Rassismus: "Das Leben ist nicht schwarz-weiß"
Sonntag, 26.07.2020
Judy Bailey und Patrick Depuhl (Foto) sind Musiker und seit 23 Jahren miteinander verheiratet. Sie ist schwarz, er weiß. Als überzeugte Christen stehen sie gemeinsam für Toleranz und gegen Rassismus – nicht nur mit ihrer eigenen Musik.
In ihrem Wohnort Alpen im Kreis Wesel haben die beiden vor zwei Jahren das Projekt „HOME.ALPENMUSIK“ ins Leben gerufen. Die Idee: Menschen mit ganz unterschiedlicher Herkunft und Geschichte zusammenzubringen, damit sie sich besser kennen- und verstehen lernen. Innerhalb kurzer Zeit kamen so rund 250 Menschen aus 14 Nationen zusammen, um miteinander Musik zu machen: Kinder aus Albanien, Kamerun und Indien, Flüchtlinge aus Syrien, der örtliche Männergesangverein, eine Kirchenband samt Chor und sogar der Bürgermeister von Olpe – sie alle probten zusammen und standen schließlich gemeinsam mit vielen anderen auf der Bühne.
Als gelungenes Integrationsprojekt wird „HOME.ALPENMUSIK“ am 6. August 2020 mit dem Heimatpreis des Landes NRW ausgezeichnet. Die Ehrung für den 2. Platz übernimmt Ina Scharrenberg, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen. Ebenfalls im August erscheint eine neue Doppel-CD der beiden Initiatoren: „Das Leben ist nicht schwarz-weiß“ – so haben Judy Bailey und Patrick Depuhl ihr neuestes Werk genannt, mit dem sie auch auf Tour gehen wollen. Das Album wird 14 Songs von Judy Bailey im Dialog mit bewegenden Texten von Patrick Depuhl enthalten. Inhaltlich geht es dabei um das Leben, eigene Wurzeln und die Geschichten hinter den Geschichten: „Songs über Wurzeln, Welt und Heimat. Geschichten von Vater, Land und Gott, denn die meisten Dinge die er schuf, sind erstaunlich bunt“, heißt es dazu auf der Website von Judy Bailey.
Die Künstlerin ist überzeugt: Diese Vielfalt ist vom Schöpfer allen Lebens genau so gewollt: „In Gottes Augen sind wir alle besonders – aber alle gleich! Er liebt niemanden mehr oder weniger wegen der Hautfarbe oder ihrer Fähigkeiten. Er liebt uns alle gleich.“ Mit rassistischen Bemerkungen – etwa über ihre Hautfarbe – wird sich die auf Babados geborene Musikerin auch deshalb niemals abfinden: „Es ist einfach so, dass einige Dinge weh tun! Weil: es bleibt nicht bei schwarz und weiß. Leute sagen auch andere Dinge – nicht nur »schwarz«, sondern auch »Neger«.“
Ihren Mann, Patrick Depuhl, stören nicht nur diese groben Beleidigungen, sondern auch die vielen kleinen rassistischen Ressentiments, die über Generationen immer weitergetragen und gedankenlos geäußert werden. Im Interview für das Kirchenmagazin „Himmel & Erde“ nennt er ein Beispiel: „Ich spiele nicht »Wer hat Angst vor dem Schwarzen Mann«. Wir haben mit den Kindern hier im Garten gespielt: »Wer hat Angst vor dem Weißen Hai?«. Dass man sich auch von diesen Sachen verabschiedet, die so leise und scheinbar unschuldig daherkommen und wo man sagt: »Es ist ja nicht so gemeint, ne?«“.
Im September 2019 hatten Wissenschaftler der Universität in einer Erklärung festgestellt: „Menschenrassen gibt es nicht.“ Die Verfasser - der Präsident der Friedrich-Schiller-Universität Jena und der Vorstand der Deutschen Zoologischen Gesellschaft – rufen in der Erklärung dazu auf, den Ausdruck „Rasse“ nicht länger zu verwenden und sich gegen rassistische Diskriminierung einzusetzen. Weiter heißt es dort unter anderem: „Die Einteilung der Menschheit in »Rassen« hat zur Verfolgung, Versklavung und Ermordung von Abermillionen Menschen geführt. Auch heute noch wird der Begriff »Rasse« im Zusammenhang mit menschlichen Gruppen vielfach verwendet. Es gibt hierfür aber keine biologische Begründung, und tatsächlich hat es diese auch nie gegeben“, stellen die Verfasser der Jenaer Erklärung fest. Und weiter: „Das Konzept der Rasse ist das Ergebnis von Rassismus und nicht dessen Voraussetzung.“