Präses Latzel im Flutgebiet: „Christus im Schlamm“
Sonntag, 26.12.2021
Im Januar 2021 wurde er gewählt, im März in sein Amt eingeführt. Seitdem ist Dr. Thorsten Latzel Präses und damit Leitender Geistlicher der Evangelischen Kirche im Rheinland. Zu deren Gebiet gehört u.a. auch das von der Flut schwer getroffene Ahrtal.
Dort haben die Wassermassen mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler einen Ort zerstört, mit dem die rheinische Landeskirche (EKiR) besonders eng verbunden ist. Seit vielen Jahren fand hier regelmäßig die Landessynode statt – das „Parlament“ der rheinischen Kirche mit rund 200 Abgeordneten aus Gemeinden, Kirchenkreisen und Landeskirche. Der Tagungsort, das Dorinth-Hotel, wurde bei der Flutkatastrophe schwer verwüstet. Ebenso die gleich neben der Ahr gelegene Martin-Luther-Kirche, wo traditionell die Eröffnungsgottesdienste der Landessynode stattfanden.
Als Präses Dr. Thorsten Latzel nur wenige Tage nach der Flut betroffene Regionen seiner Landeskirche besuchte, führte ihn sein Weg deshalb auch nach Bad Neuenahr. Sichtlich betroffen ließ er sich die Zerstörungen in der Lutherkirche und im benachbarten Gemeindehaus zeigen, stieg in dessen Keller hinunter, wo Wasser und Schlamm das ganze Gemeindearchiv vernichtet hatten und besuchte zusammen mit Notfallseelsorgern Bewohner der Stadt und auswärtige Helfer. Weitere Stationen auf Latzels Reise waren u.a. Bad Münstereifel, Trier, Eschweiler, Sinzig und Erftstadt, die allesamt von den Wassermassen verwüstet wurden. Hier gibt es Reiseeindrücke im Video.
Daneben ließ sich der rheinische Präses auch per Telefon über die Lage in betroffenen Kirchengemeinden unterrichten. Auf der Internetseite der EKiR schreibt er dazu: „Ich habe eben mit verschiedenen Gemeinden in den Überschwemmungsgebieten telefoniert. Das sind wirklich erschütternde Erfahrungen, welche die Kolleg-/innen schildern. Autos, die in Einsturzkratern liegen und bei denen niemand weiß, ob dort nicht noch Menschen drin sind. Tote Pferde, die im Wasser schwimmen. Strom und Telefon sind an vielen Stellen noch abgerissen, so dass man gar nicht genau weiß, wie es den einzelnen Menschen geht. Andere Gemeinden hatten »nur« Wasser in den Häusern und Gebäuden – merken aber, wie mitunter jahrerlange Renovierungsarbeiten mit einem Mal zerstört sind. An den intensiv betroffen Orten findet noch erste Krisen-Intervention statt. Was dies für seelsorgliche Verarbeitung bedeutet, ist noch kaum abzusehen. Richtig berührend ein Gespräch mit einem Kollegen in einer weniger betroffenen Gemeinde: »Wir trommeln gerade Ehrenamtliche zusammen, um anderen zu helfen.« Viele unserer Pfarrer-/innen leisten gerade Außerordentliches in der Vernetzung von Menschen, in der Stärkung von Betroffenen. Gott stärke und stütze sie. Wir sind im Gebet und in Gedanken bei ihnen!“