Rosch Haschana: Juden feiern Jahreswechsel

von Bettina Furchheim

Sonntag, 05.09.2021

kleiner Junge mit Kippa bläst auf dem Schofarhorn
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Zu Rosch Haschana, dem jüdischen Neujahrsfest, erklingt traditionell auch das Schofarhorn. (Foto: Pixabay)

Am Abend des 6. September beginnen in diesem Jahr die Feierlichkeiten für das jüdische Neujahrsfest (Rosch Haschana). Es dauert bis zum Abend des 8. September und läutet nach jüdischer Zeitrechnung das Jahr 5782 ein.

Rosch Haschana markiert nicht nur den Jahreswechsel, sondern erinnert zugleich an die Erschaffung von Adam und Eva am sechsten Tag der Schöpfungsgeschichte. Mit diesem Tag beginnt auch der jüdische Kalender, bei dem es sich um einen sogenannten „Mond-Sonnenkalender“. Der Unterschied zwischen dem Sonnenjahr (365 Tage) und dem Mondjahr (354 Tage) wird dadurch aufgehoben, dass immer mal wieder ein dreizehnter Monat dem Jahr hinzugefügt wird, das dann als „Schaltjahr“ bezeichnet wird. Mehr über die recht komplizierten Berechnungen des jüdischen Kalenders gibt es unter https://de.chabad.org/library/article_cdo/aid/55194/jewish/Introduction.htm

Wie auch an anderen jüdischen Feiertagen üblich gehört auch zu Rosch Haschana (auch Rosch ha-Schana) festliche Kleidung, innere Vorbereitung und gutes Essen. Begrüßt wird das neue Jahr nicht mit Böllern und Raketen, sondern mit dem Schofar-Blasen in der Synagoge. Der Schofar oder das Schofarhorn ist ein altes Musikinstrument aus dem Vorderen Orient, das aus einem Widderhorn gefertigt wird. Wie das Horn zu blasen ist und welche Töne in welcher Reihenfolge erklingen sollen, ist genau festgelegt.

Laut Wikipedia dienst „das symbolische Ritual des Schofarblasens zur feierlichen Anerkennung Gottes als König, Beschützer und Richter und soll allgemein aus einer gedankenlosen Lebensweise aufrütteln.“ Dazu passt, dass mit Rosch Haschana eine zehntägige Zeit der Prüfung beginnt: „Am Neujahrsfest werden laut Talmud (…) drei Bücher geöffnet. Ins erste werden die ganz »Gerechten« eingetragen, die sofort das »Siegel des Lebens« erhalten“. Ins zweite Buch werden die ganz »Bösen« eingetragen, die das »Siegel des Todes« erhalten. Und das dritte Buch ist für die »Mittelmäßigen« bestimmt, die sowohl Sünden wie Verdienste vorweisen können. Das endgültige Urteil bleibt in der Zeit vom Neujahrstag bis zum Versöhnungstag (Jom Kippur) offen. Durch Einkehr und Umkehr ist es möglich, das Siegel des Lebens zu erhalten.“

Dabei wird im Judentum zwischen zwei Arten von Schuld unterschieden: das eine sind Sünden gegenüber Gott, das andere sind Verfehlungen anderen Menschen gegenüber. Beiderlei Schuld gilt es bis Jom Kippur auszuräumen und zu tilgen. Wie das geht, erklärt Rabbiner Jitzchak Mendel Wagner aus Krefeld so: „Mensch und Gott kläre ich mit Gott selber. Mensch und Mensch hilft überhaupt nichts, wenn ich jemand anderem etwas Schlechtes getan habe, zu Gott zu kommen und mich zu entschuldigen. Er wird die Ohren sozusagen »zu« haben und sagen: »Erstmal gehst du zu der Person, mit der du das Problem hast, klärst das mit dieser Person, dann kommst du zu mir.« Das geht im Judentum so weit, dass wenn die Person verstorben ist, der ich etwas Schlimmes getan habe, nehme ich mir zehn Juden, gehe zum Friedhof, stehe am Grab und bitte am Grab bei der Seele um Verzeihung für das, was ich ihr getan habe. Also man nimmt das schon sehr ernst.“

Typische Speisen an Rosch Haschana sind Honigkuchen, klein geschnittene gegarte Möhren (Zimmes) mit Honig, Weintrauben, süßer Wein und in Honig getauchte Apfelscheiben sowie Granatäpfel. Sie alle drücken die Hoffnung auf ein gutes, süßes Jahr aus.

Sonntag, 05.09.2021