Ostern: Ein Besuch in der Grabeskirche
Sonntag, 16.04.2017
Die Grabeskirche in der Altstadt von Jerusalem gehört zu den wichtigsten heiligen Stätten des Christentums. An der Stelle, wo sie steht, soll Jesus gekreuzigt und wenig später in einem Felsengrab bestattet worden sein.
Als Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert den Auftrag zum Bau der Basilika erteilte, lag der Ort noch außerhalb der Stadtmauern. Die Lage vor den Toren Jerusalems deckt sich mit Berichten der Bibel. Dort heißt es zum Beispiel im Johannes-Evangelium (Kap. 19, Vers 17): "Und er (Jesus) trug sein Kreuz und ging hinaus zur Stätte, die da heißt Schädelstätte, auf Hebräisch Golgatha." Auch den damals herrschenden jüdischen Vorschriften und Gebräuchen zufolge mussten Beerdigungen und auch Hinrichtungen außerhalb der Stadtmauern stattfinden.
Nachdem im 19. Jahrhundert auch noch andere Plätze als Ort der Kreuzigung und Grablegung Jesu diskutiert wurden, ist sich die Wissenschaft inzwischen relativ sicher, dass die vor 1700 errichtete Grabeskirche tatsächlich über der Stelle steht, an dem Jesus hingerichtet und bestattet wurde und wo er "am dritten Tage" von den Toten auferstand. Ausführliche Infos in einem Artikel der Zeitung "DIE WELT" vom November 2012.
Die 335 n.Chr. eingeweihte Basilika wurde im Jahre 1009 auf Befehl des muslimischen Sultans Al-Ḥākim zerstört. Der Wiederaufbau begann nach der Rückeroberung Jerusalems nach dem Ersten Kreuzzug (1096 – 1099). Dabei konnten die fast vollständig erhaltenen Außenmauern und Teile der Stützenstellung wiederverwendet werden. Zwischen 1160 und 1170 folgten weitere bauliche Veränderungen, wobei aber der Rundbau über dem Grab Christi nicht angetastet wurde. Seit März 2016 wurde die Grabeskirche vorsichtig instandgesetzt. Dabei sind u.a. auch zum ersten Mal seit Jahrhunderten die Mamorplatten von der Grabstelle entfernt und gereinigt worden. Berichten zufolge hätten einige technische Geräte in diesem Moment ihren Dienst versagt. Pünktlich vor dem Osterfest 2017 konnten die Arbeiten jetzt abgeschlossen werden.
Im Innern der Grabeskirche, die am Ende der etwa 700 Meter langen Via Dolorosa in Jerusalem liegt, befinden sich heute sowohl das mutmaßliche Grab Jesu als auch die letzten Stationen seines Kreuzweges (Salbungsstein) und der Ort der Kreuzigung selbst. Das macht die Kirche zur bedeutendsten in ganz Jerusalem und zur wichtigsten Stätte des Christentums. Jedes Jahr ist die Grabeskirche Ziel von unzähligen Touristen und Pilgern aus alle Welt.
Insgesamt sechs christliche Konfessionen teilen sich das Gebäude, das hauptsächlich von Angehörigen der römisch-katholischen Kirche, der griechisch-orthodoxen und der armenisch apostolischen Kirche verwaltet wird. "Mitbewohner" sind aber auch Kopten, Syrer und Äthiopier. Welche Konfession wann und wo welche Liturgie innerhalb der Grabeskirche feiern darf, ist minutiös in fast 2000 Vorschriften festgelegt. Trotzdem gibt es immer wieder Streit zwischen den Hütern des Gebäudes. Da ist es geradezu beruhigend zu wissen, dass keiner von ihnen den Schlüssel für den Haupteingang zur Kirche hat. Der befindet sich seit Jahrhunderten schon in der Hand einer muslimischen Familie, der Joudeh. Und ein Angehöriger der ebenfalls muslimischen Familie Nusseibeh schließt jeden Morgen und jeden Abend die Grabeskirche auf und ab.