rundes Jubiläum: 60 Jahre "Brot für die Welt"
Sonntag, 13.01.2019
In den Wirtschaftswunderjahren der jungen Bundesrepublik lenkten evangelische Landes- und Freikirchen den Blick über den eigenen deutschen Tellerrand und starteten 1959 eine Spendenaktion für die Hungernden in der Welt. Der Erfolg war überraschend groß.
Insgesamt kamen bei dieser Sammelaktion 19 Millionen D-Mark zusammen. Es war der Startschuss zur Gründung eines evangelischen Hilfswerkes, das bis heute – 60 Jahre später - unter dem Namen "Brot für die Welt" bekannt ist. In den ersten Jahren nach der Gründung standen Lebensmittelhilfen und Ernährungssicherung im Zentrum der Arbeit. Doch bald schon kommen weitere Aufgabenfelder hinzu, und "Brot für die Welt" engagiert sich auch in Fragen von Bildung, Gesundheit, Wahrung der Menschenrechte oder Gleichstellung der Geschlechter.
Jüngsten Zahlen zufolge hatte das Hilfswerk im Jahr 2017 insgesamt 282 Mio. Euro zur Verfügung. Die drei wichtigsten Geldquellen waren demnach Spenden und Kollekten (61,8 Mio. Euro) sowie kirchliche Mittel (54,7 Mio. Euro) und staatliche Mittel des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (147,3 Mio.). Damit konnte "Brot für die Welt" mehr als 2.000 Projekte in über 90 Ländern fördern, wobei es immer mit lokalen Partnern vor Ort zusammenarbeitet.
Erklärtes Ziel ist es, Hunger und Armut weltweit zu überwinden und sich für mehr Gerechtigkeit einzusetzen. Dazu passt, dass der erste sogenannte "Dritte-Welt-Laden" 1973 in Stuttgart mit Unterstützung von "Brot für die Welt" eröffnet wurde. Schon früh wurde so auf Ungerechtigkeiten im Welthandel hingewiesen und der Grundstein für das gelegt, was heute in Deutschland unter dem Namen "Fairer Handel" seinen Weg bis in die Supermärkte und Discounter gefunden hat. Auch die bekannte Silvester-Aktion "Brot statt Böller", zu der ursprünglich eine schleswig-holsteinische Kirchengemeinde aufgerufen hatte, ist heute bei "Brot für die Welt" angesiedelt.
Der Startschuss zur aktuell 60. Spendenaktion von "Brot für die Welt" fiel am 2. Dezember 2018. Die Eröffnung liegt traditionell in der Adventszeit, erklärt die Präsidentin Cornelia Füllkrug-Weitzel: "Wir machen es nicht in der Adventszeit, um auf die Tränendrüse zu drücken, sondern wir machen es aus der tiefen christlichen Überzeugung, dass im Advent denen das Licht erscheint, die im Dunkeln sitzen und dass es unsere Aufgabe ist, dieses Licht, das Gott allen Menschen schenken möchte, weiterzutragen und sichtbar zu machen und Menschen aus der Dunkelheit herauszuführen."
Über den Grundgedanken, der 1959 zur ersten Spendensammlung und schließlich zur Gründung von "Brot für die Welt" führte, sagt die Präsidentin: "Es ging den evangelischen Landes- und Freikirchen schon damals darum zu sagen: Wir haben Hilfe in der Nachkriegszeit erhalten, auch von Kirchen weltweit. Jetzt ist die Zeit gekommen - wo Deutschland zur Wohlstandsgesellschaft wird - vom Nehmer zum Geber zu werden und die Menschen darauf aufmerksam zu machen, statt immer mehr anzuhäufen, ist die Stunde des Teilens, und das sind auch noch heute unsere zentralen Themen."