Pilgern: Am besten rund um den Jahreswechsel

von Susanne Zehntbauer

Sonntag, 09.01.2022

Holzschild mit Wegweiser auf einen Pilgerweg
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Pilgerwege müssen nicht in weite Ferne führen. Es gibt sie auch direkt vor der eigenen Haustür. (Foto: Pixabay)

Spätestens seit dem Bestseller "Ich bin dann mal weg" von Hape Kerkeling erlebt das Pilgern in Deutschland eine Renaissance. Es muss aber nicht gleich Santiago de Compostela sein – pilgern kann man auch direkt vor der eigenen Haustür.

Wer diese spezielle Form der "spirituellen Wanderung" mal ausprobieren möchte, hat in NRW die Qual der Wahl. Ob von Emmerich bis Bonn oder von Aachen nach Paderborn - insgesamt sind allein in Nordrhein-Westfalen über 1.600 Kilometer Jakobs-Pilgerwege ausgeschildert. Es geht durch reizvolle Landschaften und vorbei an Naturdenkmälern und historischen Stätten. Eine erste Auswahl und viele weiterführende Informationen bietet die Website http://www.jakobswege-europa.de/wege/westfalen.htm

Anlässlich des Kulturhauptstadtjahres 2010 wurde seinerzeit die Pilgerstrecke "Pilgern im Pott" entwickelt. Sie führt auf verschiedenen Wegen rund 200 km quer durch das Ruhrgebiet – von Dinslaken im Westen bis Holzwickede im Osten, immer der Sonne entgegen und immer entlang der Emscher. Wer die gesamte Strecke unter die Füße nehmen will, hat etwa zehn Tagesetappen vor sich, die mit jeweils 15 bis 20 Kilometern überschaubar und gut zu bewältigen sind. Als Anlauf- und Zielpunkte können dabei die mehr als 20 Gotteshäuser entlang der Pilgerroute dienen. Dabei handelt es sich um "verlässlich geöffnete Kirchen", die mit einem entsprechenden Signet gekennzeichnet sind.

Wer Pilgerwege in den Regionen Westfalen und Lippe sucht, wird auf der Internetseite https://www.wirpilgern.de/ sicher fündig. Einen umfassenden Pilgerservice mit verschiedenen Routen bietet inzwischen auch die Evangelische Kirche im Rheinland (EKiR) an. Auf der Mitte Mai 2014 gestarteten Internetseite www.evangelisch-pilgern.de/ finden Interessierte unter anderem Pilgerwege durch Hunsrück und Eifel, durchs Rheintal oder das Bergische Land. Auch Tipps zum Pilgern, geistliche Impulse für unterwegs und Arbeitshilfen zum Thema sind hier zu finden.

„Hinter der heutigen evangelischen Pilgerpraxis steht der Wunsch nach körperlicher und spiritueller Erfahrung in einer oft hektischen Welt“, heißt es auf der Website von wirpilgern.de: „Nicht das Ziel – wie eine bestimmte Kirche oder ein Heiligengrab – oder die  Belohnung für den Weg stehen im Mittelpunkt, sondern das Unterwegssein, die Begegnung mit anderen Menschen, mit sich selbst, mit der Natur, mit Tieren und mit Gott. Unterwegssein spielt als Motiv im Alten und Neuen Testament eine große Rolle. Für den christlichen Glauben – wie schon im Judentum – gilt: Gott zeigt sich den Menschen unvermutet auf ihren unterschiedlichen Lebenswegen, da wo wir uns bewegen, da wo wir Liebgewordenes zurücklassen (müssen?) oder uns auf Neues einlassen. Das kann man beim Pilgern tun und üben. Zum evangelisch pilgern in der Gruppe gehören Lieder, biblische oder meditative Impulse und auch die Stille. So teilen wir unseren Glauben und auch unsere Zweifel. So erleben wir Spiritualität auf dem Weg, alleine und miteinander. So genießen wir das, was jeder Schritt uns – möglicherweise – schenkt.“

Sonntag, 09.01.2022