Ostern: Kein einheitlicher Termin für alle Christen
Sonntag, 05.04.2015
Die Christen - egal ob evangelisch, katholisch oder orthodox - feiern an Ostern die Auferstehung Jesu von den Toten und damit das zentrale Ereignis ihres Glaubens. Beim Datum für das Osterfest endet allerdings die Gemeinsamkeit.
Nach einem längeren Meinungsstreit zwischen juden- und heidenchristlichen Gemeinden über den Tag, an dem Ostern zu feiern sei, entschied das 1. Kirchenkonzil von Nicäa im Jahr 325, dass Ostern nicht mehr zeitgleich mit dem jüdischen Passahfest zu feiern ist, sondern stets an einem Sonntag – und zwar an dem Sonntag, der dem Tag des ersten Frühlingsvollmonds (dem Passahfest der Juden) folgt. Mit dieser Regelung wurde ein Bruch mit der jüdischen Tradition vollzogen, nach der das Passah- und damit nach Auffassung der judenchristlichen Gemeinden auch das Osterfest auf jeden Tag der Woche fallen konnte.
Trotz dieser scheinbar klaren Regelung wurde Ostern innerhalb des Römischen Reiches weiterhin an verschiedenen Tagen gefeiert. Grund hierfür war die die Frage, wann genau denn der Frühling beginnt? Denn astronomisch variiert der Frühlingsanfang – die sogenannte "Tag-und-Nacht-Gleiche" (Äquinoktium) – zwischen dem 19. und dem 21. März. Erst 200 Jahre nach dem Konzil von Nicäa wurde der 21. März als Frühlingsbeginn festgelegt. Doch es dauerte noch bis in die Zeit von Karl dem Großen um 800 n.Chr., ehe sich die Osterberechnung auf dieser Basis überall durchgesetzt hatte und die gesamte Christenheit an einem einheitlichen Termin das Fest der Auferstehung feierte.
Die Zeit des gemeinsamen Osterfestes endete 1582 wieder, als Papst Gregor XIII. den bis dahin gültigen Julianische Kalender durch den sog. Gregorianischen Kalender, den wir bis heute kennen und nutzen, ersetzte. Grund für die Reform war, dass der julianische Kalender dem Jahreslauf der Sonne im 16. Jahrhundert (im Verhältnis zum 4. Jahrhundert) bereits um zehn Tage hinterher hinkte. Die Umstellung auf den gregorianischen Kalender korrigierte diesen Fehler, indem per Anordnung auf Donnerstag, den 4. Oktober, sofort Freitag, der 15. Oktober folgte.
In der evangelischen und katholischen Kirche wurde der gregorianische Kalender übernommen und gilt bis heute als Berechnungsgrundlage für den Ostertermin. Orthodoxe Kirchen benutzen dagegen immer noch den alten Julianischen Kalender, was zu einer Abweichung von mehreren Tagen führt. Deshalb feiern in diesem Jahr die russisch-orthodoxe, die griechisch-orthodoxe und die serbisch-orthodoxe Kirche ihr Osterfest erst am 12. April, während in den "Westkirchen" bereits am 5. April gefeiert wird.
Um zu einem einheitlichen Ostertermin zu gelangen, haben evangelische, katholische und orthodoxe Kirchen immer wieder Gespräche geführt – so zum Beispiel 1997 im syrischen Aleppo. Hier wurde vorgeschlagen, dass Ostern weiterhin an dem Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond gefeiert wird. Dabei solle allerdings nicht mehr der Null-Meridian von Greenwich als Berechnungsgrundlage dienen, sondern der Längengrad von Jerusalem, dem Ort von Jesu Tod und Auferstehung. Eine Lösung ist allerdings nicht in Sicht, und so ist es Zufall, wenn – wie im Jahr 2014 – evangelische, katholische und orthodoxe Christen Ostern an ein und demselben Datum feiern.
Übrigens: Das Osterdatum seinerseits hat direkte und indirekte Auswirkungen auf die Termine anderer beweglicher Feiertage. Genau 49 Tage nach Ostern liegt das Pfingstfest. Christi Himmelfahrt wiederum ist zehn Tage vor Pfingsten und Fronleichnam ist elf Tage nach Pfingsten.