Reformationsgedenken: Neue Chancen für Ökumene?
Dienstag, 01.11.2016
Sie löste Weltgeschichte aus: Nicht nur für Kirche und Theologie war die Reformation vor 500 Jahren bedeutsam – sie hat unsere ganze Zivilisation geprägt. Und jetzt: Geht da etwas neu zusammen? Man darf sicher gespannt sein - es ist genug zu tun …
INFO: 2017 erinnern die Christen an den 500. Jahrestag der Reformation. Der legendäre Thesenanschlag durch Martin Luther (1483-1546) am 31. Oktober 1517 gilt als Auftakt für den weltgeschichtlich bedeutsamen Prozess, an dessen Ende die westliche Kirchenspaltung stand. Gestern, genau 500 Jahre später, eröffnete die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihr Jubiläumsjahr - mit einem Gottesdienst in der Berliner Marienkirche und einem Festakt mit Festrede von Bundespräsident Joachim Gauck im Konzerthaus. Zum Auftakt des weltweiten Gedenkens traf Papst Franziskus am 31. Oktober im schwedischen Lund mit der Spitze des Lutherischen Weltbunds (LWB) zusammen und feierte einen Versöhnungsgottesdienst.Das bevorstehende Gedenkjahr soll nach dem Willen aller Kirchen erstmals deutlich ökumenisch geprägt sein: Die christlichen Kirchen wollen im Gedenkjahr 2017 die Kernanliegen und Impulse der Reformation fruchtbar machen. Dazu gehörten der Bezug auf die Bibel, die Ausrichtung an der Gnade Gottes sowie das Priestertum aller Gläubigen. Auch die Kirchenspaltung und ihre „leidvollen Folgen“ sollten bedacht werden, so die ökumenische Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland (ACK), die rund 50 Millionen Christen in Deutschland repräsentiert. Unter dem Motto „Versöhnt miteinander“ entwirft das Wort Perspektiven und Zugänge auf die Feier des Reformationsjubiläums als Christusfest. „Wir müssen eingestehen, als Christen aneinander schuldig geworden zu sein.“ Man ermutige alle christlichen Gemeinden, das Gedenkjahr 2017 ökumenisch zu begehen. Der 1948 gegründeten Arbeitsgemeinschaft gehören 17 Kirchen an, sechs weitere sind Gastmitglieder, vier ökumenische Organisationen haben Beobachterstatus. Kontakt: Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen in Deutschland, Ökumenische Centrale, Ludolfusstraße 2-4, 60487 Frankfurt, Internet: http://www.oekumene-ack.de/aktuell/
Das gemeinsame Reformationsgedenken 2017
Nach einem Briefwechsel zwischen dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm und Kardinal Marx wird 2017 als ein gemeinsames Christusfest begangen. Noch vor der Eröffnung des Reformationsjahres pilgerten je neun Mitglieder der Deutschen Bischofskonferenz und des Rates der EKD vom 16.-22. Oktober 2016 ins Heilige Land zu den Ursprungsorten des christlichen Glaubens, um sich auf den Spuren Jesu trotz aller Trennungen ihrer Verbundenheit zu erinnern. Eine weitere gemeinsame Glaubensquelle, die Heilige Schrift, steht im Vordergrund einer Bibeltagung am 9. Februar 2017 in Stuttgart. Höhepunkt der gemeinsamen Verabredungen soll ein Versöhnungsgottesdienst am 11. März 2017 in der Michaeliskirche in Hildesheim sein. Das am 16. September 2016 vorgestellte Gemeinsame Wort zum Jahr 2017 „Erinnerung heilen – Jesus Christus bezeugen“ beschreibt der Text theologische Schlüsselbegriffe und Erinnerungsorte, die das kollektive Gedächtnis bis heute prägen, um gleichzeitig auf die Fortschritte der ökumenischen Bewegung zu schauen, die offenen Fragen in den Blick zu nehmen und Wege in die Zukunft aufzuzeigen. Die gemeinsamen Herausforderungen, die sich den Christen in der Gesellschaft stellen, sollen in einer ökumenischen Tagung in Verantwortung des Deutschen Evangelischen Kirchentags, des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, der EKD und der Deutschen Bischofskonferenz gegen Ende des Reformationsjahres am 16. September 2017 in Bochum bedacht werden.
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Übersicht über ökumenische Initiativen im Vorfeld und im Jahr 2017