Ohne Zukunftsperspektive droht Apathie

von Manfred Rütten

Sonntag, 24.01.2021

Schriftzug Good Morning Future
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Das jüngste Buch von Horst Opaschowski erschien 2020 und heißt "Die semiglückliche Gesellschaft: Das neue Leben der Deutschen auf dem Weg in die Post-Corona-Zeit."

Horst W. Opaschowski leitet seit 2014 das Opaschowski Institut für Zukunftsforschung. Der heute 80jährige Publizist ist seit vielen Jahren als Berater für Politik und Wirtschaft tätig. 2020 schrieb er ein Buch über die Post-Corona-Zeit.

„Die Krise zwingt die Menschen zum Umdenken“, ist Opaschowski überzeugt. Die Corona-Pandemie werde Auswirkungen auf die kommenden Jahre haben, und zwar durchaus positive: „Erstens kommt ein gesundheitsorientiertes Lebenskonzept auf uns zu, in dem Gesundheit als das wichtigste Lebensgut angesehen wird. Und zweitens ein sozial orientiertes Lebenskonzept, in dem die Partnerschaft, die Familie, die Kinder immer wichtiger werden.“ Das ist nur eine der Schlussfolgerungen, die Opaschowski aus mehreren Umfragen zieht, die er 2020 durchgeführt hat: Vor der Krise im Januar, beim ersten Shutdown im März und nach den Lockerungen im Juli. Dabei wurden 3.000 Menschen in Deutschland zu ihrem Wohlergehen und ihrer Lebenszufriedenheit befragt.

Über weitere Erkenntnisse seiner Studie sagte Opaschowski am 11. Januar 2021 in einem Interview mit dem Magazin „FOCUS“: „Die »German Angst« können Sie 2020 vergessen. Das derzeit vorherrschende ambivalente Lebensgefühl der Deutschen ist weder blauäugig noch naiv, eher realitätsnah und zuversichtlich zugleich. Die Bundesbürger sorgen sich zwar über die Ungewissheit der weiteren Krisenentwicklung, zeigen sich aber sich trotzdem gelassen, das Beste aus dem Leben machen zu können. Bei den Jüngeren ist es eher Coolness, bei den Älteren mehr Besonnenheit. Dies ist ein Ausdruck von Krisenresistenz. Für die Politik auf jeden Fall ein Glücksfall, weil sich die Bevölkerungsmehrheit dabei ruhig verhält und sich auch für ungewöhnliche Problemlösungen aufgeschlossen zeigt. Nur so ist es zu erklären, dass in der Bevölkerung die Zufriedenheit mit dem Krisenmanagement der Politik dominiert.“

Über seine eigene Person sagt der Zukunftsforscher, er sei im Grunde seines Herzens ein religiöser Mensch, aber anders als in seiner Jugend heute nicht mehr kirchlich engagiert. Im Interview mit dem Kölner „Domradio“ verriet der 80jährige außerdem: „Eigentlich wollte ich Historiker werden. Das klingt wie ein Gegensatz, ist aber keiner. Denn wer nicht zurückschauen kann, kann auch nicht nach vorne blicken. Ich habe über 20 Jahre lang ein Freizeit-Forschungsinstitut geleitet und die Alltagsgewohnheiten der Deutschen von A bis Z erforscht. Dabei erkannte ich: Es ändert sich schon viel, aber ein Großteil unseres Alltags bleibt unverändert - in zehn oder zwanzig Jahren auch. Das wirklich Neue ermittle ich aus Repräsentativumfragen (...) deren Ergebnisse allgemein überprüfbar sind. Über meine Interpretationen kann man sicherlich streiten, aber die Daten sind nicht aus der Luft gegriffen.“

Sonntag, 24.01.2021