Medienanalyse) im Jahr 2021 über 50 Jahre alt - knapp ein Fünftel war 70 Jahre und älter. Insgesamt verfügten sie über eine höhere Schul- und Berufsausbildung als die Gesamtbevölkerung: Gut ein Drittel besaß die allgemeine Hochschulreife und etwa 18 Prozent hatten einen Hochschulabschluss. Außerdem verfügten die Personen mit ehrenamtlichem Engagement über ein insgesamt höheres Haushaltsnettoeinkommen als die deutsche Bevölkerung.“

Der finanzielle Gegenwert der ehrenamtlich geleisteten Arbeit ist enorm. Schätzungen zufolge entspricht der Wert der Freiwilligenarbeit einem Beitrag zur Volkswirtschaft von etwa 90 bis 130 Milliarden Euro pro Jahr. Laut einer forsa-Umfrage vom Januar 2022 leisten allein die Ehrenamtlichen in Nordrhein-Westfalen pro Jahr freiwillige Arbeit im Wert von insgesamt 19,14 Milliarden Euro, wobei jeder Ehrenamtliche für seinen Dienst durchschnittlich etwa 214 Stunden jährlich aufwendet. Eine ältere Studie aus dem Jahr 2008 kommt zu dem Schluss: „Pro Jahr leisten alle Ehrenamtlichen zusammen genommen 4,6 Milliarden Arbeitsstunden.“ Würde diese Arbeit entlohnt werden, müssten erhebliche öffentliche und private Mittel aufgebracht werden, die momentan eingespart bzw. andernorts eingesetzt werden können.

Laut einer Statistik-Grafik des ZDF stellen Sportvereine den größten Bereich ehrenamtlicher Tätigkeit dar. Demnach sind hier insgesamt 2.027.000 ehrenamtliche Trainer, Betreuer und Schiedsrichter aber auch Kassenwarte und Vorstände tätig. Doch die eigentlichen Spitzenreiter in Sachen Ehrenamt sind die beiden großen Kirchen in Deutschland und ihre Hilfswerke Caritas und Diakonie. Ehrenamtliche sitzen dabei nicht nur in den Leitungsämtern der Kirchengemeinden, auch viele andere Arbeiten und Aufgaben werden unentgeltlich von Freiwilligen erledigt. Ehrenamtliche singen z.B. im Chor mit, andere schreiben und verteilen den Gemeindebrief, wieder andere kümmern sich um Kinder oder gestalten Krabbelgottesdienste und Gemeindefeste, sind im Besuchsdienst aktiv oder helfen im Konfirmandenunterricht.

Laut der aktuellsten EKD-Statistik aus dem Jahr 2022 engagieren sich auf diese Weise gut 900.000 Menschen ehrenamtlich in der evangelischen Kirche. Davon waren 619.520 weiblich und 280.530 männlich. In der katholischen Kirche fällt die Zahl der Ehrenamtlichen etwas geringer aus: Schätzungen zufolge sind es hier etwa 600.000. Hinzu kommen weitere 490.000, die ehrenamtlich in der Caritas mitarbeiten, dem Hilfswerk und Wohlfahrtsverband der katholischen Kirche. Beim evangelischen Pendant, der Diakonie, unterstützen weitere rund 700.000 Ehrenamtliche die Arbeit in Krankenhäusern, Altenpflegeheimen, Sozialstationen, Wohngruppen oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen, Einrichtungen der Kinder- und Jugendhilfe, Angeboten für Suchtkranke und Obdachlose oder soziale Beratungsstellen. Zusammengenommen bringen es die beiden Konfessionen in Deutschland damit auf 2,69 Millionen Ehrenamtliche.

Ehrenamtliche Arbeit ist ohne Zweifel das Rückgrat vieler Bereiche in Deutschland. Ohne das Engagement dieser Menschen würde ein erheblicher Teil der sozialen, sportlichen und kulturellen Angebote wegbrechen. Ein gutes Beispiel dafür sind die Tafeln in Deutschland, die in Supermärkten und Bäckereien Lebensmittel einsammeln und an Bedürftige verteilen. Den bundesweit 44 hauptamtlichen Kräften des Vereins stehen in der Fläche rund 60.000 Ehrenamtliche zur Seite und sammeln und verteilen die Lebensmittel vor Ort. Ohne sie gäbe es die Tafeln nicht. Es ist daher von großer Bedeutung, ehrenamtliche Tätigkeit zu fördern und gesellschaftlich wie politisch zu würdigen. Ehrenamtliche verdienen nicht nur Dank, sondern auch Unterstützung, um weiterhin ihre wertvolle Arbeit leisten zu können.

Tipps und Infos zum Thema Ehrenamt gibt es z.B. unter https://www.engagiert-in-nrw.de/ und https://deutsches-ehrenamt.de

Sonntag, 08.12.2024